Das Mittwochs-Interview

„Vielleicht sehe ich Safira im Fernsehen“

Mogheeth Alshehab verrät im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE, warum das heute beginnende Heiligenbronner Reitturnier einen ganz besonderen Reiz hat.

23.08.2017

Von Frank Häusler

Seit seinem ersten Jahr in Deutschland ist Mogheeth Alshehab beim Turnier in Heiligenbronn gestartet. Bild: Häusler

Seit seinem ersten Jahr in Deutschland ist Mogheeth Alshehab beim Turnier in Heiligenbronn gestartet. Bild: Häusler

SÜDWEST PRESSE: Herr Alshehab, Sie landeten diesen Montag auf dem Stuttgarter Flughafen. Waren Sie wieder in Sachen Pferdesport unterwegs?

Mogheeth Alshehab: Nein, ausnahmsweise nicht. Es war ein kurzer Familienausflug, wir besuchten in Norddeutschland die Schwester von meiner Frau und wollten uns Hamburg ansehen. Ein paar Tage mit der Familie und ganz bewusst ohne Handy. Sozusagen Krafttanken für die bevorstehenden fünf Turniertage in Heiligenbronn.

Spüren die Pferde im Stall, dass ein Großereignis bevorsteht?

Ich glaube eher nicht, aber für mich ist gerade Waldachtal-Heiligenbronn ein besonderes Turnier. Ich bin dort seit meinem ersten Jahr in Deutschland immer geritten und bestritt voriges Jahr außerdem mein allererstes Dreisterne-S-Springen. Das war eines meiner schönsten Erlebnisse.

Wie bereiten Sie sich für einen Mittwochsstart vor, muss da nicht die ganze Woche anders durchgeplant werden?

Die Vorbereitung fing schon während meines Hamburg-Aufenthaltes an. Da wurden die Springpferde auf dem Hirschhof longiert und ausgeritten. Wir sind extra so zurückgeflogen, dass ich Montagabend noch drei Nachwuchsspringpferde reiten konnte. Um Mittwoch für die Starts fit zu sein, habe ich Dienstagmorgen mit allen jungen Pferden lockeres Springtraining gemacht.

Ausgerechnet Ihr bestes Pferd im Stall, die Hannoveraner-Stute Safira, wurde kürzlich verkauft. Wie sehr
bedauern Sie das?

Da war ich sehr traurig. Ich war mit Safira Ende letzten Jahres in Algerien Zweiter in einem Weltcupspringen und hier in Deutschland habe ich mit ihr sechs S-Springen gewonnen, vier davon in dieser Saison. Vielmehr hätte ich mit ihr hier nicht mehr erreichen können, deshalb hat das mit dem Verkauf gut gepasst. Jetzt kommen jüngere Pferde nach und ich hoffe, davon wird eines noch besser als Safira.

Aber trotzdem sollen Sie gerade zu Safira immer ein ganz besonderes Verhältnis gehabt haben.

Ja, das stimmt. Die Stute war etwas Besonderes für mich. Meine Springreiterkollegen waren immer verblüfft, vor allem wie wir zusammen im Parcours harmonierten. Ich hoffe, auch wenn ich ihren neuen Reiter nicht gut kenne, dass sie zusammen in Norddeutschland einen guten Weg auf noch besseren Turnieren gehen. Vielleicht, das wünsche ich mir jedenfalls, sehe ich Safira irgendwann sogar im Fernsehen oder im Internet mit guten internationalen Ergebnissen.

Welche Springpferde gehen in Heiligenbronn stattdessen von Ihnen an den Start?

Das ist aktuell mein Problem. Ich habe nicht sehr viele melden können, weil einige andere Pferde ebenfalls verkauft wurden oder fast verkauft sind. Die siebenjährige Stute Lilly Longleg ist auch verkauft, sie fliegt in zwei Wochen in den Libanon. Aber die Besitzer sagten mir, ich solle sie bis zu ihrem Stallwechsel noch auf Turnieren reiten. Eigentlich bleiben mir fürs Turnierreiten nur junge Pferde.

