Naturliebhaber und Lehrer

Landtagskandidaten: Wolf Hoffmann steigt für die Grünen in den Ring

Der Horber Wolf Hoffmann (64) ist Landtagskandidat für die Grünen im Landkreis Freudenstadt. Die SÜDWEST PRESSE hat den Naturliebhaber und Gewerkschafter bei sich zu Hause besucht. Der Realschullehrer erzählt, wie er zu den Grünen kam, von seiner Zeit in Istanbul und wo er sich am besten entspannen kann.

13.02.2016

Von Sara Vogt

Landtagskandidaten: Wolf Hoffmann steigt für die Grünen in den Ring

Horb. Könnte Wolf Hoffmann zu einem beliebigen Zeitpunkt in der Vergangenheit zurückkehren, wäre es das Jahr 1802. „Ich würde dann gemeinsam mit Alexander von Humboldt den Chimborazo besteigen“, sagt Hoffmann und lacht. Der Naturforscher und seine Expeditionen haben ihn sehr beeindruckt.

SÜDWEST PRESSE: Haben Sie einen Lieblingsfilm?

Wolf Hoffmann: „Der mit dem Wolf tanzt“. Da ich ja auch der einsame Naturliebhaber bin, der die Ohren spitzt und hört, was das Gras sagt.

Hund oder Katze?

Weder noch. Ich liebe die Tiere in der Natur.

Sein Wohnzimmer auf dem Hohenberg ist wie eine Collage: Kinderspielzeug von seinem Enkel Max (1,5 Jahre alt). Bilder seiner Söhne Bastian (30) und Nils (33) hängen an der Wand, neben Malereien seiner Frau Almuth. „Meine Frau hat Kunst studiert“, erklärt er. „Ich habe das Fach auch schon unterrichtet, wir sind uns da nahe.“ Ihr gehören auch das Klavier und die Gitarre. Im Wohnzimmer stehen ein Plattenspieler, Regale voller Bücher, gerahmten Fotos aus allen Ecken zieren die Wände. Hoffmann in einer roten Trekkingjacke am Himalaya. Eine Düne irgendwo in Mexiko.

Was ist Ihr Laster?

Dass ich ab und zu, wenn ich reise, eine Flugreise brauche.

Welches Buch lesen Sie gerade?

„Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ von Joachim Meyerhoff

Lesen und Reisen gehören zu seinen Hobbys. „Während dem politischen Geschäft zum Lesen zu kommen ist allerdings nicht so einfach“, sagt der 64-Jährige. Dazu komme noch die Arbeit als Personalrat in Raststatt und die Fahrzeit dorthin. „Da bin ich froh, wenn ich, wie man das heute so sagt, auch mal chillen kann.“

Bis vor zwei Jahren unterrichtete er an der Horber Realschule. Jetzt ist der Lehrer freigestellt und seit drei Jahren Personalratsvorsitzender am Schulamt Rastatt, das für den Landkreis Freudenstadt, für Baden-Baden und Rastatt für alle Schularten außer Gymnasien und beruflichen Schulen zuständig ist. Er betreut dort 3000 Lehrkräfte. Seit 35 Jahren ist er Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und arbeitete mit am neuen Bildungsplan für Ethik. Hoffmann selbst wurde evangelisch erzogen: „Dazu muss man sagen, mein Vater war Pfarrer.“ Jetzt bezeichnet er sich als konfessionslos und Befürworter des sogenannten globalen Weltethos. „Ich habe sehr großes Verständnis für alle Religionen, die auf unsere demokratische Grundlage Wert legen“, sagt der Landtagskandidat.

Wer ist Ihr politisches Vorbild?

Mein Vorbild ist Joschka Fischer.: Clever, schlagfertig und sehr zielgerichtet im Denken und dabei auch noch durchsetzungsfähig .

