Handel

Wohltuend für die Stimmung

Den heißen Sommer in Sachen Verkehr hat der Horber Einzelhandel einigermaßen verkraftet – mit Einschränkungen, wie eine kleine Umfrage ergab.

17.10.2017

Von Gerd Braun

Zunehmend freie Fahrt haben die Verkehrsteilnehmer in Horb wieder seit vergangenen Donnerstag. Das wirkt positiv auf die Stimmung. Bild: Kuball

Zunehmend freie Fahrt haben die Verkehrsteilnehmer in Horb wieder seit vergangenen Donnerstag. Das wirkt positiv auf die Stimmung. Bild: Kuball

Die Einschränkungen waren gewiss außergewöhnlich; dass Horb aber unter den Verkehrsströmen in der Zeit der B 32-Sperrung nicht abgesoffen ist, dürfte inzwischen bekannt sein. Seit vergangenen Donnerstag ist die direkte Verbindung zwischen Horb und Nordstetten, gleichbedeutend mit der Anbindung des Verkehrs durch die Stadt an die Autobahn, wieder befahrbar. Doch wie sehr hat sich die rund elfwöchige Sperrung für die Fahrbahnsanierung auf den Horber Handel ausgewirkt? Die SÜDWEST PRESSE hat sich mal ein bisschen umgehört.

„Ich hatte es mir noch schlimmer vorgestellt, aber man hat es auf jeden Fall auch bei Kundenfrequenz und Umsatz gespürt“, sagt Bea Dörr, die mit ihrem Mann Martin das Weinhaus Dörr an der Ecke Mühlener Straße/Neckarstraße betreibt. Dort also, wo sich der Verkehr mit am meisten gekappelt hat. Dies habe sich auch insofern ausgewirkt, dass Kunden wegen parkender Autos nicht mehr in den Hof des Geschäfts einfahren konnten. Außerdem, sagt Bea Dörr: „Viele haben gesagt, dass sie zur Zeit einfach nicht nach Horb reinfahren – speziell aus dem Raum Nordstetten/Empfingen.“

Dies kann auch Monika Schönfeld, Inhaberin des Bekleidungsgeschäftes in der Neckarstraße so bestätigen: „Ich habe immer wieder Kunden gehört, die gesagt haben, dass sie es sich zweimal überlegen, ob sie nach Horb fahren sollen.“ Anders als bei der Weinhandlung Dörr aber habe sie sowohl bei der Kundenfrequenz als auch beim Umsatz keine spürbaren Einbrüche feststellen können. Froh, dass die Straße wieder offen ist und alles zum gewohnten Gang zurückkehrt, ist Monika Schönfeld dennoch. Damit steht sie keineswegs allein.

Auch Stefan Thumm mit seinem Schlüsseldienst in der Hirschgasse hat eine insgesamt entspanntere Stimmung bei den Kunden in der Stadt wahrgenommen – was auch dessen Nachbarin, die Sportartikel-Händlerin Constanze Kittel von Neckarsport bestätigt. Sie habe, sagt sie, nicht unbedingt weniger Umsatz oder Kundenfrequenz verzeichnet, aber der Anteil der Kunden aus der Nordstetter Richtung sei doch merklich geringer gewesen. Das Thema Parken indes spielt für ihre Kunden offenbar keine ganz so große Rolle: „Unsere Kunden sind ja sportlich und scheuen von daher keine Fußwege“, sagt sie – anders als beispielsweise Detlef Kreidler, der Betreiber des Textilgeschäftes im verkehrsberuhigten Teil der Neckarstraße Richtung Ihlinger Tor.

„Das war schon eine Belastung“, sagt er, „es kam kaum einer nach Horb rein.“ Die kulante, von Horb Aktiv und Stadtverwaltung gemeinsam getragenen Parkregelung, die seit Anfang April auf den meisten Plätzen für zwei Stunden das kostenfreie Parken mit Parkscheibe (siehe auch Infokasten) gestattete, ging aus Kreidlers Sicht am Bedarf vorbei: „Das war ja für Kunden gedacht und nicht für die Berufspendler“, beklagt er, dass etliche Kunden offenbar häufig keine freien Parkplätze gefunden hätten. Ganz schlimm sei es gewesen, als das Parkhaus noch für zwei Tage wegen Sanierungsarbeiten geschlossen war: „Da hätte man den Laden zulassen können“, sagt Kreidler, der die Zeit der Straßensperrung auch beim Umsatz „schon gemerkt“ habe.

Die Kulanz bei der Parkregelung würde Citymanager Thomas Kreidler bei einer ähnlichen Situation durchaus wieder so in Erwägung ziehen. „Das ist ein Bonbonle, das man anbieten muss aus meiner Sicht“, sagt er, die zustimmende Rückmeldung aus Händlerkreisen als Feedback hinter sich wissend. Ob oder wie viel das gebracht oder abgefedert hat, lasse sich allerdings schlicht nicht ermitteln. Dennoch sieht Kreidler eine solche zeitlich befristete Lösung als „probates Mittel“, die Auswirkungen solcher Einschränkungen ein wenig abzufedern.

Fabienne Bareis, Mit-Inhaberin des „Goldenen Adler“ im Herzen der Stadt, hat durch ihre Übernachtungsgäste ganz andere Rückmeldungen erhalten: „Wenn Leute aus Ballungszentren kommen, können sie die Debatte um das Verkehrsthema hier nicht ganz nachvollziehen. Dort haben die Parkplatzsuche und der Stau eine ganz andere Dimension.“ Dass sich die Baustelle negativ aufs Geschäft ausgewirkt habe, könne sie so nicht behaupten.

Dieter Beuerle vom Wein- und Teehaus im Mühlgässle ist da völlig entspannt: „Die Leute kommen gezielt, und wer zu mir zum Einkaufen kommen wollte, hat das auch getan.“ Er selbst zieht einen interessanten Vergleich: „In Horb erreicht man doch alles fußläufig recht schnell. In Stuttgart stellen die Leute ihr Auto für viel Geld ins Parkhaus und müssen dann trotzdem noch kilometer-weit laufen…“

Die Parkregelung

Die seit Anfang April geltende Regelung für das Parken auf gebührenpflichtigen Flächen in der Horber Innenstadt hat noch neun Tage Gültigkeit. Bis 26. Oktober darf man noch mit Parkscheibe bis zu zwei Stunden kostenlos in diesen Bereichen parken, mit der Eröffnung des Busbahnhofes endet diese Ausnahmeregelung aber, wie seitens der Stadtverwaltung auf Anfrage mitgeteilt wurde.

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Erstellt:
17.10.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 19sec
zuletzt aktualisiert: 17.10.2017, 01:00 Uhr

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