Tour de France

Tour de France

In dem Roadmovie tingeln ein Hobbymaler (Gérard Depardieu) und ein Rapper arabischer Herkunft zusammen durch Frankreich.

01.01.2017

Von Ulla Steuernagel

Tour de France

Der junge Rapper Far’Hook (Sadek) und der dicke Grantler Serge (Gérard Depardieu) sind ein ungleiches Paar. Äußerlich zumindest. Doch dann scheinen sie so ungleich wieder nicht. Beide stehen am Rand der Gesellschaft, beide sind Außenseiter, beide sind Eigenbrötler und beide sind der Kunst verfallen. Auch wenn sie die Kunst des anderen erst mal nicht als Kunst anerkennen. Während der Zuschauer schon ziemlich genau weiß, wie es mit den beiden enden wird, ahnen diese noch nichts von ihrer leise entstehenden Freundschaft. Sie müssen erst ein paar Häfen und schwere Wetter hinter sich lassen.

Die beiden geben in diesem Zwei-Personen-Roadmovie kein fröhliches Gespann ab. Mit einer klapprigen Kiste begeben sie sich zusammen auf eine unfreiwillige „Tour de France“, die nicht gerade als Vergnügungsreise angelegt ist.

Der Rapper musste untertauchen, weil ihm ein anderer an die Mütze will. Dieses Ding, das halb sein Gesicht verdeckt, ist zugleich sein Markenzeichen in der Community. Witzigerweise muss er zum Untertauchen nur die Basecap abnehmen und keiner erkennt ihn mehr. Der alte Mann ist in überraschender Mission unterwegs. Er will das Versprechen einlösen, das er seiner verstorbenen Frau gab und hatte seinen Sohn als Chauffeur erwartet. Doch jener, der seine familiären Bande zum Vater komplett gekappt zu haben scheint, ist sehr zum Ärger des Vaters zum Islam konvertiert und schickt eben den Rapper-Freund.

Serge à la Depardieu ist zunächst an Starrsinn und Kotzbrockenhaftigkeit kaum zu überbieten. Er lebt als einziger Weißer in einem islamischen Viertel und hat sich so schon eine Reihe von Rassismen angehustet. Und nicht nur das. Der Mann, der sich auf die Spuren eines Hafenmalers aus dem 18. Jahrhundert, Claude Vernet, begibt und dessen Ansichten nachpinselt, steckt auch voller Vorurteile gegenüber einer Musik, in deren Texten er nicht viel mehr als „Yo-Yo“ und „bang-bang“ hört.

Far’Hook, der offenere von beiden, nimmt die Vorurteile gegen Araber und Rap fast stoisch hin und tobt sich in seinen Versen aus. Während der eine die Welt durch die Augen Vernets betrachtet, sieht der andere sie durch die Linse seiner Handy-Kamera.

Man hätte die Freundschaftstour zu einer sentimentalen Sause machen können. Doch Regisseur und Autor Rachid Djaïdani setzt im Gefahrenfall lieber auf die komischen Seiten des gegenseitigen Unverstands. Manchmal kommt zwar etwas sozialer Puderzucker obendrauf, aber den kriegen die beiden Hauptdarsteller mit ihrem nuancenreichen Spiel mühelos wieder weg. Der Film kommt im Januar im Arsenalverleih in die Kinos.

Wieder eine Folge des Genres „Ziemlich beste Freunde“, diesmal jedoch ohne die Kitsch-Glasur.

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Erstellt:
01.01.2017, 11:01 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 19sec
zuletzt aktualisiert: 01.01.2017, 11:01 Uhr

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