National Bird

National Bird

Die kritische Dokumentation über das US-Drohnenprogramm entlarvt die Behauptung vom sauberen Krieg als Lüge.

10.04.2017

Von Klaus-Peter Eichele

National Bird - Wohin geht die Reise, Amerika?

Warum immer nur auf Donald Trump herumhacken, wo doch auch sein smarter Vorgänger Barack Obama einiges auf dem Kerbholz hat? So wurde unter dessen Präsidentschaft die Kriegsführung mit unbemannten Drohnen massiv ausgeweitet. In der Propaganda wird behauptet, es handle sich um einen sauberen, chirurgisch präzisen Krieg gegen den Terror. Dank akkurater Vorab-Analysen würden nur die wirklich Bösen eliminiert, während den „Piloten“, die auf amerikanischem Boden in Lagezentren vor Monitoren sitzen, nichts passiere.

Beide Behauptungen entlarvt der von Wim Wenders ko-produzierte Dokumentarfilm der deutschen Regisseurin Sonia Kennebeck als Lüge. Ihre Gewährsleute sind drei ehemalige Soldatinnen und Soldaten, die in unterschiedlichen Funktionen an den Einsätzen beteiligt waren. Aus deren Interview-Aussagen (beziehungsweise ihrem gesundheitlichen Zustand) geht hervor, dass der Drohnenkrieg auf Täterseite reihenweise psychisch traumatisierte Menschen hinterlässt.

Denn während ein konventioneller Bomberpilot nach Abwurf seiner Waffen abdreht, wird der Steuermann einer Drohne mit den Folgen seines Handelns direkt konfrontiert – und sieht auf den Videobildern oft genug, dass statt oder neben Terroristen bei den Angriffen auch harmlose Zivilisten ums Leben kommen. Andere Soldaten wiederum wähnen sich bei den Aktionen wie bei einem Computerspiel und verdrängen, dass ihr Knopfdruck realen Menschen den Tod bringt.

Wie es in den von den Attacken betroffenen Ländern aussieht, erfährt eine der Protagonistinnen bei einem Treffen mit Überlebenden in Afghanistan. Dort wurden 2010 versehentlich 23 Angehörige einer Großfamilie, darunter mehrere Kinder, ausgelöscht, viele andere verstümmelt. Unter diesen Umständen, so eine der Schlussfolgerungen dieses informativen Films, müsse man sich nicht wundern, wenn der Hass auf die USA und den Westen dort stetig zunimmt und aus friedliebenden Menschen tatsächlich Terroristen würden.

Wie der Joystick-Krieg auf beiden Seiten physische, psychische und politische Verheerungen hinterlässt.

Zum Artikel

Erstellt:
10.04.2017, 14:54 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 53sec
zuletzt aktualisiert: 10.04.2017, 14:54 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.