Die Telekom scheint im Moment keinerlei Anstrengung zu unternehmen, ihr Image bei einigen Ihlingern

12.08.2017

Von Benjamin Breitmaier

Von diesem Verteilerkasten aus könnte auch der obere Teil von Ihlingen mit schnellem Internet versorgt werden – könnte. Bild: Kuball

Von diesem Verteilerkasten aus könnte auch der obere Teil von Ihlingen mit schnellem Internet versorgt werden – könnte. Bild: Kuball

Die Telekom scheint im Moment keinerlei Anstrengung zu unternehmen, ihr Image bei einigen Ihlingern aufzupolieren. Das Gegenteil scheint der Fall. Mittlerweile darf von einem kleinen Drama gesprochen werden. Der Breitbandausbau im oberen Teil von Ihlingen, er erinnert etwas an Geschichten, die Eltern aus dem Sandkasten kennen. Die Telekom will das Spielzeug „Breitband im oberen Ihlingen“ nicht, weil zu unattraktiv, zu langweilig, zu kompliziert. Dann kommt ein anderer Knirps daher und will sich um den „Breitbandausbau im Vogelsang“ kümmern. Die kleine Telekom sieht, dass sein Kamerad Stadtverwaltung Horb nach dem Spielzeug greift. Heiße Magenta-Wut steigt der kleinen Telekom in den Kopf. „Ich will es zwar nicht, aber das ist immer noch mein Spielzeug“, lautet die Argumentation, „das bekommt niemand“. Die Umschreibung der Ihlinger Situation mit Hilfe der Metapher eines Sandkastendisputs greift vielleicht etwas kurz, dennoch scheinen die Fakten in eine ähnliche Richtung zu gehen.

Was ganz amüsant klingt, bedeutet für die Hälfte der Ihlinger, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter auf anständige Verbindungsgeschwindigkeiten warten müssen, während der untere Teil des Ortes schon seit Dezember 2016 rasend schnell durch das World Wide Web surft.

Zur Erinnerung: In einer denkwürdigen Werbeveranstaltung zog die Deutsche Telekom GmbH im Dezember des vergangenen Jahres die Wut der Ihlinger Bürger aus dem oberen Dorf auf sich. Nach eigenen Angaben wollte das Unternehmen aus „wirtschaftlichen Gründen“ einen Verteilerkasten, ein sogenanntes KVz, an der Kreuzung Toggenburgstraße/Im Hopfengarten nicht betreiben. Daraus resultierte die skurrile Situation, dass in der Veranstaltung Produkte angepriesen wurden, die gut die Hälfte der Einwohner Ihlingens gar nicht nutzen können. Es dauerte nicht lange, bis die ersten den Saal verließen.

An der Sitzung anwesend war auch Eckhardt Huber, Chef der Horber Stadtwerke und federführend in der Verwaltung, wenn es um kommunalen Breitbandausbau geht. Er konnte die Oberdorf-Ihlinger etwas beruhigen. Er sei guter Dinge, dass der zweite Verzweiger in Ihlingen durch die Stadt selbst angefahren werden könne. Nach einem Betreiber würde in diesem Fall per Ausschreibung gesucht werden. Hubers Töne klangen damals noch versöhnlich. Doch das Timbre wurde mittlerweile rauer. Auf Anfrage der SÜDWEST PRESSE heißt es von der Pressestelle der Stadtverwaltung wörtlich: „Leider verweigert die Telekom der Stadt und ihren Partnern derzeit die Nutzung der notwendigen Technik.“

Doch Huber gibt sich mit der Ansage der Telekom nicht zufrieden. Er hat einen Alternativplan: Um den KVz doch noch nutzen zu dürfen, sind die Stadtwerke Horb derzeit dabei, bei der Bundesnetzagentur ein entsprechendes Verfahren einzuleiten. Da es sich hierbei um ein öffentlich gefördertes Projekt handelt und bei dem Markterkundungsverfahren die Telekom für den KVz in Ihlingen keine Ausbauabsichten geäußert hat, kann mit dem Verfahren „die Löschung des KVz von der Vectoringliste“ beantragt werden.

Um in der Sandkastenmetapher zu bleiben: Die Stadtverwaltung Horb geht petzen, damit Mama „Bundesnetzagentur“ der Telekom das Spielzeug wegnimmt.

Unklar bleibt jedoch, wie lange das Ganze dauert. Die Stadt hierzu: „Da von Seiten der Stadtwerke Horb jedoch ein solches Verfahren noch nie durchgeführt wurde, kann derzeit auch noch nichts zu einem genauen Zeitplan gesagt werden.“ Vor dem Hintergrund, dass es eigentlich bald mit der Versorgung hätte losgehen sollen, klingen die Worte nicht vielversprechend.

Und was sagt eigentlich die Telekom? Die wartet auf Mama „Bundesnetzagentur“, damit diese eine Entscheidung trifft. Zu den Beweggründen, warum sie mauert, gibt es keine Stellungnahme. Pressesprecher Hubertus Kischkewitz schreibt auf Anfrage der SÜDWEST PRESSE: „Wir werden eine Entscheidung abwarten. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht näher dazu äußern.“