Wirres Märchen-Potpourri ohne roten Faden und doppelten Boden. Für Germanisten verboten.

Brothers Grimm

Wirres Märchen-Potpourri ohne roten Faden und doppelten Boden. Für Germanisten verboten.

24.11.2015

Von che

Brothers Grimm

Den Originaltitel lässt der Verleih unübersetzt, wohl damit sich ja nicht aus Versehen ein gelehrter Germanist ins Kino verirrt. Denn mit den „Brüdern? Jacob und Wilhelm Grimm, den Sprachforschern und Märchensammlern, hat der Film von Terry Gilliam noch nicht einmal die Namen (hier heißen sie Will und Jake) gemeinsam. Wahr ist immerhin, dass sich die beiden Ende des 18. Jahrhunderts zwecks Feldforschung in hessischen Dörfer herumtrieben. Eher unwahr, dass sie die Hinterwäldler über den Tisch zogen, indem sie sich gegen Geld als Retter vor selbst inszeniertem Hokuspokus andienten.

Nun wird sich außer ein paar Bildungsbürgern kaum jemand aufregen, wenn ein so begnadeter Fantast wie Ex-Monty-Python Terry Gilliam („Brazil?, „12 Monkeys?) mit biografischen Bruchstücken, einigen Märchenmotiven und einem Faible für deutsche Mythenschätze (siehe „Münchhausen?) im Gepäck in sein ureigenes Fantasy-Universum düst. Allerdings verpufft der Trip diesmal schon im Ansatz. Hauptgrund ist das Drehbuch von Gruselspezialist Ehren Kruger („The Ring?), dessen Versuch, Dutzende von Handlungssplittern von „Rotkäppchen? bis „Rapunzel? zu einer neuen Geschichte zu verzurren, im gedanklichen Chaos endet.

Zwar hält Gilliam mit barocker Bildgewalt tapfer dagegen, doch ohne erzählerischen Boden unter den Füßen kommen seine imposanten visuellen Ausgeburten über die Wirkung einer Rummelplatz-Geisterbahn nicht hinaus. Und leider geht auf deren hektischem Zickzack-Kurs auch die einzige gute Idee über Bord, in den Märchen das Unterbewusstsein der Titelhelden zu spiegeln. Bleiben als kleine Pluspunkte Heath Ledger (Will) und Matt Damon (Jake), deren lässiges Spiel diese Grimm-Show wenigstens mit etwas Witz und (Selbst-)Ironie aufpeppt.