Gekommen, um zu bleiben

Nach 170 Jahren hat der Biber sich wieder mit Horb angefreundet

1846 wurde der Biber in Baden-Württemberg ausgerottet. Fast 170 Jahre später gibt es wieder Hoffnung für das Nagetier. Die ersten Exemplare der Gattung Castor fiber sind seit geraumer Zeit in der Region gesichtet worden. Allerdings nicht in Horb. Doch auch das ist nun Geschichte: Eine Biberfamilie hat sich rund um Mühlen angesiedelt. Sie bereiten sich gerade auf ihren zweiten Winter vor. Für den Neckartal-Ranger Harald Dold ist das „eine Sensation“. Und für uns der rare Glücksfall, sich auf Biber-Spurensuche zu begeben.

31.12.2015

Von Dagmar Stepper

Eine Horber Biberfamilie hinterlässt Spuren

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Der Biber ist da! Zu Gesicht bekommt man ihn aber tags selten, denn die Tiere si...
Der Biber ist da! Zu Gesicht bekommt man ihn aber tags selten, denn die Tiere sind nachtaktiv. Dieses Foto ist daher gestellt. Bild: Kuball

© NC

Der Biber ist da! Zu Gesicht bekommt man ihn aber tags selten, denn die Tiere si...
Der Biber ist da! Zu Gesicht bekommt man ihn aber tags selten, denn die Tiere sind nachtaktiv. Dieses Foto ist daher gestellt. Bild: Kuball

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Mühlener Biber bei nächtlichen Aktivitäten. Bild: Kuball
Mühlener Biber bei nächtlichen Aktivitäten. Bild: Kuball

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Mühlener Biber bei nächtlichen Aktivitäten. Bild: Kuball
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Mühlener Biber bei nächtlichen Aktivitäten. Bild: Kuball
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Mühlener Biber bei nächtlichen Aktivitäten. Bild: Kuball
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Mühlener Biber bei nächtlichen Aktivitäten. Bild: Kuball
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Mühlener Biber bei nächtlichen Aktivitäten. Bild: Kuball
Mühlener Biber bei nächtlichen Aktivitäten. Bild: Kuball

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Der Biber ist da! Am Neckar zwischen Mühlen und Eyach hat er Spuren hinterlassen...
Der Biber ist da! Am Neckar zwischen Mühlen und Eyach hat er Spuren hinterlassen. Bild: Kuball

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Der Biber ist da! Am Neckar zwischen Mühlen und Eyach hat er Spuren hinterlassen...
Der Biber ist da! Am Neckar zwischen Mühlen und Eyach hat er Spuren hinterlassen. Bild: Kuball

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Der Biber ist da! Am Neckar zwischen Mühlen und Eyach hat er Spuren hinterlassen...
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Der Biber ist da! Am Neckar zwischen Mühlen und Eyach hat er Spuren hinterlassen...
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Der Biber ist da! Am Neckar zwischen Mühlen und Eyach hat er Spuren hinterlassen...
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Es ist Nacht. Der Mond erhellt ein wenig die Szenerie. Ein Apfelbaum steht im Zentrum des Geschehens. Auf den ersten Blick nichts Spektakuläres. Doch plötzlich huscht ein Biber ins Bild. Er schnappt sich einen Apfel, den niemand im Herbst aufgelesen hat – und verschwindet wieder. Gleich darauf kommt wieder ein Biber. Er ist kleiner und hat ein Biber-Junges im Schlepptau. Es ist die Mutter, die ihrem Nachwuchs zeigt, dass Äpfel lecker sind. Kurz darauf steht der Baum wieder allein in der Landschaft. Als wäre nichts geschehen. „Das ist unglaublich, das ist eine Sensation.“ Harald Dold (54), Chef der Neckartal-Ranger und des ANV Weitingen, kann es nicht fassen, was seine Nachtbildkameras auf Speicherkarte gebannt haben. Es gibt wieder Biber in Horb. Die Aufnahmen sind die Zeugen.

