Legend of Tarzan

Legend of Tarzan

Der Mann im Lendenschurz agiert diesmal vor dem realen historischen Hintergrund des Kolonialismus.

26.02.2016

Von Klaus-Peter Eichele

Legend of Tarzan

Tarzan wie er wirklich war? Das wäre übertrieben; schließlich ist und bleibt der Dschungelheld eine Kunstfigur. Aber immerhin geben sich die Macher der ungefähr 235. Verfilmung einige Mühe, den Mann mit dem Lendenschurz im politischen Kontext seiner Zeit zu verankern. So verweist gleich zu Beginn eine Einblendung auf die Berliner Konferenz von 1884, wo die europäischen Kolonialmächte das Innere Afrikas unter sich aufgeteilt haben. Der Kongo ging an den belgischen König Leopold, der sich sogleich daran machte, den riesigen Landstich mit brachialer Gewalt auszuplündern.

Hier kommt Tarzan (Alexander Skarsgård) ins Spiel. Der einst von Affen aufgezogene Adlige hat sich mit seiner Jane (Margot Robbie aus „Wolf Of Wall Street“) auf einen Landsitz in England zurückgezogen. Ein Abgesandter der amerikanischen Regierung (Samuel L. Jackson), den es wirklich gegeben hat, überredet den zunächst unwilligen Privatier zur Rückkehr nach Afrika, um dort den üblen Machenschaften Leopolds und seines Statthalters Leon Rom (Christoph Waltz mal wieder in seinem Halunken-Element) auf die Spur zu kommen. Die konzentrieren sich just dort, wo Tarzan noch Freunde unter Mensch und Tier hat, aber auch eine Rechnung mit einem Häuptling offen ist.

Die Einbettung in die historischen Kolonialpolitik gibt der popkulturell zu Tode gemolkenen Geschichte einen neuen, durchaus reizvollen Drall, zumal parallel auch die Rolle der Ureinwohner etwas aufgewertet wird. Und es kommt ja auch nicht alle Tage vor, dass man in einem 3D-Popcorn-Film ein bisschen was lernt.

Im Kontrast dazu wird die abenteuerliche Haupthandlung, die sich an der Entführung Janes durch den schillernden Schurken Rom aufhängt, so simpel wie ein Comic erzählt und bebildert. Selbst Tarzans Geheul aus Johnny Weissmullers Zeiten darf nicht fehlen, auch wenn es diesmal nur aus der Ferne zu hören ist.

Das Hin und Her zwischen Kitsch und Ernst kann man dem Film ankreiden, allerdings ist der Mischmasch vielleicht doch attraktiver, als wenn sich „Harry Potter“-Regisseur David Yates ganz konventionell auf eine der beiden Seiten geschlagen hätte. Dass Jane den ganzen Film über im züchtigen Kleid statt im Urwald-Outfit zu sehen ist, werden ihm wahre Tarzan-Fans aber nicht so schnell verzeihen.

Ganz neu ist Tarzans Polit-Bewusstsein aber nicht. Schon 1942 gab er den Nazis Saures.

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Erstellt:
26.02.2016, 22:52 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 09sec
zuletzt aktualisiert: 26.02.2016, 22:52 Uhr

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