Von Tasten und Menschen

SPD-Landtagskandidatin Uta Schumacher rechnet sich gute Chancen aus

Die Situation ist eher ungewöhnlich für Uta Schumacher: Ein Gespräch, in dem sie von sich erzählen soll. Meist hört sie anderen zu, auch wenn sie unterwegs ist bei ihren vielen Wahlveranstaltungen. Doch schnell wird deutlich: Die sympathische SPD-Landtagskandidatin ist ein äußerst offener Mensch, sie redet frei heraus, über ihre privaten, beruflichen und politischen Interessen und Ziele. Und faltet nebenher Handtücher zusammen.

01.03.2016

Von Rita Ott

Sympathisch und engagiert: Uta Schumacher lebt seit 2004 in Loßburg und hat inzwischen den ganzen Landkreis kennengelernt.Bild: Kuball

Sympathisch und engagiert: Uta Schumacher lebt seit 2004 in Loßburg und hat inzwischen den ganzen Landkreis kennengelernt.Bild: Kuball

Loßburg. Raumhohe Bücherregale – „Bücher sind meine große Leidenschaft“ – unzählige CDs unterschiedlicher Musikrichtungen – „ich bin kein Musik-Streamer“ – drei Sofas, jedes von Bezug und Stil ganz anders. Ein großer schwarzer Flügel bildet das prägende Element in dem lichtdurchfluteten Zimmer. Ihr Vater ist Polsterer und Uta Schumacher findet oft „Zeugs“ auf dem Flohmarkt, das bringt sie ihrem Vater, „der macht was draus“. Was er Schönes draus macht, entdeckt man überall in ihrer Wohnung.

Beruf und Hobby zugleich ist die Musik. Ihr Hauptinstrument ist das Klavier, doch sie beherrscht – „aber nicht auf Profiniveau“ – noch andere Instrumente. Die Posaune zum Beispiel spielt sie im Loßburger Musikverein. Als Organistin spielt sie im ganzen Kirchenbezirk.

Schumacher kommt aus Norddeutschland, redet hochdeutsch. Durch ihre offene Art, auf die Leute zuzugehen, findet sie schnell einen Draht zu den Menschen, auch zu den Schwaben. Zum Beispiel bei ihren „Kneipen-Touren“: Uta Schumacher geht einfach in Wirtschaften im ganzen Landkreis, spielt ein Lied auf dem Akkordeon und setzt sich an den Stammtisch. „Das ist meist ganz nett, auf jeden Fall aber immer spannend“. Dabei bekommt sie mit, was die Leute bewegt. Wie auch bei ihren anderen Wahlkampfveranstaltungen, die unterschiedlicher gar nicht sein könnten. Sie ist in Schulen, bei Vereinen und sozialen Einrichtungen, in Bauwagen und Jugendräumen – und auch in Betrieben, wo sie, was die SPD-Kandidatin bedauert, kaum in Kontakt mit der Belegschaft kommt. Bei allem, auch jetzt in Zeiten des Wahlkampfs, steht für sie der Mensch im Mittelpunkt, seine Lebens- und Arbeitsbedingungen, seine Bedürfnisse und Sorgen. Dazu gehören auch Bildung, Krankenversorgung, Pflege.

In den vergangenen Wochen hat die Wahl-Loßburgerin festgestellt, „dass es ein Riesen-Landkreis ist“. „Horb schien früher immer weit weg, jetzt wird die Strecke immer kürzer“, sagt sie lächelnd. „Horb ist reich an historischer Substanz, es gibt viele schöne Orte.“ Dagegen würden in Loßburg und Freudenstadt Orte der Erinnerung zerstört, bedauert sie. „Horb ist eine sehr bewegte und lebendige Stadt“. Freudenstadt habe andere Qualitäten: neben einem starken sozialen Netzwerk das rege kulturelle Leben – „und dort bin ich zu Haus“.

Uta Schumacher studierte in Bremen Musik und Englisch für Lehramt – in den 1990ern, als der Osten sich öffnete. Das bewegte sie dazu, zusätzlich die Studienfächer Slawistik und Kulturgeschichte Osteuropas zu belegen, eine Zeitlang hat sie sogar in Moskau Deutsch unterrichtet. Ihre Liebe zu Osteuropa ist geblieben. Sie weiß: „Es funktioniert nur über Verstehen, Begegnung, um Missverständnisse zu überbrücken und im Dialog zu bleiben.“ Und genau das ist die Maxime der engagierten Sozialdemokratin, auch in ihrer politischen Arbeit, bei ihrem vielfältigen sozialen Engagement, in der täglichen Begegnung mit den unterschiedlichsten Menschen.

