Valerian - Die Stadt der tausend Planeten

Valerian - Die Stadt der tausend Planeten

Visuell überbordende Verfilmung der französischen Science-fiction-Comics um ein Agentenpaar, das durch Zeit und (Welt-)Raum reist.

17.05.2017

Von Klaus-Peter Eichele

Valerian - Die Stadt der tausend Planeten

Im Gegensatz zu Deutschland ist Frankreich eine Comic-Nation, auch wenn sich die Kenntnis davon hierzulande bei den meisten auf Asterix und Lucky Luke beschränkt. Unter Insidern ist allerdings auch die 1967 gestartete Science-fiction-Reihe „

Valerian und Veronique“ (im Original: „

Valérian et Laureline“)

eine große Nummer. Die Titelhelden sind zwei Spezialagenten, die im 28. Jahrhundert durch Raum und Zeit reisen, um Unterdrückten beizustehen.

Der französische Regisseur Luc Besson („Das 5. Element“), der als Jugendlicher ein großer Fan der Serie war, hat immer davon geträumt, die Abenteuer der beiden auf die Kinoleinwand zu bringen. Doch erst jetzt schien ihm die Tricktechnik ausgereift genug, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.

Die von einer linken politischen Haltung genährten Geschichten des Texters Pierre Christin interessieren Besson dabei offensichtlich weniger als die psychedelischen Bildwelten des Zeichners Jean-Claude Mézières. Immerhin hält er in der grandiosen Exposition augenzwinkernd die Utopie eines friedlichen, multikulturellen Universums hoch. Während in den einschlägigen Hollywood-Filmen in der Regel Krieg der Normalzustand ist, haben sich in „Valerian“ nämlich nicht nur die Menschen, sondern fast alle intelligenten Kreaturen des Weltalls dafür entschieden, einträchtig miteinander zu leben.

Weil es aber immer schwarze Schafe gibt, treten die jungen Agenten Valerian und Laureline, gespielt von Dane DeHaan („A Cure For Wellness“) und Cara Delevingne („Suicide Squad“), in Aktion. Was genau in diesem Film ihre Mission ist, bleibt freilich für geraume Zeit in einem Dickicht diverser Erzählstränge verborgen. Das ist aber nicht weiter schlimm, weil die Handlung vom Design ohnehin in den Schatten gestellt wird.

Mit größtem Vergnügen macht sich Besson daran, den verschiedenen Spezies‘ des Universums skurrile Gestalt zu geben, die von roboterhaft über quallenartig bis zu gürteltierähnlich reicht. Auch deren Lebensräume, ein archaisches Traumstrand-Paradies oder die hochtechnisierte galaktische Megacity Alpha, werden mit detailverliebter Fantasie ausgeschmückt. Dazu gesellen sich famose Varieté-Einlagen wie der ihre brüchige Identität spiegelnde Tanz einer von R&B-Star Rihanna gespielten Alien-Frau.

Wer einen herkömmlich erzählten Actionfilm erwartet, wird wohl etwas irritiert sein. Dafür überzeugt „Valerian“ als überbordend opulente Revue der Kuriositäten, die immer zum Staunen, oft aber auch zum Schmunzeln sind. Für Bodenhaftung sorgen die beiden Helden, die zwar kaum Charaktertiefe haben, in ihrer Screwball-komödiantischen Beziehung aber so gut harmonieren, dass man dem Film schon deswegen eine Fortsetzung wünscht.

 

Voilà – hier ist die schwerelose Alternative zur bombastischen Transformer-Science-fiction aus Hollywood.

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Erstellt:
17.05.2017, 13:20 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 14sec
zuletzt aktualisiert: 17.05.2017, 13:20 Uhr

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Klex 31.07.201717:55 Uhr

Lustig, leicht, links, multikulti, extrem phantasievoll, angenehm humanistisch und antimilitaristisch und (wider Erwarten) auch noch sehr unterhaltsam und spannend. Wohltuend französisch nach dem ganzen finsteren US-amerikanischen Superhelden-Trash. (,,Valerian" ist in den USA gefloppt.) Ein würdiger Nachfolger von »Das 5. Element« auch wenn ich als alter Klex eher auf gezupfte Augenbrauen stehe.
Auch die Comic-Verfilmung bringt also noch positive Überraschungen hervor.
Wer wie ich auch gediegenes historisches Kino mag, dem sei ein Double-Feature mit »Dunkerk« und »Ihre Beste Stunde« zu empfehlen. Christopher Nolan hat ganz
undigital einen realistischen, raffiniert zeitverschachtelten, ebenfalls sehr spannenden Film über die Evakuierung von Dünkirchen abgeliefert, und in »Ihre Beste Stunde« ist Bill Nighy der Held bei der Verfilmung desselben Ereignisses mit einem weiblichen Drehbuch -- Frauen in ,,Dunkerk" nur als Krankenschwestern, aber besser so wie als Alibifrauen im Männerfilm.