Die beste Wirtin

Rosa Stimmler starb im Alter von 91 Jahren

Noch im Januar servierte Rosa Stimmler, legendäre „Hirsch“-Wirtin aus Felldorf, Starzacher Flüchtlingshelfern ein Belohnungsessen. Da war sie schon beinahe 91 Jahre alt. Jetzt ist sie überraschend, nach kurzer Krankheit, gestorben.

01.07.2016

Rosa StimmlerPrivatbild

Rosa StimmlerPrivatbild

Felldorf. Schon im Alter von neun Jahren half Rosa Stimmler, geborene Eger, in der Landwirtschaft und im Gasthaus ihrer Eltern mit, das sich seit 1860 im Familienbesitz befindet. Mit ihrem Mann Wendelin Stimmler, den sie 1952 heiratete, führte sie den „Hirsch“ bis zu dessen Tod im Jahr 1972 und danach alleine weiter, unterstützt von ihren Kindern und Enkeln. Fast bis zuletzt.

Rosa Stimmler besuchte die Volksschule in Felldorf. Mit 17 Jahren gelangte sie auf Vermittlung des Pfarrers auf die Kirchenmusikschule nach Donaueschingen. Dort erlernte sie in nur sieben Wochen das Orgelspielen. In Felldorf spielte sie danach nahezu täglich die Orgel und übernahm zudem für elf Jahre die Leitung des Kirchenchors.

Trotz vieler Schicksalsschläge in ihrem langen Leben ließ sich Rosa Stimmler nie entmutigen und behielt ihre positive Lebenseinstellung. Einen Bruder verlor sie im Krieg. Auch ihr Mann und ein Sohn starben früh. Drei Kinder zog das Wirtsleute-Ehepaar groß, einen Sohn und zwei (Zwillings-)Töchter. Ein viertes Kind starb kurz nach der Geburt.

Sehr viel Freude bereiteten der beliebten Wirtin sechs Enkel und zwei Urenkel. Alle unterstützten sie in den letzten Jahren tatkräftig im Service und in der Küche. Vor vier Jahren, als Rosa Stimmler zum ersten Mal ernsthaft krank war und es so aussah, als ob sie den „Hirsch“ aufgeben müsse, stand die Familie hinter ihr. Mit Hilfe der Enkel konnte das Gasthaus wieder an vier Tagen in der Woche geöffnet werden, von Freitag bis Montag.

„Aber der eine oder andere kommt auch an den Ruhetagen“, erzählte Rosa Stimmler dem SCHWÄBISCHEN TAGBLATT anlässlich ihres 90. Geburtstags. Ihr mache das nichts aus, sagte sie damals: „Ich bin es gewöhnt. Sonst würde mir etwas fehlen.“ Früher habe es auch keine festen Öffnungszeiten gegeben. „Man hat einfach die Türen aufgemacht, wenn man vom Feld oder vom Stall gekommen ist.“

Urlaub kannte die unermüdliche Wirtsfrau nicht. Aber ihren Gästen hörte sie gerne zu, wenn diese von ihren Reisen berichteten. Sie selbst fand, dass sie keinen Urlaub brauche. Sie habe so viel Freude bei ihrer Arbeit im „Hirsch“. „Wer im Hirsch arbeitet, ist immer auf dem Laufenden“, meinte Rosa Stimmler. Und ihre Stammtischgäste sagten von ihr: „Sie ist die beste Wirtin, auch noch mit 90.“ele

Info Requiem und Beerdigung am Samstag, 2. Juli, um 10 Uhr auf dem Felldorfer Friedhof/Kapelle