Erste Hilfe

Nicht Handeln der größte Fehler

Stephan Stroh von der Björn-Steiger-Stiftung erklärte am Mittwoch im Bürgerzentrum Eutingen den Umgang mit den drei neuen AED-Geräten in der Gemeinde.

17.11.2017

Von Alexandra Feinler

Wie die AED-Geräte in der Gemeinde Eutingen eingesetzt werden, erklärte Stephan Stroh (rechts) von der Björn-Steiger-Stiftung, den Bürgermeister Armin Jöchle im Bürgerzentrum begrüßte.Bild: Feinler

Wie die AED-Geräte in der Gemeinde Eutingen eingesetzt werden, erklärte Stephan Stroh (rechts) von der Björn-Steiger-Stiftung, den Bürgermeister Armin Jöchle im Bürgerzentrum begrüßte.Bild: Feinler

Lieber sie drücken nicht ganz richtig, als gar nicht“, machte Stephan Stroh von der Björn-Steiger-Stiftung den Bürgern der Gemeinde Eutingen Mut. Bisher befinden sich AED-Geräte in der Volksbank in Eutingen, im Außenkasten des Rathauses Rohrdorfs und im Eingangsbereich des Göttelfinger Rathauses. Das AED-Gerät, auch Defibrillator genannt, im Göttelfinger Rathaus sei aber nur zu den Öffnungszeiten zugängig, wies eine Göttelfingerin im Vortrag am Mittwoch im Eutinger Bürgerzentrum darauf hin. „Das wollen wir noch ändern“, erklärte Michael Müller von der Björn-Steiger-Stiftung.

Der künftige Standort in Weitingen sei noch nicht bekannt, könnte aber bei der Halle oder in der Ortsmitte sein. Man könne nicht jeden Fleck der Gemeinde mit AED-Geräte versorgen, aber diese zentral im Falle einer nötigen Reanimation zur Verfügung stellen. Sind sie gebraucht, würden sich Kontakthinweise auf der Hülle des Gerätes finden. Wann so ein Gerät zum Einsatz kommt, erklärte Notfallsanitäter Stephan Stroh: „Bei einigen ist der Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein sicher schon ein paar Tage her“, wusste auch Bürgermeister Armin Jöchle, der daher eine Auffrischung empfahl. Wie notwendig diese für jeden einzelnen ist, konnten die Bürger beim Erste-Hilfe-Frage-Antwort-Spiel mit Stephan Stroh testen.

Keine Angst beim Eingreifen

Das Auffinden einer Person, das Absetzen des Notrufes und die Reanimation wurden besprochen. Der leitende Luftrettungsassistent aus der Schweiz betonte, dass ein AED-Gerät nicht die Reanimation ersetze. Es sei jedoch nach dem Anschalten über den grünen Knopf der Chef und damit eine gute Stütze. „Ist es mit einem Alarm gesichert?“, wollte ein Bürger wissen. Michael Müller erklärte, dass der Alarm nur ein akustisches Signal sei. „Das Gerät sendet kein GPS-Signal. Sie müssen also unbedingt den Notruf absetzen, sonst können sie eine Weile drücken“, meinte Stephan Stroh.

Von einem Knacksen im Brustkorb solle man sich nicht abschrecken lassen: „Sie können nichts falsch machen, außer Sie machen nichts.“ Er berichtete von seiner 29-jährigen Erfahrung auf dem Rettungshubschrauber. Erst neulich hätten drei junge Feuerwehrmänner nachts um 3 Uhr einen Verunglückten reanimiert und sogar einen Defibrillator dazu geholt. „Was mach’ ich, wenn ich alleine bin und keiner ist weit und breit?“, fragte ein Bürger. In diesem Fall könne man das AED-Gerät nicht holen und müsse von Hand reanimieren, so Stroh.

Wichtig sei, dass man keine Angst vor dem Gerät habe. Der Notfallsanitäter und Referent schaltete das Gerät ein und folgte den Anweisungen. Wem das zu schnell gehe, müsse nur auf die Wiederholung warten. Im Gerät sei ein Einmal-Rasierer versteckt, falls die Person stark behaart sei. Ebenso würde sich ein Tuch darin verbergen, zum Abwischen des kalten Schweißes der aufgefundenen Person.

Nach der Vorbereitung müsste der Helfer nur an der unteren Lasche des AED-Geräts ziehen. Die beiden Pads könnte er nun entnehmen. Wie diese richtig angebracht werden, sei auf den beiden Pads aufgezeichnet. „Wenn sie die vertauscht haben, dann lassen sie sie auf dem Körper. Bitte nicht abziehen“, erklärte der 49-Jährige, dass der Kontakt der Pads wichtig sei. Daher sollte man mehrmals über die angebrachten Pads streichen.

Das Gerät ist der Chef

Der Nutzer müsse auch keine Angst vor einem elektrischen Schlag von Seiten des AED haben. „Sie können den roten Knopf nur drücken, wenn der blinkt“, erklärte Stroh. Wichtig sei zu jeder Zeit, die Ruhe zu bewahren und die Reanimation so lange durchzuführen, bis das Gerät nach der Analyse den Helfer von der aufgefunden Person wegbefehle. „Wenn es heißt: ,Patient nicht berühren’, dann machen Sie das bitte auch nicht. Das Gerät ist der Chef“, betonte Stroh.

Einige Zuhörer taten sich schwer, die Symptome eines Kammerflimmers zu erkennen. „Was ist, wenn ich drücke und der ist nur bewusstlos, aber das Herz schlägt normal?“, hakte ein Zuhörer nach. „Dann wird der sie schneller verjagen, als sie schauen können“, erwiderte Stephan Stroh. „Haben Sie mir noch einen Tipp, wie ich meine Hemmungen abbauen kann?“, fragte eine Eutingerin, die so manchem aus der Seele sprach. Stephan Stroh konnte mit Fakten punkten: Jede frühzeitige Reanimation könnte dem Patienten nicht nur im besten Fall das Leben retten, sondern später eine lange Zeit im Krankenhaus ersparen.

Stephan Stroh.

Stephan Stroh.

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Erstellt:
17.11.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 08sec
zuletzt aktualisiert: 17.11.2017, 01:00 Uhr

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