Mein Blind Date mit dem Leben

Mein Blind Date mit dem Leben

Komödie über einen jungen Mann, der Karriere in einem Luxus-Hotel machen will – obwohl er beinahe blind ist.

01.06.2017

Von Klaus-Peter Eichele

Saliya Kahawatte (Kostja Ullmann) hat einen Traum: Er möchte Hotelmanager werden. Schön für ihn, aber was ist daran kinotauglich? Zunächst nichts, doch dann beginnt sich die Netzhaut des jungen Mannes abzulösen, weshalb er die Welt fortan wie durch eine Milchglasscheibe wahrnimmt.

Unter diesen Umständen hagelt es natürlich Absagen auf seine Bewerbungen. Erst als er sein Handicap verheimlicht (und damit sogar beim Vorstellungsgespräch durchkommt), kriegt er eine Ausbildungsstelle in einem Münchener Luxushotel.

Ein schwer Sehbehinderter im Präzisionsgewerbe der Gastronomie hat natürlich komödiantisches Potenzial – wobei sich die Gags auf Saliyas (vorwiegend verzeihliche) Missgeschicke, seine Finessen beim Kaschieren des Handicaps und die Blindheit der Sehenden verteilen.

Nach und nach wird es aber auch dramatisch. Schließlich kann der Bluff jederzeit auffliegen, und neben vielen hilfsbereiten Freunden gibt es Vorgesetzte, die nur auf eine Gelegenheit warten, den mitunter etwas ungelenken Azubi abzuschießen. Eingeflochten sind lehrreiche Exkurse zum Thema Inklusion: Wie schafft es ein beinahe Blinder, sich in einem labyrinthischen Hotelkomplex zurechtzufinden? Und wer hätte gedacht, dass man die Sauberkeit eines Glases an seinem Klang erkennen kann?

Saliya Kahawatte gibt es wirklich; der Film fußt auf seiner vor sieben Jahren veröffentlichten Autobiografie. Freilich haben das Team um Regisseur Marc Rothemund („Sophie Scholl“) dessen Lebensgeschichte geglättet (statt Suizidversuch und Psychiatrie gibt’s eine Romanze mit handelsüblichem Auf und Ab) und nach Drehbuchseminar-Muster schematisiert. So wird aus dem anfangs schillernden Schelmenstück bald ein etwas zäher Gute-Laune-Film.

Auch stilistisch fehlt Rothemund jegliche Ambition, die über gediegenes Fernsehspiel hinausginge – wobei er dem Hotel mit seinen vielen verschiedenen Winkeln und Tätigkeitsfeldern immerhin einige schöne Schauwerte abgewinnt.

Auch ohne Netzhaut wird ein Lebenstraum wahr. Sympathische Sache, schematisch erzählt.