Ehrenamt

Prompte Hilfe für Vierbeiner

Der Horber Tierschutzverein hat zwar kein eigenes Tierheim, zu tun haben die Mitglieder dennoch viel. Was genau, verrät Vorsitzende Beatrice Buchmann.

20.02.2017

Von Dagmar Stepper

Diese Katze hat ein wundervolles Zuhause. Doch nicht allen geht es so gut. Der Horber Tierschutzverein kümmert sich in Problemfällen, ist aber auf Unterstützung angewiesen. Bild: Kuball

Diese Katze hat ein wundervolles Zuhause. Doch nicht allen geht es so gut. Der Horber Tierschutzverein kümmert sich in Problemfällen, ist aber auf Unterstützung angewiesen. Bild: Kuball

Mein Gott sind die süß!“ Wer kleine Katzen und Hunde sieht, kann fast nichts anderes sagen. Beatrice Buchmann lacht. Ihr geht es ja auch nicht anders. „Tiere habe ich schon immer gemocht“, erzählt sie. So war es auch nur logisch, dass sie zum ersten Treffen zur Gründung eines Tierschutzvereins in Horb gegangen ist. Das war 1984, seither ist sie dabei. „Ich bin quasi ein Urgestein“, sagt sie. Einige Posten hat sie im Verein schon innegehabt, derzeit ist sie Vorsitzende. Der Verein zählt momentan knapp 125 Mitglieder. Nicht wenig, möchte man meinen. Und, siehe oben: Tiere ziehen eigentlich immer.

Dennoch hat der Tierschutzverein Horb ein Imageproblem: Er ist kaum bekannt in der Region. Obwohl es ihn seit 33 Jahren gibt und er sich um das Wohl der Tiere in Horb und seinen 17 Teilorten, sowie in Eutingen und Empfingen inklusive Teilorte kümmert. Doch der Verein betreibt kein eigenes Tierheim. Es gibt das Kreis-Tierheim in Freudenstadt und das Tierheim „Renate Lang“ in Talheim. Die Horber planen auch kein eigenes. „Das könnten wir nicht stemmen“, sagt Buchmann. Ohne Tierheim aber ist manches schwieriger. Das fängt an bei der Öffentlichkeitsarbeit. Für Interessierte gibt es nichts zum Anschauen und Anfassen. Alles ist dann eher abstrakt. Auch die Jugendarbeit wird erschwert, denn über ein Tierheim finden Kinder eher einen Zugang zum Verein.

Viel im Verborgenen

Mit Projekten wie dem Igel-Nachmittag im Horber Familienzentrum oder Besuchen an den Schulen gleicht der Tierschutzverein dieses Manko aus. Diese Angebote liefen sehr gut, berichtet Buchmann. Aufmerksamkeit erregt der Verein auch mit Infoständen, an denen er beispielsweise über „Welpen-Wühltische“ aufklärt. In vielen Ostblockstaaten würden Rassehunde unter widrigen Bedingungen gezüchtet und übers Internet verschachert, erzählt Anne Fischer, eine von Beatrice Buchmanns Mitstreiterinnen. Oder der Verein demonstriert bei Zirkus-Veranstaltungen gegen Shows mit Wildtieren.

Der Großteil der ehrenamtlichen Arbeit läuft im Verborgenen. So kümmern sich die Mitglieder um verwilderte Hauskatzen, fangen sie ein und lassen sie kastrieren. „Im Industriegebiet Heiligenfeld gibt es 14 wilde Katzen. Sie glauben gar nicht, wie schnell die sich vermehren können“, sagt Fischer. Meistens seien es Bürger, die sich beim Tierschutz-Telefon melden und von den wilden Katzen berichten. Knapp 60 Vierbeiner wurden in den vergangenen Jahren kastriert. „Das geht schon ins Geld“, berichtet Fischer. Bei den Weibchen kostet die Kastration um die 110, bei den Männchen 60 Euro.

Das Telefon des Tierschutzvereins ist meist ein Sorgentelefon. Mehrmals am Tag hören die Ehrenamtlichen den Anrufbeantworter ab. „Habe ein abgemagertes Kätzchen auf der Straße gefunden“, „Mein Nachbar hält seinen Hund auf dem Balkon und kümmert sich nicht“, „In meinem Schopf wohnt ein Marder“ – solche Nachrichten finden sich auf dem AB. Für viele ist der Tierschutzverein wie eine Feuerwehr. Die Mitarbeiter rücken auf einen Notruf im Regelfall auch so schnell aus. So haben sie schon einige Katzen aufgelesen, die ansonsten wohl gestorben wären.

Leid und Glücksmomente

„Eine Gemeinde ist per Gesetz verpflichtet, für Fundtiere aufzukommen“, berichtet Buchmann. Im Landkreis Freudenstadt ist es so, dass die Zuschüsse an das Kreistierheim in Freudenstadt und anteilig an das Tierheim in Talheim fließen. Doch es gibt Einzelfälle, in denen die Horber sich gegen diese Optionen entscheiden. So ein Fall ist Trudy. Die Katze wurde auf der Straße gefunden, krank und abgemagert. „Sie benötigt viel Zuwendung. Fast wie eine Einzelbetreuung“, erzählt Fischer. Diese Tiere werden von den Mitgliedern oder in Pflegefamilien aufgepäppelt. Für diese „Sorgenkinder“ sucht der Verein auch immer wieder ein neues Zuhause (siehe Infokasten).

Bei Verdacht auf Misshandlung wird der Verein ebenfalls aktiv. „Wir gehen vorbei, schauen uns die Sache an und reden mit den Leuten“, sagt Buchmann. Wird ein Hund auf dem Balkon gehalten, sagen die Tierschutz-Aktivisten, dass das so nicht geht, und klären auf, was ein Hund für ein gutes Leben braucht. „Viele lassen sich beraten und setzen die Ratschläge auch um“, hat sie beobachtet. Ist das nicht der Fall, dann diskutieren die Tierschützer nicht lange, sondern informieren das Veterinäramt. „Wir arbeiten sehr gut zusammen“, sagt Buchmann.

Eine Besonderheit hat der Horber Tierschutzverein allerdings: das Wildtierheim in Dommelsberg. Hier kümmert sich Christina Ullrich um Eichhörnchen, Vögel, Jungfüchse, Marder, Rehe oder auch Schwäne. Buchmann erinnert an den verletzten Schwan, der vergangenes Jahr in Horb auf den Bahngleisen gefunden wurde, in Dommelsberg gesund gepflegt und wieder freigelassen wurde.

Bei all dem Leid, gibt es eben auch schöne Momente – und durchaus auch lustige. Beatrice Buchmann erinnert sich an einen Anruf: „Eine Kröte ist in den Brunnen gefallen und kommt nicht mehr heraus“, hieß es am Telefon. Sie fuhr hin. Tatsächlich hockte die Kröte in einem Schacht und quakte laut. Buchmann packte eine Suppenkelle und einen Eimer und befreite das Tier. Noch heute muss sie darüber lachen.

Beatrice Buchmann ist seit 33 Jahren im Horber Tierschutzverein aktiv und derzeit auch dessen Vorsitzende. Privatbild

Beatrice Buchmann ist seit 33 Jahren im Horber Tierschutzverein aktiv und derzeit auch dessen Vorsitzende. Privatbild

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Erstellt:
20.02.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 30sec
zuletzt aktualisiert: 20.02.2017, 01:00 Uhr

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