Messe
Wenn’s unter die Haut geht
Der Eröffnungstag der ersten Horber Tattoo-Convention war großteils den Hardcore-Tattoo-Fans vorbehalten. Umso außergewöhnlicher waren die Motive. Heute und morgen öffnet die Messe um 11 Uhr ihre Tore.
Die Horber Tattoo-Convention in Bildern
Es ist überraschend still in den zum Messegelände umgestalteten Räumen des „Quartier 77“ auf dem Horber Hohenberg. Lediglich das gleichbleibende Surren von Nadeln, die in Haut stechen, liegt über dem niedrigen Pegel gedämpfter Stimmen und langsamer Schritte. Es ist Freitag, kurz nach Mittag.
Für die erste Horber Tattoo-Convention bedeutet das: die Ruhe vor dem Sturm.
Die Horber Tattoo-Convention in Bildern
Bevor am Wochenende die Massen von Interessierten und Schaulustigen die Hallen überrennen, nutzen viele Tattoo-Experten den ersten Tag der Messe, um sich Termine bei ihrem bevorzugten Tätowierer zu sichern – oder direkt unter die Nadel zu springen. Sicheren Schrittes und mit fachkundigem Blick bewegen sich diese ersten Besucher durch die drei Haupthallen der Convention, die auf die zwei Stockwerke des „Quartier 77“ verteilt ist.
Etwas zügiger, aber ebenso zielsicher bahnen sich die Organisatoren der Messe ihren Weg durch die Gänge zwischen den Ständen. „Es ist alles perfekt. Im Laufe des Nachmittags wird es auch noch voller werden“, vermutet Johannes Kiefer, „Kulisse“-Betreiber und selbst großer Tattoo-Freund. Kollege Matthias Bartl berichtet zufrieden: „Es sind alle gut angekommen, das Wetter ist wie bestellt, alles tip-top. Jetzt warten wir, bis die Leute vom Schaffen kommen. Ab morgen gibt’s hier Rambazamba.“ Beide Organisatoren haben trotz ihren Verpflichtungen die Augen nach neuen Motiven für sich selbst offen gehalten. „Ich habe schon zwei Termine gemacht. Das werden Sammlerstücke“, verrät Bartl grinsend. Johannes Kiefer meint: „Da gibt es schon noch was, eine kleine Überraschung.“ Und sie sind nicht die Einzigen, die an diesem Wochenende Privates mit Beruflichem vermischen: „Ich glaube, das halbe Personal hat schon Termine. Der Funke springt über“, erzählt Matthias Bartl.
Tätowierer der (Lokal-) Stars
Arbeitslos sind trotz der noch überschaubaren Besucherzahl die wenigsten Tätowierer auf der Messe. Neben „normalen“ Tattoos an Armen, Beinen oder der Schulter, sieht man auch eher ungewöhnliche Wünsche. Ein junger Mann lässt sich zunächst die rechte Seite seines Kopfes rasieren, ehe er sich einen Comic-Hund zunächst aufzeichnen, und dann tätowieren lässt.
Im zweiten Stock des „Quartier 77“ entdeckt man ein bekanntes Gesicht:
„Er ist der Beste weit und breit“, bekräftigt Hübner, der sich schon neunmal dem Horber Studio „anvertraut“ hat, zum ersten Mal 2010. Und seine Bandkollegen folgten dem Beispiel: Michael Dudas hat bis auf eine Ausnahme ganz „Forensick“ tätowiert. Von der „Heim-Messe“ ist der Tätowierer begeistert. „Es ist sehr gut, die Qualität sehr hoch, auch im Vergleich zu anderen Messen in Deutschland oder der Schweiz“, sagt Dudas. Sowohl als Künstler, als auch als Besucher sei man auf der Horber Tattoo-Convention sehr gut aufgehoben. „Es ist geil, dass es sowas hier gibt. Hoffen wir, dass sich das 2018 wiederholt“, sagt Tobias Hübner und begutachtet die Fortschritt auf seinem Arm.
Einige Meter weiter liegt Philipp Hössler gerade auf einer der schwarzen Liegen, die Hose bis übers Knie hochgekrempelt. Der Horber will im März kommenden Jahres ein neues Tattoo-Studio in der Neckarstadt eröffnen, Name: „Happy Face Killer“. Derzeit ist man aber noch auf der Suche nach einem Tattoo-Künstler und einem Friseurmeister. Denn der Laden im ehemaligen Schuhhaus Schüle in der Gutermannstraße soll zur Hälfte Tattoo-Studio und zur Hälfte Barber-Shop werden. Außerdem will Hössler Laserbehandlungen für misslungene Tattoos anbieten.
Direkt neben dem Eingang verpasst Sandra von „Bold as love“ einer jungen Frau ein neues Tattoo auf den Oberarm. „Ich war vergangenes Jahr bei der Balinger Tattoo-Convention und dachte: Da muss ich wieder hin. Es ist auch hier
so eine schöne Messe“, lobt die Stuttgarterin.
Am Ausgang der Messe sitzen Johannes Kiefer und sein Vater Edwin, das Betreiber-Team des „Quartier 77“. „Ich kann nicht beurteilen, wie es läuft. Ich war ja noch nie auf einer Tattoo-Convention“, sagt Edwin Kiefer lächelnd, „und mein Sohn hat keine Zeit, mir eins rauszusuchen.“ Johannes Kiefer grinst. „Doch, doch, ich hab da was gefunden“, sagt er. Das Lächeln auf Edwin Kiefers Gesicht wird etwas schmaler.