Erste Hilfe

Welche Nummer hilft? Die „Eins-Eins-Zwei!“

Nordstetter Grundschülern wird durch die Björn-Steiger- Stiftung das Verhalten im Notfall nähergebracht.

22.11.2017

Von Gerd Braun

Horbs Bürgermeister Ralph Zimmermann (links) und Landrat Dr. Klaus Michael Rückert (daneben mit Sani Sanelli) verfolgten interessiert, wie Kinder im Grundschulalter das Absetzen eines Notrufs übten. Bilder: Braun

Horbs Bürgermeister Ralph Zimmermann (links) und Landrat Dr. Klaus Michael Rückert (daneben mit Sani Sanelli) verfolgten interessiert, wie Kinder im Grundschulalter das Absetzen eines Notrufs übten. Bilder: Braun

Der Kampf gegen Herzattacken, das spürt man schnell, ist Landrat Dr. Klaus Michael Rückert eine Herzensangelegenheit. Viele Hebel hat er mit seinen Mitarbeitern und zusammen mit der Björn-Steiger-Stiftung in Bewegung gesetzt, damit der Landkreis Freudenstadt bundesweit wohl der erste ist, der flächendeckend mit recht schnell zugänglichen Defibrillatoren ausgestattet wird. Dieser Schritt ist inzwischen erfolgt, an 86 Standorten im Kreis stehen solche technischen Notfallhelfer für den medizinischen Ernstfall bereit.

Der nächste Schritt der Björn-Steiger-Stiftung verfolgt noch ganzheitlichere Ziele. Das Heranführen an die Notfallhilfe von klein auf. Genau deshalb gastierte gestern Vormittag Stiftungs-Mitarbeiterin Birgit Sturm mit ihrem wuscheligen Plüsch-Rettungsmaskottchen Sani Sanelli an der Grundschule in Nordstetten. Ziel der Unterrichtsstunde für die Klassen 1a und 1b: Das korrekte Absetzen eines Notrufs.

Das fiktive Beispiel aus der Praxis: Auf dem Schulhof klappt ein Schüler zusammen. Was tun? „Eine Lehrerin holen, die soll Hilfe rufen“, sagt einer der Erstklässler. Gut, aber geht noch besser. „Fragen, ob alles in Ordnung ist“, so eine der nächsten Wortmeldungen – schon ziemlich gut. Und, auch wenn’s aus Kindermund erst mal etwas lustig klingt, ebenfalls nicht falsch: „Kaltes Wasser ins Gesicht spritzen!“

Trick: Finger unter die Nase

Tatsächlich, das wissen die meisten Grund-Ausgebildeten in Erster Hilfe, gilt es, nach der Ansprechbarkeitsprüfung Puls und Atmung zu kontrollieren. Der Atem lässt sich beispielsweise leicht spüren, wenn man einen Finger direkt unter die Nase hält. Birgit Sturm erhielt für diesen Tipp zwar umgehend ein ausgedehnt gerufenes „Iiiiih!“ als Antwort, der Praxistest erbrachte den Kindern, aber auch ihren Lehrerinnen, Horbs Bürgermeister Ralph Zimmermann und Landrat Rückert durchaus einen gewissen Aha-Effekt. Den Atem spürt man.

Einer der nächsten Schritte: Hilfe organisieren. Welche Telefonnummer wählt man? Die „Eins-Eins-Zwei!“ natürlich, das wussten die Kinder – und einige Erwachsene auch. Diese Nummer gilt inzwischen europaweit für den Notfall. Und was sagt man? Da reichten die Kinder das Notfall-Telefon beim ersten Versuch rasch weiter als wäre es eine heiße Kartoffel.

Später setzte dann der Erstklässler, der sich als Opfer-Mime in der Mitte liegend zur Verfügung stellte, selbst den Notruf ab. Nordstetten natürlich der Ort, die Auerbach-Grundschule in der Schulstraße. Ein Ohnmächtiger. Dies alles gab er der „Notfallzentrale“ durch – und wartete brav auf Rückfragen.

Das Bilden einer Rettungskette, wie etwa das Freihalten der Zufahrt oder das Abstellen eines oder zweier Schüler für beschleunigende Lotsendienste, die die Rettungssanitäter möglichst schnell an den Unfallort führen können, brachte Birgit Sturm den Kindern ebenfalls bei. Und dass man auf jeden Fall Name, Straßenname und Ort des Geschehens beim Absetzen eines Notrufs draufhaben sollte.

Landrat Rückert und Bürgermeister Zimmermann verfolgten diese etwas andere Unterrichtsstunde interessiert, zumal diese ein Baustein ist, Kinder mit den Systematiken der Notfallhilfe vertraut zu machen. Ruhe bewahren und sicher handeln, wenn etwas passiert ist, soll den Kindern dabei durch die Unterrichtseinheiten mit der Björn-Steiger-Stiftung in Fleisch und Blut übergehen. „Einen Notruf absetzen habt ihr jetzt drauf“, lobte Sturm die Kinder.

Ganzheitliches Konzept

Eine nächste Stufe im ganzheitlich ausgerichteten Unterrichtskonzept der Stiftung ist das Programm „Retten macht Schule“ für Schüler der Klassenstufe sieben. Hier werden dann die Hilfs- und Rettungsschritte für den Ernstfall konkreter vermittelt. Ab diesem Alter, sagte Anna Eberchart, die Pressesprecherin der Björn-Steiger-Stiftung, seien die Kinder psychisch und körperlich so weit, dass sie beispielsweise auch Wiederbelebungsmaßnahmen umsetzen könnten.

Wie wichtig schnelles und sicheres Handeln im Ernstfall ist – dazu wussten vor der Unterrichtsstunde im kleinen Kreis nicht nur Rückert und Zimmermann Beispiele aus ihrer ganz persönlichen Erfahrung zu berichten, sondern sehr viele Erwachsene hatten wohl schon Situationen, in denen sie als Helfer gefordert waren. Und wenn man es von klein auf lernt, herrscht in solchen unerwarteten Momenten nicht Panik vor, sondern sicher erlerntes Handeln, wie etwa ein professionell abgesetzter Notruf.

Birgit Sturm übte mit den Erstklässlern das Verhalten im Ernstfall.

Birgit Sturm übte mit den Erstklässlern das Verhalten im Ernstfall.

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Erstellt:
22.11.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 58sec
zuletzt aktualisiert: 22.11.2017, 01:00 Uhr

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