Ben Is Back

Ben Is Back

Nach der Rückkehr ihres drogensüchtigen Sohnes fragt sich eine Mutter bald, wie gut sie ihren Sohn überhaupt kennt.

08.01.2019

Von Dorothee Hermann

Ben Is Back
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Selten passt die Witterung draußen vor dem Kino so gut zur Szenerie auf der Leinwand. „Ben Is Back“ ist ein Winterfilm. Ganz weit weg von jeglichem Rentierschlittenklingeling zeigt er nicht etwa einen verheißungsvollen Neubeginn, sondern eher eine bittere Abwandlung der Geschichte vom verlorenen Sohn.

Ben (Lucas Hedges aus „Manchester by the Sea“) zögert wie ein Fremder, als er am 24. Dezember plötzlich vor dem Haus seiner Familie auftaucht. Eigentlich hätte der 19-Jährige in seiner Drogentherapie bleiben sollen, und das Schuldbewusstsein lastet auf ihm.

Doch wenn niemand da ist, hat noch das kuscheligste Haus etwas Abweisendes. Während die Kleinstadt beim Adventssingen in der Kirche fröhlich Gesicht zeigt, zieht Ben im Garten die Kapuze seines Pullis tief über den Kopf.

Als die Mutter Holly (Julia Roberts) mit den drei jüngeren Geschwistern in die Einfährt steuert, halten alle den Atem an. Doch es scheint, dass bei dem unverhofften Wiedersehen der Schreck die Freude überwiegt. Ben ist der älteste Sohn, fast erwachsen, aber noch immer ganz klar das schwierige Kind der Familie.

Diese Ambivalenz zwischen Kind und Mann, Bedürftigkeit und Autonomie gelingt dem Nachwuchsdarsteller Lucas Hedges wunderbar nuancenreich. Bens Teenieschwester Ivy (Kathryn Newton) wirkt dagegen wie eine Musterschülerin. Sie überschlägt schon mal, was für Probleme nun wieder auftauchen werden. Nur die beiden Jüngsten sind unbefangen.

In der Einkaufsmall, wo Holly ihren Ältesten für den Weihnachtsgottesdienst ausstaffieren will, hängt auch ein Exkumpel Bens aus der Drogenszene herum. Er führt Holly vor Augen, wie der soziale Absturz aussieht, dem Ben schon ganz nahe war, und wie brüchig ihr geordnetes Leben ist.

Wie er Mutter und Sohn schließlich auf ungewisser Mission in die Nacht hinausschickt, bricht US-Regisseur Peter Hedges mit der Konvention des weihnachtlichen Wohlfühlfilms. Ben konfrontiert sich und seine Mutter mit den Stationen seiner Sucht. Dabei bleibt offen, ob der Sohn immer noch mit dem Kalkül eines Junkies handelt, oder aus Sorge um seine Familie.

Julia Roberts als Mutter wirkt ebenso zweideutig: Sie könnte das Musterbeispiel einer Co-Abhängigen sein oder einfach eine große Liebende. Auf jeden Fall beweist sie, dass sie nicht nur sentimentale Romanzen draufhat, sondern eine No-Nonsense-Mittelschichtslady darstellen kann, die die sozialen Realitäten in ihrem Land nur zu genau kennt.

Schildert ein winterliches Amerika, wo es dem Einzelnen überlassen bleibt, sich selbst zu helfen oder auch nicht.


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Erstellt:
08.01.2019, 13:44 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 13sec
zuletzt aktualisiert: 08.01.2019, 13:44 Uhr

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