Folglich werden Sie in den Heiligenbronner S-Höhepunkten dieses Jahr gar nicht starten können?

Im Dreisterne-Großen Preis am Sonntag und auch in dem Zweisterne-S-Springen am Samstag nicht. Aber in den speziellen Nachwuchspferdespringen und anderen Prüfungen mache ich mit und vielleicht klappt es auch mit einem Springen in der Einsterne-S-Klasse.

Wie haben Sie sich mit Ihren Springpferden, die von Herrenberg kommend seit etwa acht Monaten nun auf dem Hirschhof stehen, in Nordstetten eingelebt?

Ganz toll. Ich komme mit Stefan Hirsch, mit seinen Eltern und allen Leuten auf dem Hof klasse zurecht. Für mich fühlt sich das an, wie in einer Familie. Hirsch ist ein richtiger Pferdemensch, mit dem man über Reitsport und Springreiten super diskutieren kann. Manchmal kommen auch meine Schüler zum Training auf den Hirschhof, natürlich frage ich vorher und wir stimmen alles immer ab, aber das stört ihn überhaupt nicht.

Stefan Hirsch erhielt voriges Jahr in Heiligenbronn sein Goldenes Reitabzeichen. Über zehn S-Siege, darunter auch Zweisterne-S-Siege, haben Sie doch auch – wie sieht’s diesbezüglich aus?

Auf dem Papier habe ich mein „Goldenes“ schon letztes Jahr mit der Weltcup-Platzierung in Algerien geschafft. Das wurde in Warendorf höherwertiger als ein Zweisterne-S-Sieg angerechnet, am Telefon gratulierte mir die Deutsche Reiterliche Vereinigung deshalb letzten November schon und sie sagten, ich solle mir ein Turnier zur Verleihung des Abzeichens aussuchen. Seit kurzem steht jetzt fest: Es wird im Oktober das Hohenzollern-Hallenreitturnier in Bisingen sein. Das dauerte deshalb so lange, weil ich noch ältere Bilder von meiner früheren Turnierreiterei mit meinem Trainer und meinen Eltern in Syrien gesammelt habe. Das wird dann alles im Oktober in Bisingen am Samstagabend feierlich gezeigt.

Bisingen macht Sinn, da findet immer die letzte Qualifikation des Hallenchampionats statt. Wollten Sie sich nicht dieses Jahr erstmals für die Schleyer-Halle qualifizieren?

Wenn ich für Safira so schnell einen Ersatz finde, dann schon. Aber heutzutage ein fertiges Springpferd für die Zweisterne-S-Klasse zu finden, ist für mich nicht reell. Auf dem hohen Niveau, das muss ja auch was kosten. Ich bilde lieber junge Pferde selbst aus und das nimmt mehr Zeit in Anspruch. Trotzdem, ganz ausschließen möchte ich es nicht. Ein paar Ideen habe ich noch. Und vielleicht komme ich so durch Zufall an ein Pferd ran, das in der Stuttgart-Qualifikation mitlaufen kann.

Zur Person:

Mogheeth Alshehab ist ein in Syrien geborener 31 Jahre alter Springreiter. Seine Turnierpferde stehen in Nordstetten auf dem Hirschhof. Die Reitkarriere begann in seinen Kindes- und Jugendjahren im arabischen Raum. Seit seinem Umzug im Sommer 2012 mischt der S-Klassereiter die baden-württembergische Springreiterszene auf. Er ist verheiratet mit Lydia Buchter-Alshehab, ehemalige Reitlehrerin des RFV Herrenberg. Die beiden haben zwei Kinder, die vierjährige Tochter Mira und den acht Monate alten Sohn Adam.

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Erstellt:
23.08.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 46sec
zuletzt aktualisiert: 23.08.2017, 01:00 Uhr

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