Bestürzt und besorgt

Stellungnahme von Reutlinger Flüchtlingshelfern

Am Dienstagmorgen haben Reutlingens Asylpfarrerin Ines Fischer und Günter Jung vom Arbeitskreis Flüchtlinge in einer Stellungnahme ihre Betroffenheit nach der tödlichen Attacke eines Asylanten ausgedrückt.

26.07.2016

Von ST

Reutlingen. „Die Tötung eines Menschen hat großen Schmerz und unendliches Leid für die betroffene Familie mit sich gebracht und wir bedauern dieses grausame Verbrechen zutiefst. Wir rufen darum zum Gedenken an das Opfer auf und hoffen für die Verletzten und diejenigen, die das Geschehene mitverfolgen mussten, dass sie gut begleitet sind“, heißt es in der hier verkürzt widergegebenen Stellungnahme. „Zugleich sind wir jedoch auch in großer Sorge, dass die Tat eines Einzelnen dazu führen könnte, dass Flüchtlingen grundsätzlich massives Misstrauen entgegengebracht wird und Menschen vorverurteilt werden. Wir rufen darum auch zur Besonnenheit auf, und dazu, denjenigen, die hier als unbescholtene Bürgerinnen und Bürger unter uns leben, auch weiterhin mit Vertrauen und Respekt zu begegnen. Als Menschen, die tagtäglich mit Geflüchteten arbeiten, wissen wir, dass die überwiegende Mehrzahl der Flüchtlinge sich konsequent bemüht, in unserer Gesellschaft ein neues Zuhause zu finden, unsere Gesetze achtet und sich tagtäglich für ein gutes und unkompliziertes Zusammenleben engagiert. Dazu trägt nicht zuletzt das vielfältige Engagement der vielen Haupt- und Ehrenamtlichen bei (…)

Wir wissen aus unserer Arbeit, dass geflüchtete Menschen im Asylverfahren häufig kaum Zugang zu psychologischen oder psychotherapeutischen Hilfsangeboten erhalten. Wäre dieses Angebot ausreichend vorhanden, würde dies in vielen Fällen emotional zugespitzte Situationen entlasten und befrieden. Wir rufen dazu auf, Straftaten konsequent zu verfolgen, aber auch die Präventions- und psychosoziale Arbeit vor allem für traumatisierte und ‚auffällige‘ Menschen massiv auszubauen.

Wir wünschen uns, dass in unserer Stadt auch weiterhin ein Klima herrscht, das ein Zusammenleben verschiedener Kulturen möglich macht. Der Hass, der sich in der furchtbaren Tat vom Sonntagabend widerspiegelt, darf nicht zum Muster werden, das wir als Reaktion übernehmen und den hier lebenden Geflüchteten zurückspiegeln.“

Zum Artikel

Erstellt:
26.07.2016, 21:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 54sec
zuletzt aktualisiert: 26.07.2016, 21:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter los geht's
Nachtleben, Studium und Ausbildung, Mental Health: Was für dich dabei? Willst du über News und Interessantes für junge Menschen aus der Region auf dem Laufenden bleiben? Dann bestelle unseren Newsletter los geht's!