Eine Horber Biberfamilie hinterlässt Spuren

Der Biber ist da! Zu Gesicht bekommt man ihn aber tags selten, denn die Tiere si...
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Mühlener Biber bei nächtlichen Aktivitäten. Bild: Kuball
Mühlener Biber bei nächtlichen Aktivitäten. Bild: Kuball
Mühlener Biber bei nächtlichen Aktivitäten. Bild: Kuball
Mühlener Biber bei nächtlichen Aktivitäten. Bild: Kuball
Mühlener Biber bei nächtlichen Aktivitäten. Bild: Kuball
Mühlener Biber bei nächtlichen Aktivitäten. Bild: Kuball
Der Biber ist da! Am Neckar zwischen Mühlen und Eyach hat er Spuren hinterlassen...
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Der Biber ist da! Zu Gesicht bekommt man ihn aber tags selten, denn die Tiere sind nachtaktiv. Dieses Foto ist daher gestellt. Bild: Kuball

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Der Biber ist da! Zu Gesicht bekommt man ihn aber tags selten, denn die Tiere sind nachtaktiv. Dieses Foto ist daher gestellt. Bild: Kuball

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Mühlener Biber bei nächtlichen Aktivitäten. Bild: Kuball
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Mühlener Biber bei nächtlichen Aktivitäten. Bild: Kuball
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Mühlener Biber bei nächtlichen Aktivitäten. Bild: Kuball
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Mühlener Biber bei nächtlichen Aktivitäten. Bild: Kuball
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Mühlener Biber bei nächtlichen Aktivitäten. Bild: Kuball
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Mühlener Biber bei nächtlichen Aktivitäten. Bild: Kuball
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Der Biber ist da! Am Neckar zwischen Mühlen und Eyach hat er Spuren hinterlassen...
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Der Biber ist da! Am Neckar zwischen Mühlen und Eyach hat er Spuren hinterlassen. Bild: Kuball

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Ich habe selber noch keine Biber in der freien Wildbahn gesehen. Sie wurden 1846 in Baden-Württemberg ausgerottet. „Die Leute haben sie gegessen, das Fleisch soll sehr lecker schmecken“, erzählt Dold. Die Mönche verspeisten den Biber auch während der Fastenzeit. „Er hat Schuppen am Schwanz und ist ein ausgezeichneter Schwimmer. Er ging so als Fisch durch“, weiß Dold. Ich kenne Biber nur aus dem Fernsehen, wo sie als putzige Tierchen Bäume fällen als wären sie Streichhölzer und mit ihren Zähnen Holz kauen als wäre es Schaumgummi.

Biber sind nur in der Nacht aktiv

Das Geheimnis um den Horber Biber wurde fast eineinhalb Jahre geheim gehalten. Im August des vergangenen Jahres erkannte Dold die ersten Anzeichen für einen Biber in der Gegend rund um das Weitinger ANV-Heim. Es liegt idyllisch am Neckar, nur im Hintergrund sausen Fahrzeuge über die Autobahnbrücke. Der Ranger entdeckte Bissspuren und Tapser. Doch er erzählte erst einmal nichts. Um dem Biber seine Ruhe zu lassen. Doch die Story sickerte durch. Ein Angler schickte vor einigen Tagen ein Foto von Bäumen mit Biberspuren zu uns in die SÜDWEST PRESSE-Redaktion. Ich war elektrisiert. Hat das seltene Nagetier wieder den Neckar rund um Horb entdeckt? Die Bäume befinden sich zwischen Mühlen und Börstingen. Nicht weit entfernt: also auf Bibersuche!

Die Bäume sind schnell gefunden: Der Biber war hungrig. Die Stämme weisen tiefe Beissspuren auf. Am Boden sammeln sich die Holzreste. Es ist nicht weit bis zum Neckar, doch von einem lebendigen Biber, der seine Kreise durchs Wasser zieht, ist keine Spur zu sehen. „Biber sind in der Dämmerung und nachts aktiv“, Harald Dold lacht über meine Naivität, mitten am Tag einen Biber sehen zu wollen. Oder über meine Unwissenheit.

Denn der Zufall will es, dass während unserer „Biberjagd“ Harald Dold mich und den Fotografen aufspürt. Erst ist er ganz und gar nicht begeistert: „Bibertouristen kann ich hier nicht gebrauchen“, sagt er unwirsch. Doch dann lässt er sich erweichen. Und weiht uns in die Geheimnisse der Biberwelt ein. Er zeigt uns die Aufnahmen, die mit der Nachtbildkamera gemacht wurde. Zuerst vermutete Dold, dass das Nagetier nur auf der Durchreise ist. „Biber ziehen durch die Gegend“, erläutert er. Es gibt sie in der Nähe von Sulz und Hechingen. Doch in Horb eben nicht. Er hat Fressspuren gesehen. Die Zeichen verdichteten sich. Immer mehr Spuren des Bibers sieht er.

