Loving

Loving

Drama um ein Paar aus den Südstaaten, das die Rechtmäßigkeit seiner Ehe vor Gericht erstreiten muss, weil er weiß und sie schwarz ist.

16.04.2017

Von Klaus-Peter Eichele

Loving

Jeden 12. Juni feiert das progressive Amerika den Loving Day. An jenem Tag im Jahr 1967 hat der Oberste Gerichtshof der USA entschieden, dass Mildred und Richard Loving ein Ehepaar sein dürfen, und zwar an jedem Ort des Landes. In ihrem Heimatstaat Virginia war ihnen dieses Recht verweigert worden – aus dem einzigen Grund, weil Richard weiß und Mildred schwarz war. So genannte Mischehen waren in Virginia (und den meisten anderen Südstaaten) gesetzlich verboten.

Zum 50. Jahrestag des bahnbrechenden Urteil erzählt Regisseur Jeff Nichols („Take Shelter“) die Geschichte des Liebespaars und wirft zugleich ein Schlaglicht auf den Staatsrassismus in den Vereinigten Staaten der 1950-er und 1960-er Jahre. Letzterer offenbart sich vor allem in der schockierenden Szene, als Richard und seine schwangere Frau, die kurz davor im liberalen Washington geheiratet hatten, mitten in der Nacht von Polizisten aus ihren Betten gezerrt und getrennt voneinander ins Gefängnis geworfen werden. Einer langen Haftstrafe entgehen sie nur durch die Selbstverpflichtung, Virginia 25 Jahre lang nicht mehr gemeinsam zu betreten.

Dem Eheglück kann die Vertreibung zwar nichts anhaben, heimisch werden die beiden bodenständigen Menschen in der hektischen Großstadt, wo sie sich niederlassen, jedoch nicht. Nach fünf Jahren schreibt Mildred an Justizminister Robert Kennedy einen Brief, der den juristischen Stein ins Rollen bringt.

Die Auseinandersetzungen vor diversen Gerichten werden freilich nur im Hintergrund geführt; stattdessen bleibt Regisseur Nichols weiterhin ganz nah an seinen Protagonisten und ihrem Alltag. Die Lovings sind keine Kämpfer für die gerechte Sache, sondern einfache Leute, die mit Politik und Juristerei wenig anfangen können, und die nichts weiter verlangen, als dass man sie in Ruhe einander lieben lässt. Der Fokus aufs Private und die behutsame Inszenierung machen die Schwere des moralischen Verbrechens an den beiden umso deutlicher.

Immerhin blüht die eingangs maximal schüchterne Mildred im Zuge der öffentlichen Aufmerksamkeit mehr und mehr auf, sie entwickelt ein politisches Bewusstsein, während Richard das juristische Prozedere und den Trubel mürrisch über sich ergehen lässt. Insgeheim ist aber gerade dieser geistig schlichte Schweiger ein Leuchtfeuer des Humanismus: Die mehrmals aufgeworfene Frage, warum er überhaupt eine Schwarze geheiratet habe, ist ihm bereits im Ansatz unbegreiflich.

Ein Präzedenzfall gegen den Rassismus und zugleich eine große Liebesgeschichte. Behutsam erzählt, großartig gespielt.

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Erstellt:
16.04.2017, 11:08 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 11sec
zuletzt aktualisiert: 16.04.2017, 11:08 Uhr

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Klex 10.07.201711:22 Uhr

Ein sehr privater und sehr politischer Film über die USA, wo gerade alles rückwärts geht, was damals vorwärtging. Auch aein guter Kommentar zur Ehe für alle. Dass das Ehepaar wirklich Loving hieß, ist schon der Knüller. Schade, dass dieses Meisterwerk in TÜ/RT offenbar nicht besonders lange und nicht sehr erfolgreich läuft. Ich weiß, man soll nicht Äpfel und Birnen vergleichen, aber Wonder Woman ist ein Scheißdreck dagegen.