Sperrm ülltage

Massen-Treibgut an Straßen

Die Sperrige-Güter-Massen haben so zugenommen, dass das Entsorgungsunternehmen dieser Tage Zusatzschichten fahren muss.

23.06.2017

Von Siegfried Schmidt

Sperrmüllgut am Straßenrand in Freudenstadt. Und das sichtbar schon nach Nützlichem und Verwendbarem durchforstet.Bild: Schmidt

Sperrmüllgut am Straßenrand in Freudenstadt. Und das sichtbar schon nach Nützlichem und Verwendbarem durchforstet.Bild: Schmidt

Im Müllbezirk I in Freudenstadt sollte eigentlich am Mittwoch der Sperrmüll von den Straßen und Gehwegen verschwunden sein. Doch gestern lagerten an vielen Stellen immer noch die bunt gemischten Häufen an Haushalts-Resten.

Der einfache Grund: Mengen und Mix der zivilisatorischen Altlasten haben so zugenommen, dass Sondereinsätze gefahren werden müssen. Um die drei Freudenstädter Müllbezirke, die am Ende der 1. Sperrmüllabfuhr-Kette im Kreis stehen, abzuräumen, müssen die Ladefahrzeuge bis heute Abend, Freitag, unterwegs sein. Eugen Heizmann, Leiter des Sachgebiets Abfallwirtschaft beim Landratsamt, hat gestern die Mitteilung bekommen, dass aufgrund des Mengenanfalls die Fahrzeuge bis heute Abend fahren, um alles abzuräumen, was im ersten Durchlauf liegen geblieben ist.

Heizmann kann vorerst keine statistisch gesicherte Bilanz geben, aber „gefühlt“ sagt er: „Die Sperrmüllmenge ist hoch.“

Ein Grund dafür ist sicher, dass die letzte Großraumabfuhr 2016 schon länger zurückliegt, sich also in den Haushalten allerhand angesammelt hat. Zum anderen dürfte auch die Aussicht, dass es seit diesem Jahr erstmals nur noch eine 2. Sperrmüllabfuhr, dann im Herbst, geben wird, das Ausmusterungsverhalten etwas angespornt haben. Wer also gestern wollte, konnte, sofern ein Faible dafür vorhanden, noch allerlei gesellschaftliches Treibgut im Straßenraum finden und aufsammeln. Was strenggenommen natürlich verboten ist.

Eugen Heizmann ärgert ein bisschen, dass es die Bürger den Sperrmüll-Sammlern und organisierten Sperrmüll-Schlepper-Konsorten aus dem osteuropäischen Raum so einfach machen. Sobald die Abfuhrtermine nahen, sind die ersten schon dabei, den Bürgersteig mit Haushaltsresten auszustatten. Teilweise Tage vorher. Schon vor dem Fronleichnams-Feiertag waren in Freudenstadts Innenstadt erste Vorboten der Sperrmüll-Runde 19. bis 21. Juni geparkt. Solche Sammelsuriumberge bleiben dann über Tage liegen, sie bilden einen steten Anziehungspunkt für die Sprinter-Kolonnen, die sie nach Verwertbarem durchwühlen. Würden die Haushalte den Sperrmüll erst am Vorabend der Abfuhr bereitstellen, herrschten geordnete Verhältnisse. Heizmann: „Dann hätten die Sammler aus Osteuropa weniger Zeit, die Straßen zehn Mal abzufahren.“

Dass der Landkreis durch diese privaten Sperrmüll-Verwerter einige Einbußen hinnehmen muss, räumt Heizmann ein. Insbesondere auf den werthaltigen Schrott haben es die gut über Abfuhr-Termine und das Straßennetz informierten und auch vernetzten Leute abgesehen. Im Extremfall sortieren die sich die gewichtigen Schrottteile aus dem Sperrmüll heraus – und der Landkreis bleibt am Ende „auf der billigen Wäschespinne“ hocken, wie Heizmann zugespitzt formuliert.

Ein schwierig zu steuernder Vorgang. Der Sachgebietsleiter weiß auch, dass die ausländischen Sammler sogar dazu übergegangen sind, die Bürger um die Mitnahmemöglichkeit für abgestelltes Gut zu bitten.

Auch wenn der Abfallwirtschaftsbetrieb zwar wirtschaftlich orientiert, aber nicht Gewinn-orientiert arbeitet, so schlagen sich doch Wertstoffe-Verluste bilanzmindernd nieder. Letztlich kann das laut Heizmann heißen, dass keine Erlöse erzielt und Rückstellungen gebildet werden können und somit sogar die ehern gehütete „Gebührenstabilität“ im Kreis Freudenstadt ins Wanken kommen kann.

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Erstellt:
23.06.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 25sec
zuletzt aktualisiert: 23.06.2017, 01:00 Uhr

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