Testosteron und Perspektivlosigkeit sind ein fieser Cocktail, besonders für Jungs.

7 Jungfrauen

Testosteron und Perspektivlosigkeit sind ein fieser Cocktail, besonders für Jungs.

24.11.2015

Von Dorothee Hermann

7 Jungfrauen

Seit 28. September 2007 als Leih-DVD erhältlich (Anbieter: Good Movies)

Tano ist einer dieser Jungs, die man fast nie ohne eine Flasche in der Hand sieht. Dabei ist sein Leben ziemlich hektisch. Er hat ja auch nur zwei Tage Zeit. So lange bekommt er frei vom Jugendknast, um die Hochzeit seines älteren Bruders mitzufeiern. Aber der wirkt ziemlich melancholisch, und die geliebte Großmutter ist todkrank.

Also rennt Tano (Juan José Ballesta) so schnell als möglich wieder aus der Wohnung. Er tut sich mit seinen alten Kumpels zusammen, lungert im Einkaufszentrum herum, klaut und dröhnt sich zu. Ab und zu geraten sie in eine Schlägerei. Zwischendurch arrangiert Tano ein Treffen mit seiner Freundin Patri. Für Augenblicke meint man in seinem offenen, noch beinah kindlichen Gesicht seine ganze Schutzlosigkeit zu sehen.

Auf keinen Fall wollen die Jungs so enden wie der dicke ältere Mann, der seit 20 Jahren in der Imbissbude Hähnchen brät. Wenn er so aussehen würde, spottet Tanos Freund Richi, würde er sich operieren lassen. Richis Vater ist im Knast. Seine Mutter sitzt den ganzen Tag apathisch in der Wohnung. Richi hat längst seine eigenen krummen Geschäfte laufen. Eine Zukunft hat er kaum.

Der Regisseur Alberto Rodriguez, Jahrgang 1971, zeigt die spanische Variante von Testosteron und Perspektivlosigkeit in der Vorstadt ohne anzuklagen. Aber ein leises Bedauern mag sich gegenüber dem Jungen mit dem offenen Gesicht schon einstellen. Von den Erwachsenen kann er keine Hilfe erwarten; seine Freundin trennt sich von ihm. Auf Tano wartet keiner; aber eigentlich ist er dafür noch zu jung.