Zum Tod von John Hurt

Nebenrollen voller Tiefe und Würde

Der Engländer John Hurt war einer der größten Charakterdarsteller des Weltkinos.

30.01.2017

Von DPA

Großartiger Charakterdarsteller: John Hurt. Foto: dpa

Großartiger Charakterdarsteller: John Hurt. Foto: dpa

London. Er stand im Mittelpunkt einer der schockierendsten Szenen der Filmgeschichte und in einigen ihrer berührendsten: John Hurt, der nun in seinem Zuhause in der englischen Grafschaft Norfolk mit 77 Jahren einem Krebsleiden erlag.

Der heftigste Kino-Augenblick war sein Leinwandtod in „Alien“ (1979), in der Hurt zum Opfer eines außerirdischen Parasiten wird. Die emotionalsten Momente hatte er als Joseph Merrick in David Lynchs „Der Elefantenmensch“ (1980): Hurt spielte einen durch eine Krankheit bis zur Unkenntlichkeit entstellten Mann im viktorianischen England. Er muss als Zirkusattraktion herhalten, bis ihn der Chirurg Frederick Treves (Anthony Hopkins) befreit und ihm seine Würde zurückgibt. Hurt gewann dafür etliche Preise und wurde für den Oscar nominiert, wie schon zwei Jahre zuvor für das Drama „Midnight Express“ (1978). Darin spielte er einen Häftling in einem türkischen Gefängnis.

Hurt gilt als klassischer Neben- und Charakterdarsteller. Im Laufe seiner gut 50-jährigen Karriere wirkte er in mehr als 120 Kino- und Fernsehfilmen mit, die er oft veredelte. Hurt wurde vor allem wegen der einfühlsamen Weise geschätzt, mit der er sich in die Rollen hineinversetzen konnte – selbst wenn es nur ein kurzer Auftritt war. Seine markanten Gesichtszüge halfen ihm dabei. „The Guardian“ schrieb, Hurt habe die Gabe gehabt, allen Filmen an denen er beteiligt war, „Tiefe und Struktur“ zu verleihen.

Dabei er hatte nicht nur ein Talent für ernste Figuren. Für den Science-Fiction-Klamauk „Space Balls“ (1987) parodierte er seine „Alien“-Sterbeszene. „Oh nein, nicht schon wieder“, stammelt er, als ihm das Monster durch die Bauchdecke bricht. Ein jüngeres Publikum lernte ihn als weisen Zauberstabmacher Garrick Ollivander in den „Harry Potter“-Filmen kennen.

2015 wurde John Hurt von der Queen zum Ritter geschlagen, im selben Jahr gab er bekannt, dass er an Bauspeicheldrüsenkrebs leidet. Angst davor, zu sterben, hatte er nicht, wie er der „Radio Times“ damals sagte – er habe es schon so oft geübt. dpa

Zum Artikel

Erstellt:
30.01.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 00sec
zuletzt aktualisiert: 30.01.2017, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.