Als sie 2004 nach Loßburg gezogen ist, wollte sie eigentlich zusammen mit ihrem damaligen Partner ein zurückgezogenes, ruhiges Leben auf dem Land führen. Doch das hat sich schnell geändert, „als ich die Leitung des Loßburger Kirchenchors übernahm“. Dann kam eins zum anderen: Die Musik- und Kunstschule Region Freudenstadt wurde gegründet, in der Uta Schumacher aktives Mitglied ist. Sie übernahm Aufgaben im Leitungsteam des Freundeskreises für den biodynamischen Hofbauernhof Schömberg. Und so kam immer mehr dazu.

Als zunächst parteilose Gemeinderätin trat sie am 1. Juli 2010 der SPD bei, wurde Ortsvereinsvorsitzende der Partei, „die Grundsätze repräsentiert, die mir wichtig sind“. Das sind unter anderem: ein schonender Umgang mit Ressourcen und Menschen, ein „ökologischer Fußabdruck“, der unter anderem bedeutet, regional, möglichst lokal und kein Fleisch aus Massentierhaltung einzukaufen. „Soziale Gerechtigkeit“ ist für Schumacher kein leerer Ausdruck. „Baden Württemberg ist reich, aber der Reichtum ist so ungleich verteilt, die Unterschiede in den Einkommen sind sehr groß“. Im sozialen Bereich etwa seien die Einkommen zu gering, den Mindestlohn hält sie für zu niedrig, eine gute Altersversorgung sei zu wenig garantiert.

Wichtiges Thema ist für die Gymnasiallehrerin auch die Bildung. Baden-Württemberg ist das siebte Bundesland, in dem sie die verschiedenen Bildungssysteme kennengelernt hat. Und sie fragt sich: Warum nicht fünf Jahre Grundschule? „Dann sind die Kinder wach“, und es könnte leichter entschieden werden, welche Schulart passt.

Es fällt das Stichwort Inklusion, die Schumacher für wichtig hält. Für „eine Gesellschaft, in der Schwäche nicht als Defizit gesehen wird“, denn in der Regel „hat jeder an anderer Stelle eine Schwäche“. Eine solche Gesellschaft sei zwar utopisch angesichts dessen, „wie die Menschen leben, wie Gesellschaft heute funktioniert“. Und doch: „Ich würde gern an der Gestaltung der Rahmenbedingungen für diese Art Gesellschaft mitarbeiten. Deshalb kandidiere ich.“ Sie ist Realistin genug, um zu wissen, dass es „nur bedingte Spielräume“ gibt, doch „darin gilt es Schwerpunkte zu setzen“, auch um den Menschen Sicherheit zu geben.

Uta Schumacher würdigt das vielfältige Engagement der Menschen im Kreis. Dadurch werde vieles aufgefangen, was der Staat nicht leisten könne. Bereits jetzt tue die Landesregierung viel, um das Ehrenamt zu unterstützen, „das möchte ich weiter ausbauen“.

Wie sie ihre Chancen einschätzt? „Gut. Ich denke, dass die Menschen realisieren, dass sie in mir eine hartnäckig kämpfende, aber einfühlsame Fürsprecherin im Landtag hätten. Deshalb rechne ich mir gute Chancen aus, in den Landtag einzuziehen.“ Und mögliche Koalitionspartner? „Ich denke, die jetzige Koalition würde meine Interessen absolut abdecken.“

Kurzvita Uta Schumacher

Uta Schumacher, evangelisch, ist am 26. Oktober in Bremen geboren, in Bruchhausen-Vilsen, einem Dorf südlich der Hansestadt aufgewachsen, hat in Syke Abitur gemacht und anschließend an der Universität Bremen Musik und Englisch auf Lehramt studiert, wo sie auch ihr erstes Staatsexamen ablegte. Parallel zum Studium hat sie eine Zusatzausbildung für Waldorfpädagogik am Studienseminar in Hamburg absolviert. Ihre Referendariatszeit verbrachte sie in den neuen Bundesländern, lebte in dieser Zeit in Berlin und machte ihr zweites Staatsexamen in Brandenburg am Studienseminar Cottbus. „Es war eine spannende Zeit dort Anfang der 2000er Jahre“. Danach hat sie sich nach einer Schule umgeschaut und sich für das Kepler-Gymnasium in Freudenstadt entschieden, wo sie seit 2004 als Lehrerin tätig ist.

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01.03.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 05sec
zuletzt aktualisiert: 01.03.2016, 01:00 Uhr

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