Ein besonderes Geschenk

Maria und Josef Kläger aus Talheim feierten Diamantene Hochzeit

Es ist schon ein besonderes Geschenk, wenn ein Ehepaar wie Maria und Josef Kläger Diamantene Hochzeit feiern darf. Zufrieden blicken die beiden Talheimer auf ihr langes gemeinsames Leben zurück, das am 1. Mai 1956 begann.

27.05.2016

Von Marianne Hötzel

Seit 1956 verheiratet: Maria und Josef Kläger aus Talheim haben Diamantene Hochzeit gefeiert.Bild: mhö

Seit 1956 verheiratet: Maria und Josef Kläger aus Talheim haben Diamantene Hochzeit gefeiert.Bild: mhö

Talheim. Maria Kläger, geborene Kreidler, wuchs mit sieben Brüdern der Eheleute Josef und Theresia, geborene Klink, im damaligen Obertalheim auf. Und sie wurde, wie sie selbst sagt „von ihren Brüdern immer estimiert“. Nach der Schulzeit musste die Heranwachsende im Haushalt und in der Landwirtschaft tatkräftig die Mutter unterstützen. Der Vater war bei der Bahn beschäftigt. Ihre Mutter musste noch die gesamte Wäsche von Hand waschen und die Arbeitsanzüge wurden sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite gebürstet. Manches Mal bluteten die Hände. Oft wusch man zwei Tage lang. Erleichterung trat erst ein, als im Untergeschoss des Schulhauses ein Waschraum und ein Bad eröffnet wurden. Zu jener Zeit mussten auch die Frauen eine Art Frondienst leisten. Sie sammelten beispielsweise Reisig im Wald zusammen und bündelten es. Die geleisteten Arbeitsstunden wurden dann beim Fronmeister abgerechnet. Wer diese Arbeit nicht verrichten konnte, musste im Winter Schnee schippen. Waren die Arbeiten im Haushalt erledigt, durfte man erst aus dem Haus. Und das konnte bei sieben Brüdern und den Eltern dauern. So erlebte es auch Josef Kläger, als er sich um die junge Frau bemühte. Er erzählte: ,,Ich dachte mir, dass das etwas dauern würde, bis ich sie endlich habe, die Eltern werden eine so wertvolle Arbeitskraft nicht ohne weiteres aus dem Haushalt entlassen“. Mit viel Geduld und Ausdauer schaffte er es schließlich.

Ihren späteren Mann lernte Maria Kläger nach einem Tanzvergnügen im unteren Tal kennen. Die Heirat erfolgte schließlich 1956. Neben ihrem eigenen Haushalt, welchen inzwischen vier Mädchen erweiterten, versorgte Maria Kläger die Eltern und auch die Schwiegereltern mit. Nachbarskinder denken heute noch gerne an die Zeit zurück, in welcher sie sich bei „Tante Maria“ das Mittagessen schmecken ließen, anstatt es daheim zu tun. Beim Rückblick auf ihr arbeitsreiches Leben erzählte sie, dass ihr Vater am Morgen nach der Hochzeit mit einem Stock an die Tür klopfte und die frisch Vermählten zum Kartoffelstecken mitgehen mussten. Ganz ins Schwärmen gerät Maria Kläger, wenn es um den Garten geht. Er war für sie, zusammen mit der Feldarbeit, ihre Leidenschaft.

Ihr Mann Josef Kläger erblickte ebenfalls in Obertalheim das Licht der Welt. Vater Anton kam aus Altheim, Mutter Maria, geborene Ott, war Obertalheimerin. Die Familie hatte vier Buben. Nach der Schulzeit musste auch Josef in der Landwirtschaft mitarbeiten. Im Alter von 17 Jahren wurde er zum Kriegsdienst zuerst nach Jugoslawien einberufen, rückte als Gebirgsjäger, bei den Hof- und Deutschmeistern in Wien, ein. Bis Kriegsende war er in Italien und musste nach Montenegro in die Kriegsgefangenschaft. Im Dezember 1949 kam Josef Kläger mit 100 Mark und einem Holzkoffer heim. Dem ersten Mann, dem er begegnete, war sein künftiger Schwiegervater, berichtete er. Nach seiner Heimkehr ging er seinem Vater, der Gipser war, zur Hand und erlernte auf diese Weise schnell das Gipserhandwerk. Begonnen hatte er seine Tätigkeit in Freiburg. 1952 baute er mit den Eltern zusammen das Haus, in welchem das Jubelpaar heute noch wohnt. Vier Jahre arbeitete Josef Kläger in Hausach, 19 Jahre in Haiterbach, ehe er mit fünfzig Jahren zu Daimler-Benz wechselte und dort zehn Jahre beschäftigt war. Doch das Fabrikleben „war nicht sein Ding“. Er war das Arbeiten an der frischen Luft gewohnt und verließ, trotz Bitten des Meisters, die Lackiererei.

Seit 1951 leistet Josef Kläger Dienst bei der Freiwilligen Feuerwehr. Er wurde vom damaligen Bürgermeister zum Feuerwehrdienst bestimmt. Josef Kläger erhielt für seine Verdienste die höchste Auszeichnung des Landes Baden-Württemberg. Als Mitglied beim Musikverein lässt er es sich nicht nehmen, seine Enkelin zu Auftritten beim Kurkonzert in Lützenhardt zu begleiten, zudem ist er noch Mitglied beim DRK. Auch hatte Josef Kläger, durch die Enkelin, die Gelegenheit, am Gymnasium Horb als Zeitzeuge des Zweiten Weltkrieges den Schülern Rede und Antwort zu stehen.

In seiner ruhigen Art zu erzählen, blitzt Humor hervor, man erlebt bei beiden Eheleuten ein gutes Erinnerungsvermögen und spürt auch das Bestreben, gemeinschaftliches Leben zu unterstützen. Töchter, Enkelinnen und Enkel sind dankbar, die beiden zu haben.

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Erstellt:
27.05.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 08sec
zuletzt aktualisiert: 27.05.2016, 01:00 Uhr

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