Schienenverkehr

Notverkehr und Zugausfälle

Wegen des Ausfalls der Rheintalbahn werden nun bei Tag und bei Nacht Güterzüge umgeleitet und auch durch Horb geschleust.

18.08.2017

Von Siegfried Schmidt

Ratternde Güterzüge durch Horb sind dieser Tage die Regel. Bis zu 30 solcher teils endloser Waggon-Ketten pro Tag sollen es sein. Bild: Kuball

Ratternde Güterzüge durch Horb sind dieser Tage die Regel. Bis zu 30 solcher teils endloser Waggon-Ketten pro Tag sollen es sein. Bild: Kuball

Einen derartig weiträumigen Umleitungs-Fahrplan hat es bei der Deutschen Bahn wohl noch nie gegeben. Um Güter ans Ziel zu bringen, muss seit vorgestern auch die Neckar-Alb-Bahn von Horb über Tübingen und Reutlingen nach Plochingen als Ausweichstrecke für Güterzüge herhalten. Diese Waggonverbünde besitzen eine Länge bis zu einem halben Kilometer und mehr. Der auf dem Foto oben ratternde Schienentransport, gezogen von zwei Lokomotiven, wollte auf seiner Bahnhof-Horb-Passage schier nicht mehr enden.

Schuld an dem verstärkten Güterzug-Aufkommen ist der Ausfall der Rheintal-Route durch das Absacken der Gleise bei den Bauarbeiten am Rastatter Tunnel. Der Bahnverkehr dort ist eingestellt. Nachdem zunächst die Prognose verlautete, nach Reparaturarbeiten könne am 26. August die Bahnstrecke wieder in Betrieb genommen werden, wird aktuell von einer noch längeren Sperrung der Rheintalstrecke zwischen Baden-Baden und Rastatt ausgegangen.

Und das hat akut und direkt auch Folgen für den Bahn-Regionalverkehr im Nahbereich. Reisende zwischen Horb und Tübingen müssen Ausfälle im Personenzugverkehr hinnehmen. Und die Anwohner an der Neckartalbahnstrecke werden noch einige Zeit mit vermehrtem Güterzuglärm leben müssen.

Die ersten „Fahrplananpassungen“, wie ein Bahnsprecher mitteilte, treten schon am Wochenende, Samstag/Sonntag, 19./20. August, in Kraft.

Auf dem Abschnitt Tübingen–Rottenburg fallen in beiden Richtungen ganztägig die durchgehenden Züge Stuttgart–Rottenburg aus. Die anderen Verbindungen bleiben bestehen. Von Tübingen nach Rottenburg und umgekehrt fahren Busse.

Ab Montag, 21. August, fallen auf der Strecke Horb–Tübingen alle Regionalzüge aus – mit Ausnahme der Hauptverkehrszeiten morgens, nachmittags/abends.

Ersatzbusse übernehmen den Personentransport: Und zwar stündlich zwischen Tübingen und Horb, mit Abfahrt jeweils zur vollen Stunde. In Tübingen und in Horb sind die Anschlüsse Busse/Züge sichergestellt.

Wie lange die Regionalzugausfälle bestehen bleiben, konnte bei der Bahn gestern niemand sagen. Alles hängt wohl davon ab, wie schnell die Pannen-Baustelle bei Rastatt wieder überfahrbar gemacht werden kann. Der Konzernbevollmächtigte der Bahn für Baden-Württemberg, Sven Hantel, versprach gestern gegenüber dem SWR, dass die „Stabilisierung und Wiederherstellung des Betriebs“ auf der Rheintalbahn Priorität haben. Bahnsprecher Martin Schmolke bezifferte gegenüber der SÜDWEST PRESSE die Zahl der an Horb vorbeirollenden zusätzlichen Güterzüge mit 20 bis 30 pro Tag. Gefahren werde dabei „rund um die Uhr“, was jedoch für den Raum Horb „nix Neues“ sei, da Güterverkehr auch bisher schon in den Nachtstunden abgewickelt werde.

In welchem Verkehrsdilemma die Bahn durch den Ausfall ihres zweigleisigen Nord-Süd-Korridors zwischen Karlsruhe und Basel steckt, wird klar, wenn man sich die Zahl von 200 Güterzügen zu Spitzenzeiten vor Augen hält. Zwar sind es laut DB saisonal bedingt derzeit weniger, aber der Verlagerungsdruck auf alle verfügbaren Umleitungsstrecken bleibt hoch. Davon betroffen sind z.B. die Südbahn Ulm–Friedrichshafen, die Strecke Stuttgart–München–Brenner und sogar die Bodensee-Verbindung Friedrichshafen–Singen.

Martin Schmolke spricht inzwischen von einem „Notverkehr“, der alle Unternehmensbereiche betrifft. Die derzeit laufenden Bahnarbeiten zwischen Herrenberg und Böblingen (wir berichteten) werde man sogar versuchen, beschleunigt abzuwickeln.

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Erstellt:
18.08.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 27sec
zuletzt aktualisiert: 18.08.2017, 01:00 Uhr

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