40 Millionen auf dem Konto, aber Minus auf der Spielerbank

VfB Stuttgart noch nicht aufstiegsreif

40 Millionen Euro hat der VfB Stuttgart durch Transfers eingenommen. In Geld schwimmt er aber nicht. Der derzeitige Kader ist noch nicht aufstiegsreif.

27.07.2016

Von GEROLD KNEHR

Kapitän Christian Gentner (rechts) mit einem der Neuen beim VfB Stuttgart, Anto Grgic. Foto: Imago

Kapitän Christian Gentner (rechts) mit einem der Neuen beim VfB Stuttgart, Anto Grgic. Foto: Imago

Stuttgart. Als alles nicht mehr zu retten war und der Abstieg des VfB Stuttgart in die zweite Fußball-Bundesliga feststand, nahm Kapitän Christian Gentner seine Teamkollegen an seine Seite und beschwor sie: Lasst uns zusammenstehen und den Betriebsunfall umgehend wieder reparieren...

Viele hatten damals bei Gentners Appell kräftig genickt. Doch mittlerweile, eineinhalb Wochen vor dem Saisonstart der 2. Liga, ist es recht einsam um den VfB-Kapitän geworden. Einer nach dem anderen hat mittlerweile den Abflug gemacht. Filip Kostic, der sich zu Beginn der Woche für eine geschätzte Ablösesumme von 14 Millionen Euro dem Hamburger SV angeschlossen hatte, war der letzte einer langen Reihe von Spielern, die aus dem VfB-Nest flüchteten beziehungsweise auf deren Verbleib man am Wasen keinen gesteigerten Wert mehr legte. Zuvor waren den Stuttgartern gestandene Profis wie Daniel Didavi (VfL Wolfsburg), Timo Werner (RB Leipzig), Lukas Rupp (TSG Hoffenheim) Martin Harnik (Hannover 96), Daniel Schwaab (PSV Eindhoven), Geoffroy Serey Dié (FC Basel) und Georg Niedermeier (ohne Verein) abhanden gekommen.

Geblieben aus der letztjährigen Stammformation ist neben Gentner noch der Argentinier Emiliano Insua, der in der Abstiegssaison auf 33 Erstliga-Einsätze gekommen war, dessen Wechselabsichten (Benfica Lissabon) sich bislang zerschlagen haben. Daneben stehen im Kader des neuen Trainers Jos Luhukaj noch die vertrauten Namen Alexandru Maxim, Florian Klein, Toni Sunjic, Timo Baumgartl. Sie alle waren in der vergangenen Saison nicht unumstritten und sollen jetzt gemeinsam mit den lange verletzten Daniel Ginczek und Kevin Großkreutz die prompte Rückkehr in die Bundesliga bewerkstelligen, die zuletzt für sie eine Nummer zu groß war. Kann das gutgehen?

Es ist kein Geheimnis, dass Jos Luhukay, der schon mit drei Teams (Bor. Mönchengladbach, FC Augsburg, Hertha BSC) den Aufstieg von der zweiten in die Bundesliga geschafft hat, angesichts des momentanen Kaders Zweifel hat, dieses Ziel ein viertes Mal zu erreichen. „Vor allem in der Offensive müssen wir uns noch verstärken“, mahnt der Niederländer. Auch Sportvorstand Jan Schindelmeiser ist dieser Meinung.

Rund 40 Millionen Euro hat der VfB durch die Verkäufe von Kostic, Werner und Co in den letzten Wochen eingenommen, inklusive eines Nachschlages von neun Millionen Euro für Antonio Rüdiger, der vor einem Jahr zunächst leihweise zu AS Rom gewechselt war und nun von den Italienern fest verpflichtet wurde. Genug Geld also, um sich kurz vor dem Saisonstart noch den einen oder anderen personellen Nachschlag zu gönnen, sollte man meinen. Doch Finanzvorstand Stefan Heim gibt zu bedenken, dass der Umsatz nach dem Abstieg um 40 Prozent zurückgehen werde und dem Verein Einnahmen von etwa 40 Millionen Euro wegbrechen werden. Für eine Million Euro wurde der Japaner Hajime Hosogai verpflichtet, mit dem der neue VfB-Coach Luhukay bereits in Augsburg und Berlin gearbeitet hat. Bis zu fünf weitere Neue sollen in der laufenden Transferperiode noch dazukommen. Doch, typisch schwäbisch: arg viel kosten dürfen sie nicht. Daneben sind die Talente aus den eigenen Reihen gefordert. Es ist die Chance für die Nachwuchsleute Borys Tashchy, Jan Kliment oder Mart Ristl. Aber es ist für sie auch eine gewaltige Herausforderung

Horst Heldt: „Zorniger hat völlig versagt“

Heftige Kritik Horst Heldt, ehemaliger Manager des VfB Stuttgart, hat Alexander Zorniger heftig kritisiert. „Er hat gar nichts verstanden, unabhängig von seiner Qualität als Fußballtrainer. Er hat völlig versagt“, sagte Heldt auf einem Trainerkongress in Fulda über den ehemaligen Coach des VfB Stuttgart. Einmal in Fahrt gekommen, war Heldt fast nicht mehr zu stoppen. „Er hat alles falsch gemacht, was man falsch machen kann, unabhängig vom System. Er ist von Egoismus geprägt und komplett gescheitert“, sagte der 46 Jahre alte Ex-Profi weiter. „Er hat Spieler öffentlich niedergemacht, das geht gar nicht. Er hat Spieler kritisiert, die ihm mehrfach den Arsch gerettet haben.“ Zorniger trainiert nun Bröndby IF Kopenhagen, Heldt (zuletzt Schalke 04) ist derzeit ohne Beschäftigung. ?sid

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Erstellt:
27.07.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 02sec
zuletzt aktualisiert: 27.07.2016, 06:00 Uhr

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