Von Stuttgart nach Hollywood

Paul Leni war der Miterfinder des Horrorfilms

Das Haus der Geschichte erinnert an Hollywood-Regisseur Paul Leni, der im Hospitalviertel auf die Welt kam.

10.02.2017

Von RAIMUND WEIBLE

Stuttgart. Im Gebäude Hospitalstraße 22 in Stuttgart residieren der Südwestdeutsche Zeitschriften-Verlegerverband und das Staatliche Seminar für Didaktik und Lehrerbildung. Nichts erinnert an dem Haus daran, dass im Vorgängerbau ein bedeutender Filmkünstler auf die Welt kam: Paul Leni. Er gilt neben Tod Browning als Begründer des Horrorfilms. Er war einst ein Star in Berlin und Hollywood, aber in Stuttgart ist er vergessen.

Nicht ganz. Die Kuratoren der Ausstellung über den Hollywood-Pionier Carl Laemmle im Haus der Geschichte holen Leni aus der Versenkung. In einer Ecke der Ausstellung zeichnen sie das Leben Lenis auf, der drei Jahre lang Wegbegleiter des großen Laemmle war. Sie zeigen ein Bild von Leni, wie er bei den Dreharbeiten des Stummfilms „The Cat and the Canary“ (deutscher Titel: Spuk im Schloss) umgeben von seinem Team auf dem Regiestuhl hockt.

Leni, der damals noch Levi hieß, wächst als Sohn eines Stuttgarter Bankiers auf, will aber beruflich nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten. Nach der Lehre als Zeichner in einer Kunstschlosserei geht der schwäbische Jude nach Berlin und studiert an der Akademie für Bildende Künste. Leni entwirft Bühnenbilder für Theater, zeichnet Karikaturen, entwirft Plakate. Sie stellt er sogar im Landesgewerbemuseum seiner Heimatstadt aus.

Zum Film kommt Leni im Krieg. Als Unteroffizier dreht er einen Dokumentarfilm über einen Feldarzt. Nach dem Ersten Weltkrieg verschafft er sich Renommee als Filmausstatter und Szenenbildner, schließlich auch als Regisseur. Leni wird zum Experten für expressionistisch ausgestaltete, mysteriöse, gruselige Filme. Laemmle wird auf ihn aufmerksam, sieht die Chance, Lenis innovative europäische Filmkunst mit professioneller amerikanischer Filmproduktion zu verbinden, holt ihn nach Los Angeles.

Vier Filme dreht Leni für Universal. Der letzte mit dem Titel „The Last Warning“ wird zum Verlustgeschäft. Kurz nach Drehschluss erleidet Leni eine Blutvergiftung und stirbt am 2. September 1929 an einer Herzhautentzündung. Da ist er erst 44 Jahre alt.

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Erstellt:
10.02.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 59sec
zuletzt aktualisiert: 10.02.2017, 06:00 Uhr

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