Adam und Evelyn

Adam und Evelyn

Ein ostdeutsches Paar muss sich im Sommer 1989 in Ungarn entscheiden, ob es einen gemeinsamen Neuanfang im Westen wagt.

08.01.2019

Von Madeleine Wegner

Adam und Evelyn
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Adam und Evelyn sitzen im Garten. Die Grillen zirpen, Vögel zwitschern, irgendwann singt auch die Nachtigall. Es ist ein ewiger Sommer, grün, üppig und wild. Es ist der Sommer 1989, irgendwo in Brandenburg. Es könnte idyllisch sein, rein und still – geradezu das Paradies.

So empfindet es zumindest Adam. Als Damenschneider zieht er Frauen gern schön an, als Hobbyfotograf zieht er sie am liebsten aus. Evelyn arbeitet als Kellnerin und will nach Ungarn in den Urlaub. Zugleich ist sie genervt von ihrem wortkargen, phlegmatischen Partner. Als sie ihn mit einer seiner Kundinnen erwischt, ist die Stimmung vollends im Keller.

„Ich möchte am liebsten alles hinter mir lassen“, sagt Evelyn. Es ist nicht klar, ob sie nur ihrem persönlichen Beziehungschaos davonlaufen will oder warum sonst sie der Westen reizt.
Als bunte Abwechslung zum grauen Alltag?

Mit „Adam und Evelyn“ hat Andreas Goldstein den gleichnamigen Wende-Romans von Ingo Schulze verfilmt. Während Schulzes Road-Roman vor allem von lebensnahen, leichten Dialogen lebt, entscheidet sich Goldstein fürs Gegenteil. Sein zähes Drama ist geprägt von langen Einstellungen und von viel Stille, in die vermeintlich bedeutungsschwere Sätze hineingesprochen werden. Es ist ein Schauspiel in Theatermanier. Diese prätentiösen Gespräche, Schauspiel und biblische Symbolik gaukeln eine vermeintliche Tiefgründigkeit vor und scheinen am Ende doch nur eines verhüllen zu wollen: Dass auf der Leinwand nichts ist, was erzählt werden will.

Sicher, zu erzählen gäbe es genug. Von Dreiecksbeziehungen, von der Flucht aus dem Alltag, von schmerzender Sehnsucht, von der großen Freiheit, die in der engen, trostlosen Vorort-Siedlung endet, und immer auch von „den anderen“.

Mit „Adam und Evelyn“ hat der 54-jährige Goldstein sein Debüt abgeliefert. Schon im Frühjahr soll sein nächster Film in die Kinos kommen: In dem dokumentarischen Essay „Der Funktionär“ beschäftigt sich Goldstein mit seinem Vater,
den DDR-Kulturminister und Staatssekretär für Kirchenfragen Klaus Gysi.

Träge wie ein langer Hochsommernachmittag, an dem schon alles gesagt ist – nur nicht annähernd so vergnüglich.


Adam und Evelyn

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Erstellt:
08.01.2019, 13:47 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 01sec
zuletzt aktualisiert: 08.01.2019, 13:47 Uhr

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