Couchurlaub in Horb

Nordstettens Edwin Kiefer vermietet seine Wohnung an Reisende

Wer „Airb’n’b“ nutzt, hat die Chance, für kleines Geld die schönsten Städte der Welt zu erkunden: San Francisco, London, Sydney, Kapstadt, Horb. Ja, es gibt tatsächlich Gäste, die es an den Horber Neckar zieht. Der Nordstetter Unternehmer Edwin Kiefer berichtet von seinen Erfahrungen als „Airb‘n‘b“-Gast(-geber).

30.08.2016

Von Bianca Bernhard

Statt in einem Hotelbild im Schlafzimmer des Gastgebers nächtigen: Das Portal „Airb‘n‘b“ verspricht besondere Einblicke in neue Städte und Kulturen. Bild: bib

Statt in einem Hotelbild im Schlafzimmer des Gastgebers nächtigen: Das Portal „Airb‘n‘b“ verspricht besondere Einblicke in neue Städte und Kulturen. Bild: bib

Nordstetten. „Airb‘n‘b“ („Airbedandbreakfast“, englisch für „Luftmatratze und Frühstück“) ist ein Onlineportal, dass Reisenden die Möglichkeit gibt, für geringes Geld in Privatwohnungen unterzukommen. Die Idee dahinter ist es, eine neue Stadt nicht nur durch ihre altbekannten Seheneswürdigkeiten oder über Touristenführer kennenzulernen. Stattdessen gibt es Tipps von den Gastgebern für das persönliche Lieblingsrestaurant um die Ecke.

„Sehr freundliche Gastgeberfamilie und prima Wohnung. Gerne wieder“, ist die erste Bewertung auf Edwin Kiefers Profil. Der Nordstetter ist seit 2014 Mitglied bei „Airb‘n‘b“. Über Bekannte habe er von der Plattform erfahren und sich gedacht, dass dies ja eine nette Idee sei. „Wir haben selber so schon Urlaub gemacht in Berlin und Dortmund und das war echt klasse“, erzählt er. So kam die Idee, auch die eigene Einliegerwohnung in Nordstetten zu vermieten, welche sich unter seiner eigenen Wohnung befindet. Seit diese entsprechend möbliert wurde und auf der Plattform angeboten wird, hatte Kiefer schon einige Gäste bei sich zu Hause.

Kiefers Erfahrungen seien immer positiv gewesen. Im vergangenen Jahr habe er Gäste aus fünf verschiedenen Ländern zu Besuch gehabt, einige davon sogar aus Amerika.

Als Gast habe er schon die von „Airb‘n‘b“ versprochene Erfahrung gemacht, dass er tatsächlich in den Privaträumen seines Gastgebers in Dortmund gewohnt habe. „Da sind wir wirklich bei dem im Wohnzimmer gesessen, haben in seinem Schlafzimmer gepennt und er war solange bei seiner Freundin“, berichtet Kiefer von seiner eigenen Gasterfahrung. Bei sich zu Hause sei der Kontakt zu den Gästen weniger eng: „Da gibt es kein Patentrezept, ob man engen Kontakt hat und miteinander weggeht, oder eben nicht. Aber das merkt man schnell, ob es passt oder man nicht auf der gleichen Wellenlänge ist.“ Einmal wohnte eine Stipendiatin von Michael Jung aus Altheim bei Kiefer und „da gab es dann engeren Kontakt, wir haben ja auch Pferde.“ Aber in der Regel bleibe es dabei, dass man mal im Garten ins Gespräch komme und sich öfters über den Weg laufe. Die Freizeitgestaltung läuft bei Gästen und Vermieter getrennt voneinander ab.

Schlechte Erfahrungen hatte der Nordstetter mit „Airb‘n‘b“-Gästen noch keine. Allerdings hat er schon Anfragen von Gästen abgelehnt, wie er erzählt. „Man will da kein Risiko eingehen. Teilweise sind die Leute einem suspekt, vor allem wenn sie das offizielle System umgehen wollen oder vorher über die Zahlung diskutieren.“ Da sei es ihm lieber, seine Einliegerwohnung frei stehen zu lassen.

Der Nordstetter berichtet, dass die Auslastung seiner Wohnung im Großen und Ganzen sehr gut sei. „Wir waren teilweise schon selber ganz überrascht, aber es gibt tatsächlich Leute, die in Horb Urlaub machen wollen. Und die finden es hier sogar ganz nett“, berichtet Edwin Kiefer. „Da überlegten wir schon ein paar mal ‚Hoppla, das hätte ich nicht gedacht‘“.

Für den Unternehmer ist „Airb‘n‘b“ immer eine Option, wenn er selbst reist. Man könne nicht pauschal sagen, dass er es Hotels vorziehe. Wenn er sich eine Wohnung nehme, dann müsse das schon eine ganz besondere sein. „Da gibt es auch wirklich traumhafte Wohnungen“, schwärmt er.

Die Problematik, dass „Airb‘n‘b“ die Mietpreise in die Höhe treiben würde, sieht Kiefer nicht. „Ich glaube eher, dass viele Beschwerden von der Hotelseite aus kommen“, vermutet Edwin Kiefer. „Die fürchten die Konkurrenz. Als Verbraucher schaut man eben nach den besten Konditionen.“

Nordstettens Edwin Kiefer vermietet seine Wohnung an Reisende

Was ist das für ein Unternehmen?

In 191 Ländern bietet das Onlineportal „Airb’n’b“ Vorschläge für Reiseunterkünfte in Privatwohnungen an. Über 60 Millionen Mal haben Reisende bis heute „Airb‘n‘b“ Unterkünfte gebucht, es gibt mehr als zwei Millionen Inserate. So die eigenen Angaben auf deren Website. Gegründet wurde das Unternehmen 2008 in San Francisco, Kalifornien. Dort lehnen sich einige Bewohner inzwischen gegen das Unternehmen auf. Der Vorwurf: „Airb‘n‘b“ mache den Wohnmarkt für langfristige Mieter noch härter und unbezahlbar. Für Vermieter kann es mitunter lukrativer sein, ihre Wohnungen regelmäßig an Urlauber zu vermieten. Pro Nacht zahlt man in der hiesigen Region etwa 50 Euro. Eine Alternative zu „Airb‘n‘b“ ist zum Beispiel das Portal „Couchsurfing“. Dort können Reisende auf Anfrage umsonst bei Portalmitgliedern unterkommen.

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Erstellt:
30.08.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 06sec
zuletzt aktualisiert: 30.08.2016, 01:00 Uhr

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