Deutsche Profifußballer in der Premier League könnten Brexit-Opfer werden

Sport vor Herausforderung

Der Sport auf der Insel steht nach der Brexit-Entscheidung vor einer ungewissen Zukunft. Experten fürchten Auswirkungen bis in den Breitensport.

26.06.2016

Von MANUELA HARANT

Liverpools Can (rechts) gegen Huth (Leicester) in der Premier League: Beide könnten zu einem Brexit-Opfer werden. Foto: dpa

Liverpools Can (rechts) gegen Huth (Leicester) in der Premier League: Beide könnten zu einem Brexit-Opfer werden. Foto: dpa

London. Der Brexit stürzt auch den britischen Sport in eine ungewisse Zukunft. Ohne EU-Mitgliedschaft des Vereinigten Königreichs hätten allein rund 100 aktuelle Fußball-Profis der Premier League keine Arbeitserlaubnis erhalten, darunter mehrere Deutsche. Das auf der Insel geliebte Kricket und Rugby sähe ebenfalls gänzlich anders aus, zudem steht der Status von London als Europas Sportstadt Nummer 1 auf dem Spiel. Ein Überblick. FUSSBALL: Berufsfußballer mit Pass eines EU-Mitgliedslandes dürfen bislang ohne Einschränkung in die Premier League und weitere britische Fußball-Ligen wechseln. Sollte es keine neuen Ausnahmeregeln geben, würden künftig solche Profis wie Akteure aus einem Nicht-EU-Staat behandelt.

Für diese gelten strenge Kriterien des Innenministeriums – so hängt die Erteilung einer Arbeitserlaubnis von der Weltranglistenposition des Herkunftslandes und den Länderspielen des Spielers ab. Demnach muss ein Profi aus einem Top-10-Land mindestens 30 Prozent der möglichen Länderspiele der vergangenen zwei Jahre bestritten haben. Unter diesen Regeln hätten beispielsweise Cristiano Ronaldo als junger Spieler und Frankreichs aktueller EM-Held Dimitri Payet nicht nach England wechseln können.

Einer dreistelligen Zahl von Spielern der vergangenen Saison wäre so ein Transfer in die Premier League verwehrt geblieben. Auch viele deutsche Profis wie Robert Huth oder Emre Can wären betroffen gewesen, ein Bastian Schweinsteiger dagegen nicht. Eine rückwirkende Aberkennung der Arbeitserlaubnis ist aus Expertensicht unwahrscheinlich.

Ohne neue Sonderregeln für Europäer wird der Pool der verfügbaren ausländischen Profis für die Premier-League-Klubs kleiner, die Ablösesummen würden noch weiter steigen. Ein Wertverlust des britischen Pfunds könnte einen Nachteil auf dem internationalen Transfermarkt bringen. Besonders schwer wöge zudem der Einschnitt im Werben um Talente: Gemäß Fifa-Transferregeln darf ein Spieler zwischen 16 und 18 Jahren in ein anderes EU-Land wechseln. Weltweit ist dies erst ab 18 Jahren der Fall, sollten nicht beispielsweise die Eltern ihren Wohnsitz wechseln.

Schon bei den Arbeitsregeln für Nicht-EU-Spieler hatte der englische Verband FA auf den Schutz einheimischer Profis gedrängt. Nun erhofft sich die FA einen positiven Effekt durch den Brexit. Sollten nun möglicherweise neue Ausnahmebestimmungen verhandelt werden, dürfte auch wieder die Diskussion über eine striktere Briten-Quote aufflammen – zumindest für den FA-Cup. Die Nationalteams aus Großbritannien sowie die Klubs von der Insel sind in ihren Teilnahmen an europäischen Wettbewerben durch den Brexit nicht beschränkt. KRICKET/RUGBY: Durch eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs von 2003 genießen Sportler aus 79 Ländern aus Afrika, der Karibik und Pazifik (AKP-Staaten) die gleichen Rechte wie EU-Athleten. Besonders im Kricket und Rugby stammen viele Profis beispielsweise aus Südafrika oder von den pazifischen Inseln. Da Großbritannien nun aus der EU austritt, dürfte auch dieses Kolpak-Abkommen in unbestimmter Zukunft voraussichtlich nicht mehr gelten, Sportler aus AKP-Staaten hätten also den Status von normalen Ausländern.

? FORMEL 1: Acht der elf Rennställe der Königsklasse haben ihren Sitz in England. Chefvermarkter Bernie Ecclestone war ein Brexit-Befürworter: „Das macht keinen Unterschied für mein Geschäft.“ Der 85-Jährige könnte die Rechnung ohne die EU-Wettbewerbshüter gemacht haben, die derzeit ein Verfahren wegen der ungleichen Verteilung von Geld und Macht in der Formel 1 prüfen. Der Brexit beendet diese Untersuchung keineswegs, zumal einige Experten erwarten, dass die EU den Briten den Austritt so schmerzlich wie möglich machen wird.

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Erstellt:
26.06.2016, 10:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 39sec
zuletzt aktualisiert: 26.06.2016, 10:00 Uhr

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