Bitte ein Schaumbad!

Seit über 50 Jahren gibt es am Horber MGG Abi-Scherze / Schulleiter Georg Neumann erinnert sich an d

Für jeden Abi-Jahrgang ist der Abi-Scherz eine Herausforderung: Es gilt nicht nur, mit einem besonderen Gag legendär in Erinnerung zu bleiben, sondern auch den Termin geheim zu halten. Doch auch für die anderen Schüler ist dieser Tag immer ein besonderer. Kommende Woche ist es am MGG wieder so weit: Daher haben wir Schulleiter Georg Neumann nach seinen Erinnerungen aus den vergangenen 25 Jahren gefragt.

25.06.2016

Von Dagmar Stepper

Ob Sandstrand, Bauernhof, Labyrinth oder Schaumbad: Am Martin-Gerbert-Gymnasium gab es schon sehr viele originelle Abi-Scherze. Privatbild

Ob Sandstrand, Bauernhof, Labyrinth oder Schaumbad: Am Martin-Gerbert-Gymnasium gab es schon sehr viele originelle Abi-Scherze. Privatbild

Seit über 50 Jahren gibt es am Horber Martin-Gerbert-Gymnasium (MGG) Abi-Scherze. So weit reichen die Erinnerungen von Georg Neumann natürlich nicht zurück. Doch immerhin ist er seit 26 Jahren hier am Gymnasium, seit 2002 ist er Konrektor, seit 2012 Schulleiter. Also kann er sehr gut aus dem Nähkästchen plaudern.

Neumann weiß, dass sich jeder Jahrgang besondere Mühe gibt. Es gilt ja, die Vorgänger zu toppen. Aber sein persönlicher Höhepunkt war der Abi-Scherz mit dem Motto „Bauernhof“ vor über 20 Jahren. Der Schulhof war voll mit Strohballen, die Schüler hatten sogar eine richtiges Pferd mitgebracht. Da es immer auch Spiele mit den Lehrern gibt, musste Neumann beim Voltigieren ran. „Ich bin aber noch nie auf einem Pferd gesessen“, erzählt er, „und es war ein besonders großes Pferd.“ Er saß also auf dem Gaul, streckte die Arme aus und das Tier fing an zu laufen. „Die besorgten Blicke von meinen Kollegen werde ich nie vergessen“, sagt er.

Noch gut in Erinnerung hat Neumann den Strand, den ein Jahrgang vor einiger Zeit im Schulhof aufgebaut hat: „Es war ein richtiger Beach mit Sand und Sonnenstühlen zum Relaxen.“ Die Abiturienten hatten dafür etliche Kubikmeter Sand herangekarrt. Doch eins hatten sie vergessen: wie mühsam die Reinigung sein kann. „Die haben den ganzen Nachmittag gefegt“, erzählt er.

Auch sehr schön war das Labyrinth vor einigen Jahren, das durch das ganze Schulhaus führte. „Die Schüler hatten die ganze Nacht über die Klassenräume ausgeräumt und die Tische in der ganzen Schule verteilt“, sagt er. Lehrer und Schüler mussten so an manchen Stellen auf allen vieren kriechen. Außerdem füllten hunderte von Luftballons den Schulhof. „Die Schüler hatten wunde Finger vom Zuknoten der Luftballons.“ Ein weiterer Höhepunkt in seinen Erinnerungen: „Vor drei Jahren gab es im Hof ein richtiges Schaumbad. Das war für die jüngeren Schüler ein besonderes Highlight.“

Neumann hat viele originelle Abi-Scherze erlebt. „Obwohl es für die Schüler schwierig ist, jedes Jahr etwas Besseres auf die Beine zu stellen“, sagt er. Die Abi-Gags laufen seit einigen Jahren nach einem ähnlichen Muster ab. Die Schule wird nicht mehr zu Schulbeginn verrammelt, sondern das Ganze geht nach der Großen Pause los. Jeder Jahrgang hat sein Motto, dazu gibt es Spiele für Lehrer und Schüler. „Es ist so eine Art ‚Spiel ohne Grenzen‘“, erklärt Neumann. Die Lehrer werden dabei vielleicht ein wenig vorgeführt, aber nicht bloßgestellt. Alle sollen ihren Spaß haben. Wie ein roter Faden ziehen sich am MGG die Bobby-Car-Rennen durch. „Da haben vor allem die jüngeren Schüler ihren Spaß dabei. Denn wir Lehrer sind ja etwas gehandicapt mit unseren langen Beinen.“ Die älteren Schüler sind dafür immer ganz gespannt auf die Abi-Zeitung, die am Tag des Abi-Gags verkauft wird. Anschließend gibt es immer noch einen sportlichen Schlagabtausch im Fuß- und Volleyball zwischen Abiturienten und Lehrern. „Da ja der Tag geheim ist, hat das Kollegium jeden Tag nach dem mündlichen Abi eine Sporttasche im Auto.“

Doch sickert der Termin wirklich nicht durch? „Die Schüler brauchen natürlich Unterstützung. Die bekommen sie vom Hausmeister und den Verbindungslehrern“, sagt Neumann. Aber die würden dicht halten. Laut Neumann sind die Abi-Scherze am MGG auch nie aus dem Ruder gelaufen wie beispielsweise im Frühjahr in Köln und es kam nie zu größeren Sachbeschädigungen. „Manchmal wurde der Eingang mit Autos verbarrikadiert. Da habe ich mir dann ein klein wenig Sorgen gemacht, aber es ist nie was passiert.“

Neumann muss übrigens schmunzeln, wenn man ihn nach seinem eigenen Abi-Scherz fragt. Denn den hat er noch in bester Erinnerung – auch wenn der 40 Jahre zurückliegt. „Wir hatten einen Abi-Umzug, ähnlich wie an Karneval mit zwei Motto-Wagen.“ Er stammt aus Gummersbach, dort haben die Wagen Tradition. Das Motto war „Asterix und Oberlix“, der Wagen mit gallischen Figuren geschmückt. Die Schüler hatten sich Helme gebastelt und sich Asterix-mäßige Namen gegeben. Neumann hieß Quantenblankix, er hatte damals schon ein Faible für Mathematik, Physik und Max Blank: „Es war ein Gaudi, das weiß ich heute noch.“

Der erste Abi-Scherz in Horb: Einen Tag nach der mündlichen Prüfung verbrannten die Abiturienten von 1954 ihre Schulhefte. Bild:Archiv Bernhard Wochner

Der erste Abi-Scherz in Horb: Einen Tag nach der mündlichen Prüfung verbrannten die Abiturienten von 1954 ihre Schulhefte. Bild: Archiv Bernhard Wochner

Beim Abi-Gag 2004 mit dem Motto „Landwirtschaft“ muss Georg Neumann – damals noch Konrektor am MGG – kräftig mit anpacken. Archivbild:ik

Beim Abi-Gag 2004 mit dem Motto „Landwirtschaft“ muss Georg Neumann – damals noch Konrektor am MGG – kräftig mit anpacken. Archivbild: ik

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Erstellt:
25.06.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 25.06.2016, 01:00 Uhr

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