Seine politische Vita sei ähnlich wie die von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, sagt Hoffmann. Zu seinen Studentenzeiten war er stark links orientiert, dachte sich dann aber irgendwann, „hoppla, so geht das nicht“. Die Politik der Grünen hat den Wahl-Horber schließlich überzeugt. Oft denke er an die Geburt seines zweiten Sohnes Bastian. „Das war ein erneuter Beginn meines Engagements gegen Atomkraft“, sagt der zweifache Vater. Bastian Hoffmann ist kurz nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl geboren. Seit 1980 ist er Parteimitglied und schon vorher demonstrierte er gegen das Atomkraftwerk in Whyl.

Zu seinen Hauptthemen im Landkreis gehört unter anderem der Breitbandausbau mit Glasfaserkabeln. Darüber hinaus möchte er die Straßenbauprojekte B28, die Brücke in Horb und den Tunnel in Freudenstadt weiter vorantreiben. „Das Märchen, dass die Grünen nur Radwege bauen, regt mich auf“, sagt Hoffmann. Den Nationalpark in Nordschwarzwald sieht der Politiker als große Chance für die Region und den Naturschutz.

Herr Hoffmann, haben Sie einen Lieblingsplatz im Landkreis?

Erstens der Rauschbart und zweitens das Panoramastüble in Baiersbronn Schwarzenberg.

Haben Sie ein Lieblingsessen? Sauerbraten mit Knödeln

Und wo entspannen Sie am besten? Ein Stock tiefer in der Sauna

Bildung und Sozialpolitik sind für den Realschullehrer ebenfalls Themen, die er weiter verfolgen möchte. „Mit der grün-roten Landesregierung wurden in den Schulen längst überfällige Reformen angepackt“, sagt Hoffmann. Kita-Plätze geschaffen, die Sozialarbeit ausgebaut. „Das sind Themen, die ich zuvor schmerzlich vermisst habe.“ Zu den prägenden Erlebnissen gehört die Zeit in Istanbul. Von 1988 bis 1992 unterrichtete er dort Deutsch als Fremdsprache. „Ich war fasziniert von der Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Menschen“, erzählt Hoffmann. Würde seine Frau nun mit am Tisch sitzen, sagt er, würde sie auch noch einfügen, dass das Land in bestimmten Situationen ein sehr männlich geprägtes Land ist. Er erzählt von der Anreise und, dass, als sie das Schiff betraten, der Stuart ihm die Koffer abnahm, nicht seiner Frau.

Auf das Thema Flüchtlinge angesprochen kann seiner Meinung nach Integration nur gelingen, wenn die Deutschen ihren Standpunkt klar machen und ihn auch durchsetzen. Die Schwierigkeiten sieht er momentan auch in der Politik. „Es kann keine schnelle Lösung geben“, sagt Hoffmann. In dieser Frage müssen die Demokraten eine gemeinsame Lösung finden und sich nicht auch noch gegenseitig angreifen. „Wir müssen die Sache auch gefühlsmäßig ernstnehmen: Ängste entstehen, die man nicht ausschließen, aber auch nicht generalisieren darf“.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten. Was würden Sie für den Landkreis tun?

Dass es zwischen dem Ost- und Westkreis zu einer noch besseren Gemeinschaft kommt, dass innovative Firmen sich weiter erfolgreich entwickeln und mehr Arbeitsplätze im Landkreis schaffen.

Und persönlich?

Ich bin eigentlich ziemlich glücklich und gehöre wohl zu den zufriedenen Silver Agern.

Biographie von Wolf Hoffmann

Wolf Hoffmann wurde 1951 in Dresden geboren und floh 1954 mit seinen Eltern in die Lüneburger Heide. In Heidelberg studierte er Biologie und Deutsch auf Realschullehramt. 1979 heiratete er seine Frau Almuth und hat mit ihr zwei Söhne. Hoffmann trat im selben Jahr der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bei und ist seit über zehn Jahren Personalrat im Örtlichen Personalrat des Schulamts Rastatt, davon seit 3 Jahren als Vorsitzender. Wolf Hoffmann lehrte von 1980 bis vor zwei Jahren an der Horber Realschule unter anderem auch das Fach Ethik.Insgesamt zehn Jahre ist er Mitglied der Grünen im Freudenstädter Kreistag.

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Erstellt:
13.02.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 58sec
zuletzt aktualisiert: 13.02.2016, 01:00 Uhr

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