Gastronomie

Vorläufiges Ende einer Ära

Zum Jahresende schließen Gerhard und Elisabeth Bareis ihre „Germania“. Ihr klares Ziel aber ist es, dass es in der Altheimer Straße weitergeht.

21.11.2017

Von Gerd Braun

Gerhard und Elisabeth Bareis macht das nahende Ende zu schaffen.

Gerhard und Elisabeth Bareis macht das nahende Ende zu schaffen.

Wenn Gerhard und Elisabeth Bareis dieser Tage einen Wunsch frei hätten, dann müssten es gleich zwei sei. Oder einer, um den anderen damit erfüllen zu können. Wunsch Nummer eins wäre, dass es weitergeht mit ihrem Gasthaus „Germania“ in der Altheimer Straße, das sie in dritter Generation führen. Dazu aber bräuchte es aktuell Wunsch Nummer zwei, und der wäre Zeit und Ruhe. Denn bis Jahresende ist ihr Lokal vor allem an den Wochenenden ausgebucht, und da fehlt schlicht die Zeit, sich umfassend um die Zukunft zu kümmern.

Zu viele Fragen sind auf die Schnelle nicht zu klären, und so bleibt als Entscheidung zunächst stehen, dass die beiden ihr Restaurant mit 100 Plätzen im Inneren und gut 30 im Freien zum Jahresende schließen werden. Mit aller Kraft aber wird das Gastronomen-Ehepaar daran arbeiten, dass die Pforten in der Altheimer Straße möglichst zeitig wieder öffnen. Wie, wann oder durch wen – dazu können die beiden aktuell aber keine näheren Auskünfte erteilen.

Seit Monaten geistert das Gerücht vom „Germania“-Aus durchs Städtle, und hätte nicht gestern ein Reporter einer anderen Tageszeitung leicht überfallartig an die Tür des per Ruhetag geschlossenen Restaurants geklopft, so hätten Gerhard und Elisabeth Bareis vermutlich noch ein paar Tage weiter sondiert, wie es weitergehen kann, bevor sie mit Nachrichten zur Zukunft ihres Betriebes an die Öffentlichkeit gegangen wären. Zum jetzigen Zeitpunkt steht zu erwarten: Bis auf weiteres werden nach der Jahreswende die Lichter aus bleiben.

Allerdings werde, so sagt der 68-jährige Gerhard Bareis, die Zeit genutzt. In einigen Bereichen des Gastronomiebetriebes, unter anderem in Küche und Lagerung, wird über die Jahre aufgelaufener Investitionsstau abgebaut. Das Signal dieser anstehenden Modernisierungsarbeiten ist eindeutig: Es soll weitergehen beim Gasthaus „Bareis“, das 1912 gegründet wurde durch Josef Bareis und seine Frau Maria.

Von Gerhard Bareis‘ Eltern Richard und Hermine haben die beiden jetzigen Inhaber das Lokal vor 41 Jahren übernommen. Elisabeth Bareis, seinerzeit noch Oberhexe bei den Horber Narren, erinnert sich noch gut an das Foto, das SÜDWEST PRESSE-Fotograf Karl-Heinz Kuball damals mit ihren Schwiegerleuten hinter dem Tresen gemacht hat.

Dass die Ära „Germania „ in Horb nun nach insgesamt 105 Jahren – zumindest vorläufig – enden wird, bereitet den beiden schlaflose Nächte und seelische Schmerzen. „Es tut weh“, gibt Elisabeth unumwunden zu, in den 41 Jahren habe sie jeden Tag gerne in der Gaststätte gearbeitet.

Seit 52 Jahren am Herd

Das kann auch ihr Mann von sich behaupten. Der aber steht nun schon seit 52 Jahren am Herd, und neben dem Alter machen ihm gesundheitliche Probleme zu schaffen. Wenn man dann an einem Tag rund 150 Gerichte à la Carte zubereiten müsse, stoße er schon auch an seine Grenzen, gibt er zu.

Auf der einen Seite freuen sich die beiden nach so vielen Jahren ja schon auch darauf, nicht mehr ganz so viele Stunden arbeiten zu müssen. Andererseits würde ihnen das Aufhören leichter fallen, wenn sie schon wüssten, wie es mit ihrer „Germania“ weitergeht.

Bis Neujahr werden die beiden jetzt noch im Stress sein, danach kommt erst einmal die ersehnte Zeit der Ruhe. Ob eines der fünf Kinder vielleicht die Gaststätte übernehmen oder in welcher Konstellation es sonst weitergehen könnte, werden sie dannsorgfältig prüfen. An dieser Stelle weisen die beiden noch darauf hin, dass Leute, die noch einen Gutschein bei ihnen haben, diesen doch noch vor Jahresende einlösen mögen. Unter der Woche soll noch das eine oder andere Plätzchen frei sein.

Gerhard und Elisabeth Bareis macht das nahende Ende zu schaffen.

Gerhard und Elisabeth Bareis macht das nahende Ende zu schaffen.

Geschlossener Reim

In Gedanken an die sich anbahnende Schließung des Restaurants „Germania“ hat Maria Bareis ein kleines Gedichtlein verfasst, das wir hier im original abdrucken.

Schon länger wird‘s im Städtle „gschwätzt“,

drum offiziell an dieser Stelle jetzt,

in der Germania ist zum Jahresende Schluss,

das sorgt bei vielen für Verdruss.

Manche Gerichte waren legendär,

wo krieg ich jetzt meinen „Horber Kropfer“ her?

Auch der Zwiebelrostbraten mit Spätzle und Soß‘,

der war ja wirklich ganz famos.

Viele Gäste kamen durch alle Generationen,

feierten Hochzeiten, Taufen und Konfirmationen,

Chefin und Chef waren allzeit bereit

erfüllten Wünsche gerne und mit Herzlichkeit.

Doch nun der Abschied, so schwer er auch fällt,

denn die Gesundheit ersetzt nun mal kein Geld der Welt,

und 50 Jahre hinter dem Herd,

das ist schon aller Ehren wert.

Eine Bitte haben wir noch an alle Leut,

löst eure Gutscheine ein, vielleicht nicht alle heut‘,

Doch bis zum Jahresende freuen wir uns über jedes Gesicht

und dann sind in der Germania erstmal die Schoten dicht.

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Erstellt:
21.11.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 18sec
zuletzt aktualisiert: 21.11.2017, 01:00 Uhr

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