Alles Geld der Welt

Alles Geld der Welt

Thriller nach der wahren Geschichte des 1973 entführten Enkels des reichen Öl-Tycoons John P. Getty, der sich weigerte Lösegeld zu zahlen.

13.02.2018

Von Dorothee Hermann

Alles Geld der Welt
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Im Jahr 1973 schien die Welt der Reichen weit weg, verbannt auf die Seiten von Klatsch-Magazinen. Das hat sich gründlich geändert. Insofern hat der britische Regisseur Ridley Scott („Blade Runner“) den richtigen Riecher, sich auf den damals reichsten Mann der Welt zu konzentrieren, den Ölmagnaten J. Paul Getty. Dem notorisch geizigen Milliardär mit dem reptilienhaft reduzierten Mienenspiel ist nur für die eigenen Obsessionen nichts zu kostspielig. Eingebunkert zwischen wertvollen Antiquitäten, Büchern und Gemälden, hängt er am Ticker, um nur ja keine Börsenmeldung zu verpassen.

Die Entführung seines 16-jährigen Enkels John Paul Getty (Charlie Plummer als Paul) kommt da denkbar ungelegen. Der Tycoon weigert sich rundweg, das geforderte Lösegeld zu zahlen: Er habe 14 Enkel, wo käme er da hin? Es ist an Pauls Mutter Gail, von Michelle Williams zunächst mit fast kindlicher Arglosigkeit gespielt, angesichts der Zumutungen durch die Entführer, den eigenen Schwiegervater, die Polizei und die Paparazzi souverän über sich hinauszuwachsen.

Weniger differenziert wirkt die Entführerbande, darunter der Franzose Romain Duris („L’Auberge espagnole“) als Schurke mit einem Rest psychologischen Gespürs. Auch bei den Kriminellen wächst die Nervosität, als sie auf unabsehbare Zeit eine Geisel an der Backe haben, ohne Geld zu sehen. Erst als sie dem Jungen ein Ohr abschneiden und der Familie zuschicken, tut sich etwas. Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ lässt grüßen.

Vorab gab es um den Film einiges Getöse, weil ursprünglich Kevin Spacey den alten Getty spielte, nach Belästigungs-Vorwürfen aber herausgeschnitten wurde. Der 88-jährige Oscar-Preisträger Christopher Plummer ist weit mehr als ein Ersatz. Er hat sich die Rolle so grandios anverwandelt, dass man sich keinen anderen an seiner Stelle vorstellen kann. Angesichts der Brutalität einzelner Szenen scheint die Freigabe ab 12 Jahren etwas gewagt.

Entführungsthriller, in dem sich im überschaubaren 70er-Jahre-Europa eine Falltür in die Gesetzlosigkeit auftut.

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Erstellt:
13.02.2018, 19:09 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 57sec
zuletzt aktualisiert: 13.02.2018, 19:09 Uhr

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