Jetzt hat halt auch die Schwulenbewegung ihren KZ-Film

Bent - wo nur die Liebe bleibt

Jetzt hat halt auch die Schwulenbewegung ihren KZ-Film

24.11.2015

Von che

Bent - wo nur die Liebe bleibt

Dies könnte einer der Filme sein, bei denen Martin Walser weiterzappt, weil sie so garstig die Moral-, hier: die Dachau-Keule schwingen und so genierlich an "unsere Schande" erinnern. Dabei fängt alles so schön bunt an. In den frühen dreißiger Jahren ist ganz Berlin ein Cabaret, eine schaurigschöne Lasterhöhle der Transvestiten, Freaks und Lüstlinge. Speziell für Homosexuelle ist die prickelnd sündhafte Metropole ein Dorado der Tolaranz, wo sich nahezu unbelligt auch in aller Öffentlichkeit knutschen lässt.

Doch ahnen wir, dass in Kürze die grausamen Stiefel marschieren, schon pocht es dräuend an die Tür, und einem jungen Soldaten wird von einer SS-Horde die Kehle durchgeschlitzt. Die Hatz der Nazis aufs vermeintlich Andersartige hat begonnen, und für Max und Horst, zwei exemplarisch herausgegriffene Schwule, endet sie folgerichtig an der Rampe von Dachau.

Fortan rackert sich der britische Regisseur Sean Mathias daran ab, das Lagerdasein als ver-nichtende Tortur de force anzuprangern, doch so recht gelingen will es ihm nicht. Es werden halt doch wieder die üblichen Bestialitäts-Nummern der Naziblase heruntergespult, die nichts erklären, außer daß die Nazis bestialische Gesellen waren. Den Rest des Films arbeiten Max und Horst steineschleppend an den Aufs und Abs ihrer sexuellen Beziehung, die als so eine Art Lichtlein im Dunkel der Barbarei fungiert.

Auch wenn sich Mathias um die Obszönität allzu naturalistischer KZ-Bebilderung einigermaßen erfolgreich herumwindet (zugunsten der distanzierten Theatralik der Bühnenvorlage von Martin Sherman), läßt sich über "Bent" am Ende nichts Positiveres berichten, als daß nun eben auch die Schwulenbewegung ihren KZ-Film hat.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 48sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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