Naturschutz

Zwei schaffige „Jamaika“-Freunde

Die Landtagsabgeordneten Norbert Beck und Dr. Andre Baumann unterstützten den Horber Nabu bei der Landschaftspflege und werben auch für „Jamaika“.

23.10.2017

Von Willy Bernhardt

Rund 30 motivierte Helfer packten am Samstag mit an, als es darum ging, die sonnenüberflutete Wacholderheide über Mühringen und unweit des Schlosses „Hohenmühringen“ zu pflegen. Ralf Dreiling vom Nabu Horb war stolz über so viel freiwilliges Engagement. Bilder: Kuball

Rund 30 motivierte Helfer packten am Samstag mit an, als es darum ging, die sonnenüberflutete Wacholderheide über Mühringen und unweit des Schlosses „Hohenmühringen“ zu pflegen. Ralf Dreiling vom Nabu Horb war stolz über so viel freiwilliges Engagement. Bilder: Kuball

Eines wurde bei dem Großeinsatz des Horber Naturschutzbundes, kurz Nabu, am Samstagfrüh auf der sonnenüberfluteten Wacholderheide über Mühringen und unweit des Schlosses „Hohenmühringen“ klar: Ihr Versprechen, tatkräftig mitzuhelfen und dabei auch zu demonstrieren, dass es „Schwarz“ und „Grün“ gut miteinander können, Norbert Beck aus Baiersbronn (CDU) und Umwelt-Staatssekretär Dr. Andre Baumann (Grüne), einst Nabu-Landesvorsitzender in Baden-Württemberg.

Die beiden Politiker, die mehr verbindet als der Austausch höflicher Nettigkeiten, gesellten sich voller Tatendrang zu den 30 fleißigen Helfern aus Horb und der näherer Umgebung. Beide wollten den Einsatz ausdrücklich auch als Fingerzeig in Richtung Berlin verstanden wissen, wo nun vier Wochen nach der Bundestagswahl ernsthaft mit den ersten Sondierungen für eine avisierte spätere neue Bundesregierung begonnen haben. Die Botschaft aus Mühringen war klar: Wir können gut miteinander und „Jamaika“ kann funktionieren. Wenn da auch die FDP „mitspielt“.

Norbert Beck wie Dr. Andre Baumann wussten, wovon sie redeten, kommt doch Beck aus der Mit-Nationalpark-Gemeinde Baiersbronn und Dr. Baumann aus Schwetzingen, wo er schon sehr bald nach dem Abitur und dem Zivildienst beim dortigen „Nabu“ in Marburg an der Philipps-Universität Biologie mit den Schwerpunkten Naturschutz, Ökologie und Botanik studierte.. In Mühringen erklärte er nun auch das „zentrale Ergebnis“ seiner Doktorarbeit über die Vegetationsgeschichte der Kalkmagerrasen auf der Fränkischen Alb seit der Bronzezeit. Demnach existieren Kalkmager-Rasenlebensräume seit der Bronzezeit ununterbrochen und gehörten damit zu den ältesten existierenden Kulturlandschaften. Die vom Nabu Horb gepflegte Wacholderheide in Mühringen gehört im übrigen Freifrau Iris von Podelwils vom Schloss „Hohenmühringen“.

Norbert Beck sekundierte seinem Parlamentskollegen: „Der Erhalt unserer Kulturlandschaften ist auch eine Verpflichtung im Sinne der Wahrung der Schöpfung. Auf einem Quadratmeter findet man hier bis zu 50 verschiedene Pflanzenarten. Seit der Bronzezeit vor 4000 Jahren sind viele Arten eingewandert, unser Ziel muss es deshalb auch sein, die Beweidung solcher Flächen durch Schafe und Ziegen wieder zu intensivieren. Hier übernimmt dankenswerterweise der Horber Nabu mit seinen Pflegeeinsätzen diese Funktion.“

Gerade in Baden-Württemberg bestehe zwischen „Schwarz“ und „Grün“ in Sachen Beweidung große Einigkeit. Es sei „das Königsrecht des Haushalts“, dass das Land die bereits erhöhten Fördermittel auch 2018 nochmals aufstocke, betonte Beck kämpferisch. Und zwar um satte 30 Millionen auf dann deren 90. Gemeinsam heben Beck und Baumann, dass insbesondere „die Bewahrung der Schöpfung“ das große verbindende Moment zwischen der CDU und den Grünen „in der Naturschutz-Hochburg Baden-Württemberg“ sei. Beide betonen selbstbewusst, „dass sich Berlin in Sachen ‚Jamaika‘ ein Beispiel an uns nehmen kann“. Beide wollen sie Ministerpräsident Winfried Kretschmann vor Ort die hiesigen Situation vor Augen führen.

Ralf Dreiling vom Nabu Horb war stolz darauf, dass sich insgesamt 30 Mitglieder für den Einsatz auf der 15 Hektar großen Wacholderheide freiwillig gemeldet haben und sagte: „Der magere mit Wacholdern durchsetzte Halbtrockenrasen bietet zahlreichen auch inzwischen selten gewordenen Arten Lebensraum. Die Wacholderheide ist eine historische Kulturlandschaft, die aus Beweidung mit Wanderschafherden entstanden ist. Schafe fressen Gras und Kräuter, aber sie verbeißen keine Wacholder, weshalb sich diese konkurrenzlos stark verbreiten konnten.“

Die Schäfer hätten dann mit der Schippe an ihrem Schäferstock die jungen Wacholder immer wieder ausgestochen, um die übermäßige Ausbreitung zu verhindern. „So konnte sich eine artenreiche Wacholderheide entwickeln, ein hochwertiger Lebensraum für Insekten, Vögel und Kleinsäuger, ergänzt Umwelt-Staatssekretär und Biologe Dr. Andre Baumann kompetent. Und betont zudem: „Die Wanderschäferei von damals mit weit umherwandernden Schafherden gibt es heute so nicht mehr. Deshalb ist es zum Erhalt der hier vorhandenen ökologisch besonders wichtigen Pflanzengesellschaften wichtig, dass die Flächen regelmäßig gemäht und abgeräumt werden“.

So werde einem Zuwachsen des Halbtrockenrasens entgegengewirkt und gleichzeitig durch den Abtransport des Schnittgutes eine Düngung des Bodens vermieden, so dass der Boden nährstoffärmer wird, was wiederum für den Erhalt der Artenvielfalt des Gebietes wichtig sei.

Langten zu: Die Abgeordneten Baumann (rechts), Beck und andere Helfer.

Langten zu: Die Abgeordneten Baumann (rechts), Beck und andere Helfer.

Zum Artikel

Erstellt:
23.10.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 21sec
zuletzt aktualisiert: 23.10.2017, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Recht und Unrecht
Sie interessieren sich für Berichte aus den Gerichten, für die Arbeit der Ermittler und dafür, was erlaubt und was verboten ist? Dann abonnieren Sie gratis unseren Newsletter Recht und Unrecht!