Aufbruch zum Mond

Aufbruch zum Mond

Biopic über Neil Armstrong, der sich nach einem Schicksalsschlag zum Astronauten ausbilden lässt und mit der Apollo-11-Mission 1969 zum Mond fliegt.

07.11.2018

Von Dorothee Hermann

Aufbruch zum Mond
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Es fängt an wie eine Kindergeschichte: Ein kleiner Junge sitzt in einer Mondsichel. Dann brechen die krachenden Begleitgeräusche einer sehr harten Landung die Szenerie auf. Maschinenteile scheppern, schier bis zum Zerbersten beansprucht, während der menschliche Faktor sich nur durch schweres Atmen bemerkbar macht.

Ein alter Menschheitstraum und seine holprige technische Umsetzung, das ist ein Leitmotiv dieses grandiosen Films. Und beim Aufeinanderprallen der technischen mit den menschlichen Möglichkeiten ziehen letztere immer wieder den Kürzeren.

Als Testpilot Neil Armstrong (Ryan Gosling) doch noch in der Mojave-Wüste landet, ist die Raumfahrt noch im Versuchsstadium. Er müsste eigentlich tot sein, hat es aber wie durch ein Wunder geschafft, wieder sicheren Boden zu erreichen. Raketentechnisch befinden sich die USA 1961 schwer im Hintertreffen gegenüber der Sowjetunion.

Nach der Leichtigkeit von „La La Land“ schickt US-Regisseur Damien Chazelle Hollywoodstar Ryan Gosling auf eine düstere Mission mit ungewissem Ausgang. Gosling gibt dem in sich gekehrten, auf den ersten Blick unglaublich angepassten Weltraumpionier eine melancholische Tiefe, ganz weit weg von der strahlenden Selbstsicherheit eines Mr. America-Superhelden.

Doch der Film hat noch eine weitere, beinahe ebenso eigentümliche Sphäre aufzuweisen wie das All: die propere Vorstadtwelt der 1960er Jahre, wo die Hochschulabsolventin Janet (Claire Foy) bei den Kindern zuhause ist, während der Job ihres Mannes jederzeit zum Himmelfahrtskommando werden kann. Dessen Bereitschaft, sich von einer noch nicht vollkommen beherrschbaren Maschinerie ins Unbekannte katapultieren zu lassen, müssen die Angehörigen mittragen.

Das ständige Risiko gibt den überschaubaren Verhältnissen etwas nicht ganz Geheures. Doch Armstrongs Bereitschaft, im Zweifelsfall zu sterben, scheint nicht nur seinem schier übermenschlichen Pflichtgefühl geschuldet (der Mann hat im Zweiten Weltkrieg gekämpft), sondern auch der Trauer um seine kleine Tochter. In dem zur Ikone gewordenen Astronauten, der als erster Mensch den Mond betreten hat, wird der verletzliche Mensch sichtbar – und vielleicht auch die inneren Konflikte einer ganzen Generation, der scheinbar so konformistischen Männer der sechziger Jahre.

Diese psychologische Bruchlinie, die den technologisch-militärischen Erfordernissen zuwiderläuft, erhöht noch die Countdown-Spannung bis zur Ankunft auf dem Mond, wo die gesamte gewohnte Welt mit einem Schlag von einer Art Vakuum aufgesogen scheint.

Nur die Synchronisierung wirkt überzogen. Sogar der Countdown ist eingedeutscht, dessen triumphales „Zero“ jeder noch im Ohr hat, der die Mondlandung damals vor dem Fernsehgerät mitverfolgt hat.

Für ein Menschheitsziel sogar das eigene Leben zurückstellen: eine Weltraummission als Lektion für Trump.


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Erstellt:
07.11.2018, 14:11 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 14sec
zuletzt aktualisiert: 07.11.2018, 14:11 Uhr

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