Harald Dold hat den Biber im Visier – und liebgewonnen.

Harald Dold hat den Biber im Visier – und liebgewonnen.

Harald Dold nimmt uns mit auf Tour. Es geht den Neckar entlang. Die Wiesen dampfen von der Feuchtigkeit. Der Himmel ist ein einziges strahlendes Blau. Wir stapfen durch nasses Gras, blicken in das Gehölz am Ufer. „Da, hier sieht man deutlich die Bissspuren.“ Dold zeigt auf eine Pappel. Die Spuren gehen weit den Stamm hinauf. Ein Biber kann bis zu 1,30 Meter groß werden. Allein die Schwanzkelle misst 35 Zentimeter. Diesen Baum hat das Nagetier zwar angefressen, aber stehen lassen. Wir gehen weiter. Inzwischen habe ich einen geschulteren Blick. An einer Weide haben die Biber ganze Arbeit geleistet. Äste liegen abgebrochen auf der Erde. In einem der Videos sieht man, wie der Biber Äste davon schleppt. An einer Erle wiederum wurde nur mal eben rein gebissen. Kaum etwas ist zu sehen. „Die Biber-Jungen müssen lernen, was sie fressen können. Sonst überleben sie den Winter nicht. Hier haben sie nun gemerkt: Erle schmeckt nicht“, Dold grinst. Im Sommer futtern Biber Grünpflanzen. Wenn es Richtung Herbst geht, müssen sie ihre Nahrung umstellen. Denn Biber halten keinen Winterschlaf. Aus Mangel an Grünfutter steht daher fast nur noch Baumrinde auf dem Speiseplan. Um das zu verdauen, haben Biber einen extrem langen Darm.

Das Revier der Horber Biberfamilie hat einen Radius von rund drei Kilometern. Vergeblich suche ich nach einem Biberbau oder einem Biberdamm. Die Biber gelten als die Baumeister unter den Säugetieren. Doch am Neckarufer ist davon nichts zu sehen. Zumindest für meine Augen nicht. „Dort ist das Biber-Floß, der Nahrungsvorrat für den Winter.“ Dold zeigt auf einen Haufen Äste im Wasser. Es wirkt nicht gerade spektakulär. Dold weiß warum: „Bei fließendem Gewässer ist der Vorratshaufen nicht so groß wie bei einem See. Denn ein Fluss friert nicht so schnell zu.“ Das gilt auch für die Biberbaue, die am Fluss keine riesigen Kuppeln haben. Doch dann entdecken wir ein Einstiegsloch. Die Sonne scheint hoch am Himmel, die Biber müssen also irgendwo unter uns in ihrem Bau hocken. „Er hört und riecht uns“, flüstert Dold. Seine Sehkraft sei dagegen hundsmiserabel. Daher muss der Biber aufpassen, wenn er einen Baum fällt – denn er sieht es nicht. „Sie orientieren sich an den Geräuschen“, sagt Dold. Doch wurden wohl schon Biber von den eigens gefällten Bäumen erschlagen. Ein seltsamer Gedanke.

Der Mensch muss sich auf den Biber einstellen

Viele natürliche Feinde hat der Biber nicht mehr: Bär, Wolf und Luchs teilen das selbe Schicksal: Auch sie wurden so gut wie ausgerottet.  Außerdem ist Biberfleisch heute nicht mehr en vogue. Mönche gibt es ebenfalls kaum mehr. Dennoch bleibt der Mensch immer noch der Gegenspieler Nummer eins. Gewässerbegradigungen, Lebensraumveränderungen, Jagd, Verwechslung mit Bisamratte und Nutria – das alles macht dem Biber schwer zu schaffen und sorgte fast für den weltweiten Untergang des genialen Baumeisters. Der bis zu 20 Minuten unter Wasser tauchen kann und in einer Nacht Bäume fällt.

Manchmal töten sich Biber auch gegenseitig bei Revierkämpfen. Denn Biber leben in einem Familienverband: die Eltern zusammen mit zwei Generationen mit Jungtieren. Die älteren Geschwister werden vertrieben. So wie unser Biber, der sich eine neue Heimat suchen musste. Und dem es hier wohl gefällt. „Der Biber ist definitiv da“, betont Dold. Als es im Frühjahr zwei Mal heftige Überschwemmungen gab, fürchtete Dold schon, dass sie weg sind. Dem ist aber nicht der Fall.

