Ausstellung

Neues Konzept, neues Gebäude

Das Bauernfeindmuseum könnte im Haus Vayhinger eine neue Heimat finden. Studenten überarbeiten das Konzept für die Umsetzung im Jahr 2017.

09.12.2016

Von Cristina Priotto

In unmittelbarer Nähe des jetzigen Standorts des Bauernfeindmuseums (im zweiten Stock des Gebäudes rechts im Bild) steht das Haus Vayhinger. Nachdem die Neubaupläne für einen Komplex mit Wohnungen und Geschäften eines Investors aus Freudenstadt nicht geklappt haben, fand sich nun ein Käufer aus Stuttgart. Mit diesem verhandelt die Stadt über einen möglichen Einzug der Orientmalerausstellung. Bilder: Priotto

In unmittelbarer Nähe des jetzigen Standorts des Bauernfeindmuseums (im zweiten Stock des Gebäudes rechts im Bild) steht das Haus Vayhinger. Nachdem die Neubaupläne für einen Komplex mit Wohnungen und Geschäften eines Investors aus Freudenstadt nicht geklappt haben, fand sich nun ein Käufer aus Stuttgart. Mit diesem verhandelt die Stadt über einen möglichen Einzug der Orientmalerausstellung. Bilder: Priotto

Es ist nur eine unter tausenden von Zahlen im städtischen Haushalt für 2017, aber sie hat es in sich: Hinter den für das Bauernfeindmuseum eingestellten 300000 Euro verbirgt sich nicht nur die Umsetzung der Neukonzeption, sondern auch ein möglicher Umzug in ein anderes Gebäude.

Hinter verschlossenen Türen sondiert die Stadtverwaltung schon seit einiger Zeit, wo ein alternativer Standort gefunden werden könnte, denn das jetzige Gebäude in der Unteren Hauptstraße ist nicht barrierefrei, und das Land als Besitzer ist nicht bereit für entsprechende Umbauten.

Andeutungen, dass ein mögliches Objekt in Aussicht ist, konnte man schon der Rede von Bürgermeister Gerd Hieber bei der Einbringung des Haushalts entnehmen: Darin erwähnte Hieber, dass der Gemeinderat sich – nichtöffentlich – „auf Empfehlung des Kernstadtbeirats für den dauerhaften Erhalt des Museums in der Kernstadt ausgesprochen“ habe. Für den Standort in der Unteren Hauptstraße 5 hatte das Gremium zwar erst Anfang des Jahres den Mietvertrag mit der Vermögen und Bau um fünf Jahre verlängert, in der Bürgermeister-Rede stehen aber der vorbehaltliche Zusatz „derzeit“ und der Hinweis, „Alternativen für eine langfristige Lösung werden geprüft“.

Fest steht, dass die didaktische und bauliche Neukonzeption von Studenten der Hochschule für Technik und der Akademie der Bildenden Künste aus Stuttgart nächstes Jahr auf jeden Fall umgesetzt werden soll. Da ein neuer Standort im Gespräch ist, haben die Studenten mit Unterstützung professioneller Museumsgestalter ihre im Februar vorgestellten Ideen aktuell überarbeitet. Hierzu möchte die Stadt einen Antrag auf LEADER-Mittel stellen und rechnet laut Ansatz mit 150000 Euro.

Investor aus Stuttgart

Auf Nachfrage der SÜDWEST PRESSE erklärte Kämmerer Michael Lehrer am Donnerstag: „Die Konzeption funktioniert für zwei mögliche Gebäude-Varianten“
– und bestätigte somit indirekt, dass schon ein konkreter neuer Standort in Aussicht ist.

Nach Informationen unserer Zeitung handelt es sich dabei offenbar um das Haus Vayhinger in direkter Nachbarschaft des Gebäudes, in dem das Bauernfeindmuseum seit 2006 untergebracht ist. Das Eckhaus zwischen Sonnen- und Brucktorstraße steht seit vier Jahren weitgehend leer. Wie die SÜDWEST PRESSE erfuhr, hat ein Stuttgarter Investor das Gebäude gekauft und wäre bereit, es an die Stadt für das Bauernfeindmuseum zu vermieten.

Denn die im März bekanntgewordenen Pläne eines Investors aus Freudenstadt für einen Neubau mit sechs Wohnungen und drei Gewerbeeinheiten haben sich zerschlagen: Hans-Dieter Funk teilte gestern auf Nachfrage mit: „Daraus wurde mangels Nachfrage leider nichts“. Funk hatte die Realisierung des Projekt an die Prämissen geknüpft, dass Besitzer Helmut Binder das Gebäude abreiße und vor Baubeginn mehrere der Wohnungen verkauft würden – Letzeres scheiterte.

Viele andere bestehende Objekte kommen in der Kernstadt ohnehin nicht in Frage: „250 Quadratmeter Fläche in Erdgeschoss-Lage gibt‘s in Sulz nicht gerade häufig“, kommentierte Lehrer, wollte aber nichts Näheres verraten. Die Fläche im ersten Stock im Haus Vayhinger wäre zwar sogar kleiner als am jetzigen Standort des Bauernfeindmuseums, wo 260 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Dafür wären dort aber die Chancen auf den Einbau eines Aufzugs und somit die Herstellung von Barrierefreiheit, was seit vielen Jahren ein Wunsch von Stadt und Gemeinderat ist, höher.

Da das Land als Besitzer des Gebäudes die Immobilie in der Unteren Hauptstraße 5 nach Auskunft Michael Lehrers „eventuell verkaufen möchte“ und der Erhalt des Notariats in Sulz nur bis Ende 2017 feststeht, stellt sich auch die Frage, wo die Notarin danach ihr Büro bezieht, denn neben dem Bauernfeindmuseum ist auch das Notariat nur zur Miete dort.

Somit ist nicht auszuschließen, dass der erst im Frühjahr für weitere fünf Jahre verlängerte Mietvertrag zwischen Stadt und Land vorzeitig aufgelöst wird.

Bislang hat der Gemeinderat die Zukunft des Bauernfeindmuseums noch nicht-öffentlich beraten. Museumsleiter Peter Vosseler und sein Stellvertreter Richard Weinzierl sind in die Planung eingebunden. Vosseler würde gerne auch die Öffentlichkeit beteiligen, doch seitens der Verwaltungsspitze wurde dies bislang nicht gewünscht. „Ich finde das traurig“, kommentiert der Alt-Bürgermeister im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE. Immerhin gehe es um das einzige Museum in der Kernstadt. Eine Vorstellung ist erst im Januar 2017 geplant.

Der Zugang zu dem Gebäude in der Unteren Hauptstraße ist nicht barrierefrei.

Der Zugang zu dem Gebäude in der Unteren Hauptstraße ist nicht barrierefrei.

Nutzungs-Geschichte des Hauses Vayhinger

Bis 1998 befand sich ein Textilgeschäft in dem Gebäude an der Ecke Sonnen-/Brucktorstraße.

Von 2000 bis 2012 hatte das Spiel- und Schreibwarengeschäft Blass die Räume gemietet.

Seither stand das Gebäude bis auf drei Lagerverkäufe von Sport-Stiehle, die Nutzung durch die Narrenzunft für Theaterproben und für die Sammlung von Spenden für Flüchtlinge leer.

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Erstellt:
09.12.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 15sec
zuletzt aktualisiert: 09.12.2016, 01:00 Uhr

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