Der Esel ist kein stures Tier

Wiesenstetter Kindergartenkinder stimmen sich im Eckhöfle in Weiden auf die Adventszeit ein

Wiesenstetter Kinder stehen vor einem alten Bauernhof. Aus dem Stall hört man ein Meckern. Alexandra Deuringer fragt: „Wer war das?“ Die Antwort: „Das ist eine Ziege“. „Wer macht da Iah?“ „Ein Eeeesel“.

27.11.2015

Von Reinhard Seidel

Greift die junge Ziege an? Nein, sie hofft nur auf einen weiteren Apfelschnitz. Links im Bild steht die Wiesenstetter Kindergarten-Chefin Alexandra Deuringer, rechts in der Mitte Andrea Dehner mit Nesthäkchen Lola auf dem Arm, Petra Wieczorek stellt Esel Hannes mit Möhren ruhig und ganz rechts beobachtet Praktikantin Lara Hanssen aus Trillfingen das Heraneilen der Ziege.Bild: sei

Greift die junge Ziege an? Nein, sie hofft nur auf einen weiteren Apfelschnitz. Links im Bild steht die Wiesenstetter Kindergarten-Chefin Alexandra Deuringer, rechts in der Mitte Andrea Dehner mit Nesthäkchen Lola auf dem Arm, Petra Wieczorek stellt Esel Hannes mit Möhren ruhig und ganz rechts beobachtet Praktikantin Lara Hanssen aus Trillfingen das Heraneilen der Ziege.Bild: sei

Wiesenstetten/Weiden. Die Mädchen und Jungs des Wiesenstetter Kindergartens besuchten gestern das Eckhöfle von Petra Wieczorek im Dornhaner Ortsteil Weiden. Ein Eldorado für Tiere. Kindergartenleiterin Alexandra Deuringer und ihre Kollegin Andrea Dehner hatten heuer als vorweihnachtliches Thema den von Barbara Cratzius und Karl Knospe gestalteten Adventskalender „Wie Aaron nach Bethlehem kam: Eine viel zu große Geschichte für einen kleinen Esel“ ausgesucht.

Hinter den 24 Fenstern wird erzählt, wie der Esel Aaron Maria und Josef in der Weihnachtsgeschichte begleitet. Der Esel ist übrigens auch Thema der ökumenischen Kinderkirche am Sonntag (siehe unten die Meldung).

Petra Wieczorek hält auf ihrem im Jahre 2012 gekauften Hof am Rande des Orts die Eselmama Lieselotte mit ihren Sprösslingen Hannes und Frieda, Hund Luna, zwei Katzen, vier erwachsene- und zwei junge Ziegen, Schafe, Stallhasen und Kaninchen.

Als Gastgeschenk für den Esel eine Karotte

Bevor die Kinder mit dem jungen Esel Hannes wie Josef und Maria eine Wanderung machen, stellt Petra Wieczorek, die Heilerziehungspflegerin und seit 1985 in der Behindertenhilfe tätig ist, einige Regeln auf. „Ihr dürft nicht kreischen oder wie Gummibälle herumhüpfen, wenn ich die Tiere hole.“ Den Kindern ist auch klar, warum: Damit sie nicht wild werden und erschrecken. Und wie bei Pferden darf man sich nicht hinter einen Esel stellen, denn der könnte, wenn er erschrickt, ausschlagen.

Nach ersten zögerlichen Kontakten kommen sich Kinder, Ziegen und der Esel näher und verlieren rasch die Scheu und Angst voreinander. Die Ziegen lassen sich Äpfel schmecken, jedes Mädchen und jeder Junge hat als Gastgeschenk für die Esel eine Karotte mitgebracht. Sie striegeln Hannes und machen sich trotz des ekligen, nasskalten Wetters ein Stück weit auf den Weg. Die meisten Kinder dürfen Hannes am Zaum führen.

Eigentlich sollte unterm Vordach des Hofs ein alter Küchenherd angefeuert werden, damit die Kinder und Erzieherinnen ihre mitgebrachten Saitenwürste erhitzen können. Wegen der Kälte hat Petra Wieczorek jedoch im Hof zwei Räume vorgewärmt. Auch dort steht ein Herd. Wie viele Kinder haben schon einmal erlebt, wie ein prasselndes Holzfeuer Wasser auf der Herdplatte erhitzt?

Frisch gestärkt dürfen die Kinder nochmals die Ziegen und Hasen füttern und streicheln, bevor der Taxibetrieb „car drive emotion“ mit zwei kleinen Bussle die Wiesenstetter zurück bringt. Die Firma hatte die Hin- und Rückfahrt ohne Berechnung übernommen.

Wie Petra Wieczorek erzählt, hat sich bei ihr die Liebe zur Natur und zu den Tieren schon sehr früh gezeigt. Neben den Spaziergängen mit ihren Eseln, um die Natur zu erkunden, bietet sie auch Familien-, Gruppen- und Tagesausflüge, aber auch Thementouren an, etwa über historische Sagen. Außerdem organisiert sie, ob Sommer oder Winter, für Jung und Alt – auch für Menschen mit Behinderungen – Geburtstage in der freien Natur und auf ihrem Hof.

Der Esel ist nicht stur, sondern einfühlsam

Besonders angetan haben es ihr die Esel. Petra Wieczorek charakterisiert seine Wesenseigenschaften mit den Adjektiven aufmerksam, sanftmütig, zuverlässig, ausdauernd, gelassen und charakterfest. Die Zusammenarbeit mit ihnen erfordere vom Mensch „eindeutige Signale, Achtsamkeit, Gelassenheit und stressfreie Kommunikation“.

Das Interessante am Esel sei, so Petra Wieczorek, „dass er sich nicht beherrschen lässt wie Hunde oder auch Pferde. Er hat in der Tat seinen eigenen Kopf und ist sehr einfühlsam. Der Esel spiegelt sein menschliches Gegenüber perfekt. Daher muss man mit Verständnis und Geduld an die Sache herangehen, sonst verweigert der Esel einfach den Dienst. Denn der Esel ist alles andere als stur oder dumm, sondern einfühlsam und vorsichtig“.

Zum Artikel

Erstellt:
27.11.2015, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 48sec
zuletzt aktualisiert: 27.11.2015, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Wirtschaft: Macher, Moneten, Mittelstand
Branchen, Business und Personen: Sie interessieren sich für Themen aus der regionalen Wirtschaft? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Macher, Moneten, Mittelstand!