Keine betriebsbedingten Kündigungen

Stellenabbau bei Siemens in Kilchberg

Siemens verspricht sozialverträgliche Abwicklung der Montage in Kilchberg.

17.02.2017

Von Philipp Koebnik

Geradezu schockiert haben die Mitarbeiter des Tübinger Siemens-Werks am Donnerstag die Nachricht aufgenommen, dass mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze an ihrem Standort wegfallen könnten. Die Montage, in der 337 Kollegen beschäftigt sind, soll bis 2020 ins tschechische Mohelnice ausgelagert werden – am hiesigen Standort blieben 249 Arbeitsplätze.

„Betriebsbedingte Kündigungen wird es nicht geben“, versichert Siemens-Sprecherin Evelyn Necker. Stattdessen solle es vor allem Regelungen zum vorzeitigen Ruhestand und zur Altersteilzeit geben. Stellen sollen nicht mehr besetzt werden, wenn Beschäftigte in den Ruhestand gehen. Auch die freiwillige Aufhebung von Verträgen sei eine Option. Darüber hinaus wolle man Mitarbeiter weiterbilden, um sie andernorts einsetzen zu können, wenn ihre Stellen nicht mehr gebraucht würden.

„Der Wettbewerbsdruck hat sich deutlich verschärft“, so die Unternehmenssprecherin. In der Getriebemotorenfertigung schreibe der Konzern Verluste – obwohl er 50 Millionen Euro in das Werk in Kilchberg investiert habe. „Für den Standort Tübingen führen wir nun Gespräche“, so Necker. Die künftige Entwicklung solle grundsätzlich geklärt werden, bevor man sich „jeden Fall einzeln anschauen“ und individuelle Lösungen finden wolle.

Den vom Betriebsrat erhobenen Vorwurf, die Geschäftsleitung habe Verbesserungsvorschläge ignoriert, kann die Siemens-Sprecherin nicht nachvollziehen. „Es gab immer Gespräche zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite.“ Anregungen der Belegschaft für eine bessere Materialversorgung bei der Montage habe man umgesetzt. Auch gebe es in Deutschland bereits seit Jahren einen Fachvertrieb für Getriebemotoren, so Necker. Er solle aber verbessert werden.

„Davon haben wir jahrelang gesprochen“, kritisiert der Betriebsratsvorsitzende Ismayil Arslan. Der Fachvertrieb sei deutlich unzureichend. Das habe die Unternehmensführung aber wohl erst jetzt erkannt. Ein neu eingeführtes System zur Materialversorgung indes habe zwar Verbesserungen gebracht, sein Einsatz sei jedoch nicht überall sinnvoll. „Es ist schon was gemacht worden, aber das reicht lange nicht“, moniert Arslan. Es bestehe noch Potenzial zur Steigerung der Produktivität. Und was sagt er zur Absage an betriebsbedingte Kündigungen? Die dürfe es laut Tarifvertrag ohnehin nicht geben, so Arslan.

Protest gegen die Schrumpfung eines alten Werks

Siemens hatte das traditionsreiche Werk in Kilchberg 2005 von Flender übernommen. 2012 wurde die GmbH in die Siemens-AG integriert. Seit 2005 habe Siemens rund 50 Millionen Euro in das Werk investiert, so Unternehmenssprecherin Evelyn Necker. Gegen die geplante Verlagerung der Montage und den Verlust von bis zu 337 der 586 Arbeitsplätze haben am Donnerstag hunderte Beschäftigte vor dem Werk protestiert.