Jude Law als nervtötender Sexprotz in einem komplett misslungenen Remake des britischen Klassikers.

Alfie

Jude Law als nervtötender Sexprotz in einem komplett misslungenen Remake des britischen Klassikers.

24.11.2015

Von Wolfgang Hübner, AP

Alfie

Mit der ironischen Kinokomödie "Alfie" gelangte 1966 Michael Caine zu jenem Ruhm, der den englischen Schauspieler immer noch begleitet. Caine spielte unnachahmlich einen Herzensbrecher, der im "Swinging London" jener Jahre von einem amourösen Abenteuer zum nächsten eilte. Es war eine Zeit sexueller Freizügigkeit ohne Aids-Gefahr, unerwünschte Schwangerschaften waren mit der Antibaby-Pille leicht zu verhindern. Trotzdem löste "Alfie" damals heftige Diskussionen aus.

Schließlich war die Titelfigur ein ausgemachter Egomane und Zyniker, der sich über die Frauen, die er ins Visier nahm, immer wieder direkt auf den Zuschauer gerichtet despektierlich äußerte.

Caine gelang es gleichwohl, diesen Widerling zu einer interessanten Figur zu machen. Das lässt sich von seinem Landsmann Jude Law, der in Hollywoods heute anlaufendem Remake der Komödie die Rolle von Caine spielt, leider nicht sagen. Und weil der attraktive Darsteller nur schön ist und allzu glattgebügelt fies wirkt, misslingt der gesamte Film, den Charles Shyer inszeniert hat.

Um es ganz klar zu sagen: Dieser "Alfie" geht dem Zuschauer schon nach wenigen Minuten mit seiner dümmlich-anmaßenden Sexprotzerei gewaltig auf den Nerv. Und besonders unerträglich wird es immer dann, wenn Law wie sein unerreichtes Vorbild Caine mit dem Blick in die Kamera den Betrachter zum Komplizen seiner Schürzenjägerei und Frauenverachtung zu machen versucht. Dieser Film, der sage und schreibe 60 Millionen Dollar gekostet haben soll, kann selbst ausgemachte Machos zu Feminismus-Sympathisanten bekehren.

Das alles hätte vermieden werden können, wenn Regisseur, Drehbuch und Hauptdarsteller einen echten Sinn für Ironie und intelligenten Zynismus entwickelt hätten. Doch daran mangelt es diesem "Alfie" total. Zu bedauern sind all die weiblichen Darsteller in diesem Machwerk, darunter so bekannte Namen wie Susan Sarandon und Marisa Tomei. Unverständlich ist, warum sich ein durchaus guter Schauspieler wie Jude Law auf diese Rolle eingelassen hat.

Manhattan passt nicht

Wenn es ihn gereizt haben sollte, in die Fußstapfen seines berühmten alten Landsmanns Caine zu treten, dann hat er sich schon deshalb verkalkuliert, weil die "Alfie"-Figur eine aus ganz anderen Zeiten ist. Ihn vom London der leichtlebigen Sechziger ins verunsicherte Manhattan von heute zu verpflanzen, ist schlichtweg unglaubwürdig. Deshalb wirken selbst die besseren zynischen Sprüche aufgesetzt, die platteren sind nur peinlich. Dass "Rolling Stone"-Frontmann Mick Jagger die Songs für diesen Film schrieb, rettet auch nichts mehr. Auf diesen "Alfie" können die Damen ebenso gut verzichten wie die Kinobesucher.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 13sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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CK1 20.03.200512:00 Uhr

Michael Caine? Toller Schauspieler, keine Frage! Aber wer ist dieses Milchgesicht Jude Law, anyway?

Brigida De Agostin 16.03.200512:00 Uhr

Wir leben nicht mehr in den 60-igern, daher ist der Zeitliche Neubesetzung nicht dumm! Ausserdem kenn kaum jemand noch Michael Caine, warum nicht frischen Wind. Ausserdem gibt es solche Schwachköpfe, die- ja so dämlich sind- und sich dann wundern doch noch einen Schlag ins Gesicht zu kriegen. Das ist ok so!

13.03.200512:00 Uhr

echt geil

Peter 12.03.200512:00 Uhr

grottenschlechte vorstellung