Ein herber Verlust

Weitinger Filiale von Schließung betroffen

Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein. Auch die Weitinger Filiale der Kreissparkasse ist zum 1. September von der Schließung betroffen. Ortsvorsteher Roland Raible und seine Räte sehen darin einen herben Verlust und eine weitere Schwächung des Ländlichen Raumes, aber auch eine Herausforderung der Entwicklung anderweitig etwas entgegen zu setzen.

29.07.2016

Auch die Weitinger Kreissparkassen-Filiale ist von der einschneidenden Strukturmaßnahme des Geldinstituts betroffen.Bild: hn

Auch die Weitinger Kreissparkassen-Filiale ist von der einschneidenden Strukturmaßnahme des Geldinstituts betroffen.Bild: hn

Weitingen. Dem Ortschaftsrat schwante bei der nichtöffentlichen Sitzung am Montag nichts Gutes, als Roland Raible von einer Einladung des Sparkassenvorstandes für den Dienstagmorgen berichtete. Bürgermeister Armin Jöchle teilte den Räten die definitive Entscheidung der Kreissparkasse mit. Nicht betroffen ist die Filiale in Eutingen, obwohl diese sich von der in Weitingen nicht groß unterscheide, wie Raible anführte.

Raible sieht eindeutige Schwächung der

dörflichen Infrastruktur

Aufgrund der „kaufmännischen Analyse“ sei die Entscheidung durchaus nachzuvollziehen, erklärte Raible. Doch emotional sei es für ihn schon eine „Hiobsbotschaft“ gewesen, die Filiale mitten im Dorf an markanter Stelle abschreiben zu müssen. Und das in dieser Geschwindigkeit, gerade mal einen Monat vor Schließung. „Es tut richtig weh“, betonte Roland Raible.

Am Abend davor hatte sich der Ortschaftsrat noch dafür ausgesprochen, sich im kommenden Jahr erneut am Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ zu beteiligen. Beim Kreisentscheid ging Weitingen 2005 als Kreissieger hervor und auf Landesebene gab es anschließend eine Bronzemedaille. Für dieses Vorhaben sei der Verlust der Sparkassenfiliale ein gehöriger Dämpfer“.

Der Ortschaftsrat sei es nun eine Herausforderung mit der Frage: Welche Zukunft hat ein Dorf, auch mit seinen knapp 1700 Einwohnern? Folgen die Gastronomie, die Kindergärten und Grundschulen, bald auch ihre Ortschaftsverwaltungen? Wie kann man dem Wegbrechen weiterer infrastruktureller Gegebenheiten begegnen?

Er habe beim Dorfmarktfestle der „Weitinger Hoamet“ aufgrund seiner aktuellen Kenntnis bewusst die Bewegungen der Leute beobachtet und festgestellt, dass viele Personen die Sparkassenfiliale gegenüber aufsuchten und anschließend zum Dorfmarkt gingen, um dort einzukaufen und meist auch noch kurz an den Tischen Platz genommen hätten, auch Leute aus den umliegenden Orten.

Weitingen verliere also auch an Kaufkraft, was wohl dann der veranstaltende Verein im kommenden Jahr ebenfalls verspüren könnte. Das sind für den Ortsvorsteher Synergieeffekte im negativen Sinne, und dies findet er sehr bedauerlich und schade auch für Kunden, die weniger beweglich seien und sich nun für ihre Bankgeschäfte neu orientieren müssten.

Gott sei Dank verfüge Weitingen mit der Zweigstelle der Raiffeisenbank Oberes Gäu noch über ein Geldinstitut, das im Ort sogar investiere und zum Jahreswechsel 20106/2017 in seine neue Filiale direkt an der Ortsdurchfahrt einziehe. Und trotzdem sieht Raible in der Schließung eine eindeutige Schwächung der dörflichen Infrastruktur. Nun drohe ein weiterer Leerstand mitten im Ortskern.

Raible betonte, er habe Landrat Klaus Michael Rückert auf seine verständliche Zwickmühle angesprochen. Als Aufsichtsrat der Kreissparkasse könne er sich der wirtschaftlichen Notwendigkeit nicht verschließen, als Landrat müsse er aber auch das Wohl der Bürger im Ländlichen Raum im Auge behalten.

Auch habe er das Kreisoberhaupt an seine Worte und die vieler Politiker erinnert, die in öffentlichen Reden immer wieder die Notwendigkeit betonten, den Ländlichen Raum zu stärken. Angesichts der Entwicklungen jedoch werde dieser immer weiter ausbluten und geschwächt. Schlussfazit des Weitinger Ortsvorstehers: „Die Botschaft hör ich wohl, allmählich fehlt mir aber doch der Glaube“. hn

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29.07.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 29.07.2016, 01:00 Uhr

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