Erwischt: Die Aufnahmen der Nachtbildkamera zeigen: Der Biber ist in Horb wieder angekommen. Bilder: Kuball

Erwischt: Die Aufnahmen der Nachtbildkamera zeigen: Der Biber ist in Horb wieder angekommen. Bilder: Kuball

Mit der Ansiedlung des Bibers wird sich so manches hier verändern. Denn Biber stehen unter strengstem Naturschutz. „Wir kommen um den Biber nicht mehr herum“, formuliert es Dold. Dem Nagetier muss ein artgerechter Lebensraum zur Verfügung gestellt werden. Das hat Konsequenzen auf die Landwirtschaft. Ein Zehn-Meter-großer-Pufferstreifen zwischen Wasser und Nutzfläche muss eingehalten werden. Die Gehölze müssen „bibergerecht“ gepflegt werden. Der Apfelbaum-Besitzer muss es dulden, dass seine Ernte nicht nur als Winterspeck dient, sondern auch der Baum eventuell die Biberbissspuren nicht überlebt.

Auch die Angler, Spaziergänger und Hundehalter müssen sich wohl umstellen. „Der Biber ist eigentlich nicht aggressiv“, sagt Dold, „außer, er fürchtet um seinen Jungen.“ So ist ein Mensch einem Biberangriff zum Opfer gefallen. Das Tier hat ihm in die Hauptschlagader des Oberschenkels gebissen. Der Angler ist verblutet. „Das war aber nicht in Deutschland“, beruhigt Dold. Doch sollten Hundebesitzer auf der Hut sein. Dold macht sich keine Sorgen um den Biber, sondern eher um die Hunde. „Normale Spaziergänger stören mich nicht“, betont er, „aber ich habe Angst vor den Bibertouristen.“

Der Naturschützer Dold freut sich über die Ansiedlung des Bibers. Der 54-Jährige wirkt wie ein kleiner Junge, wenn er die Videos der Nachtbildkameras anschaut. Wenn er durchs Gehölz stapft und die Biberspuren sucht. Wie er es dem Biber nicht krumm nehmen kann, dass er ihm im Sommer die ganzen Seerosen aus dem Teich gefuttert hat. Wenn er erzählt, wie er dem Biber ein einziges Mal ins Antlitz geschaut hat. „Es ist eine kleine Sensation“, sagt er zum zweiten Mal. Nach fast 170 Jahren gibt es wieder einen Biber in Horb. Und nicht nur auf der Durchreise. Er ist gekommen, um zu bleiben.

Das zweitgrößte Nagetier der Welt

Biber gibt es seit 50 Millionen Jahren. Sie gehören zu den Nagetieren. Erwachsene Tiere werden bis zu 30 Kilogramm schwer und bis zu 1,30 Meter lang. Damit sind sie das zweitgrößte Nagetier der Welt, nur das südamerikanische Wasserschwein ist größer. Biber sind ausgezeichnete Schwimmer. An Land hingegen wirkt er oft plump und unbeholfen. Sein 35 Zentimeter großer Schwanz, er wird Kelle genannt, ist sein auffälligstes Merkmal. Er ist beschuppt, daher galt er bei den Mönchen früher auch als Fastenspeise. Die Kelle dient nicht nur als Steuerung beim Schwimmen, sondern auch als Fettspeicher und Stütze beim Sitzen. Das Biberfell ist eins der dichtesten im Tierreich, auf der Bauchseite sind es bis zu 23 000 Haare pro  Quadratzentimeter. Biber haben ein typisches Nagergebiss mit 20 Zähnen. Sie ständig nachwachsen. Biber sind Vegetarier: Im Sommer mögen sie Grünpflanzen. Auf Seerosen stehen sie besonders. Im Winter steht Baumrinde auf dem Speiseplan. Da Biber nicht klettern können, müssen sie die Bäume fällen, um an das Futter zu gelangen. Als Lebensraum bevorzugen sie langsam fließende und stehende Gewässer  – so wie der Neckar rund um Mühlen.

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Erstellt:
31.12.2015, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 5min 58sec
zuletzt aktualisiert: 31.12.2015, 01:00 Uhr

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