Bürgerversammlung

Ohne Treff 3000 keine Zuschüsse

Beim „2. Waldachtaler Bürgerdialog“ drehte sich fast alles um die Rathauszentralisierung im Gebäude des Supermarkts „Treff 3000“.

23.10.2017

Von Gabriele Weber

Um ein zentrales Rathaus ging es beim 2. Bürgerdialog am vergangenen Freitag in Waldachtal. Rechts vorne die Bürgermeisterin.Bild: Weber

Um ein zentrales Rathaus ging es beim 2. Bürgerdialog am vergangenen Freitag in Waldachtal. Rechts vorne die Bürgermeisterin.Bild: Weber

Dem Vier-Millionen Euro-Zentralisierungsprojekt, eingeschlossen darin der Kauf der Immobilie, wurde vom Gemeinderat im September unter der Bedingung zugestimmt, dass Zuschüsse über 1,7 Millionen Euro fließn aus insgesamt drei Fördertöpfen: Ausgleichstock für finanzschwache Kommunen und einer Million Euro sowie 700 000 für eine ELR-Schwerpunktgemeinde aus dem Tourismusprogramm, und dass Verkaufserlöse mit den beiden Rathäusern Lützenhardt und Tumlingen erzielt werden (500 000 Euro). Eingerechnet wird auch der Verkaufserlös für die Ansiedlungsfläche Edeka.

Der gemeindliche Eigenanteil an dem Rathausprojekt beliefe sich dann auf machbare zwei Millionen Euro, so Bürgermeisterin Grassi. „Ansonsten muss der Gemeinderat neu beraten“, sagte sie.

Während der ersten 40 Minuten führte die Bürgermeisterin in die Thematik ein. Unter anderem mit den ersten Planentwürfen von Architekt Karl-Helmut Röttgen. Jetzt fehlt für den Bebauungsplan „nur noch der letzte Satzungsbeschluss“, der aber zeitlich nach dem Kauf des „Treff“ erfolgen soll. Dem Verfahren für die Rewe-Neuansiedlung in Haiterbach sei man immerhin „sieben Schritte voraus“.

Bis in die 70er Jahre mit der Gemeindereform griff Grassi in ihrer Sachdarstellung zurück. In jedem Vertrag der fünf Teilorte rangiert die Rathauszentralisierung (verteilt auf die Häuser in Lützenhardt und Tumlingen) an oberster Stelle. Was dann auch in den nachfolgenden Gemeindeentwicklungskonzepten stets weitergeführt wurde. Grassi: „Aber es wurde nie umgesetzt. Es gab immer Wichtigeres. So haben wird nun ein Kinderhaus, eine Feuerwehr- und eine Bauhofzentrale. Jetzt ist an der Zeit, dass die erste Priorität aufs Rathaus kommt.“

Und einzig das zentral gelegene Treff-Projekt erfüllt beim Vergleich mit Alternativen die Mindestvoraussetzungen: Barrierefrei, gute ÖPNV-Anbindung, genügend Parkplätze und Platz auch für Archiv/Registratur.

Der Flächenbedarf für die 20 Mitarbeiter umfasst 830 bis 930 Quadratmeter. Die Nutzfläche im heutigen Rathaus Tumlingen beläuft sich auf 507 Quadratmeter. Die Treff-Fläche gesamt liegt derzeit bei 650 Quadratmetern, nach dem Umbau sowie der Angliederung eines kleinen Anbaus mit darüber einem 2. OG sind es ingesamt 800 Quadratmeter für Büros und zusätzlich noch 300 Quadratmeter Allgemeinfläche. Grassi: „Der Gemeinderat ist zum Ergebnis gekommen, dass der Treff der ideale Standort ist.“

Das Zeitfenster: Die Förderbescheide sollen im Juni 2018 eintrudeln, im Herbst 2019 soll dann die neue Edeka-Eröffnung stattfinden und gleichzeitig beginnt der „Treff“-Umbau, der sich bis ins Frühjahr 2021 hinziehen wird. Danach steht der Verkauf der beiden Rathäuser an. Beim „Dialog“ am Freitag gingen Bürger auch Alternativen erörtert:

Neubau auf dem verwaisten Tumlinger Kindergartenareal (4,2 Millionen Euro)

Ankauf des Bankareals sowie Abbruch der jeweiligen Gebäude.

Beide Denkmodelle liegen ja beim Tumlinger Rathaus. Damit der Platz für eine Zentrale reicht, bräuchte es zudem eine „Kernsanierung“ des Rathauses, ergänzte Grassi. Die Crux ist aber: „Für einen Neubau gibt es keine Zuschüsse!“ Und in der Frage der Höhe der Ausgleichsstockmittel steht ein großes Fragezeichen. „Sie bekommen für zwei Millionen kein komplettes Rathaus.“

Bei einem Neubau auf der grünen Wiese entfielen die Abrisskosten, aber durch Pfahlgründungen entstünden neue Kosten über die kalkuliert 3,3 Millionen Euro hinaus. Grassi in die Bürger-Runde hinein: „Ich aber kenne in Waldachtal keinen Platz dafür. Bei der Treff-Lösung gibt es einen reinen Funktionsbau ohne Schnickschnack, in dem jeder der 20 Mitarbeiter seinen Platz hat. Mehr geht nicht.“ Und die Effizienz-Vorteile durch die Zentralisierung der Verwaltung könne man derzeit noch nicht rechnen bzw. beziffern, beschied die Bürgermeisterin auf eine weitere Nachfrage.

Was passiere, wenn sich der Vollsortimenter (Edeka) und „Netto“ nicht vertragen? wurde einmal besorgt gefragt. Grassi verwies auf eine Marktanalyse dieses Jahres, die belegt, dass durch Edeka (mit Bäckereifiliale) die weiteren Verbraucher-Adressen wie Netto (Salzstetten), Bäckerei (Lützenhardt), Metzgereifiliale (Tumlingen) oder der Getränkemarkt (Salzstetten) nicht in ihrer „Existenz bedroht sind. „Der Vollsortimenter mit Netto funktioniert, wenn der Treff schließt.“

Dass es allein der Konsument in der Hand hat, dass das Gleichgewicht gewahrt wird, brachte ein Bürger selber ins Spiel. „Super Hinweis: Jeder möge sich an seiner eigenen Nase packen“, ergänzte Grassi.

„Vier Millionen Euro sind ja nur Grobschätzung“, bemerkte Ortschaftsrat Bernd Schittenhelm, der einst als Gemeinderat vom weit teureren Kinderhausbau geprägt ist. Grassi meinte jedoch mit Blick auf Röttgen, der bei dem Feuerwehr- und dem Bauhofgebäude in enger Kooperation mit dem Gemeinderat jeweils Punktlandungen abieferte: „Da habe ich vollstes Vertrauen in den Architekten.“

Ein Bürger ging auf die „Schuldensituation“ ein: Vor einem Jahr habe die Bürgermeisterin „Weltuntergangsstimmung“ signalisiert. Wie wolle die Gemeinde dann noch die Schulden abbezahlen, wenn die Zeiten schlechter werden? Grassi parierte mit Kostensenkungsargumenten.

Durch die Verwaltungszentralisierung fielen Gebäudesanierungskosten weg – und das bei einem seit Jahren herrschenden Sanierungsstau. Ferner finde eine erhebliche Zeitersparnis durch „kürzere Wege“ statt. Grassi: „Wir haben kein Problem bei den Einnahmen, sondern eins bei den Ausgaben im laufenden Betrieb.“

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Erstellt:
23.10.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 23sec
zuletzt aktualisiert: 23.10.2017, 01:00 Uhr

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