Wegbereiter für schwarze Schauspieler

Los Angeles. Die Reise nach London wollte Sidney Poitier vor einem Jahr nicht mehr antreten. Per Live-Schaltung wurde der Hollywood-Star in die Bafta-Verleihung geholt, um den höchsten Preis der britischen Filmakademie für sein Lebenswerk entgegenzunehmen. Am Montag wird der Schauspieler 90 Jahre alt.

Der in ärmsten Verhältnissen auf den Bahamas aufgewachsene Bauernsohn wurde 1974 von der Queen zum Ritter geschlagen. Der damalige US-Präsident Barack Obama verlieh ihm 2009 die „Presidential Medal of Freedom“, 2002 erhielt Poitier einen Ehren-Oscar für sein Lebenswerk. Mit 22 sei er nach Hollywood gekommen, um eine Reise anzutreten, die „fast unmöglich“ erschien, sagte Poitier. Er war Wegbereiter für schwarze Stars wie Denzel Washington und Halle Berry. Vor ihm hatte nur Hattie McDaniel 1940 für ihre Rolle in „Vom Winde verweht“ als Schwarze einen Oscar gewonnen. Fast 25 Jahre später wurde Poitier 1964 für „Lilien auf dem Felde“ als erster Schwarzer zum besten Hauptdarsteller gekürt.

Als erster Schwarzer in einem Hollywood-Film küsste er eine Weiße, auch wenn die Szene 1967 verschämt durch einen Rückspiegel gedreht wurde. Die Kuss-Szene stammt aus dem Film „Rat mal, wer zum Essen kommt“, in dem Poitier einem Elternpaar als Schwiegersohn präsentiert wird. Katharine Houghton spielte die Verlobte und erzählte kürzlich, Poitier sei sehr kritisch beäugt worden: „Er musste besser sein als ein weißer Mann.“ Ende der 1960er Jahre galt Poitier als höchstbezahlter Filmschauspieler. Aufgewachsen auf den Bahamas, ging er als Teenager nach Florida und gab nach kleinen Broadway-Rollen 1950 in „Der Hass ist blind“ sein Filmdebüt. Der Star aus „Flucht in Ketten“, „Porgy and Bess“ und „Ein Fleck in der Sonne“ drehte 1997 mit „Der Schakal“ seinen letzten Spielfilm.

In zweiter Ehe ist der Vater von sechs Töchtern seit über 40 Jahren mit der Schauspielerin Joanna Shimkus (73) verheiratet. dpa