Es gibt nichts zu erzählen, also drehe ich einen Film ? und warum nicht mal in Indien?

Darjeeling Limited

Es gibt nichts zu erzählen, also drehe ich einen Film ? und warum nicht mal in Indien?

23.11.2015

Von che

In Indien, dem Mekka der Spiritualität, will sich Francis Whitman (Owen Wilson) mit seinen Brüdern (Adrien Brody, Jason Schwartzman) aussöhnen, die seit längerem überkreuz liegen. Man trifft sich in einem Langstreckenzug, doch statt Erleuchtung und seelischer Läuterung brechen sich bald wieder die seit Ewigkeiten kultivierten Eifersüchteleien Bahn.

Wer da eine seriöse Analyse dysfunktionaler Familienverhältnisse trapsen hört, kennt Wes Anderson, den intellektuellen Kindskopf unter den Hollywood-Regisseuren, schlecht. Nach dem U-Boot in „Die Tiefseetaucher? ist Indien für ihn nur eine weitere hübsch dekorierte Puppenstube, um einen von jeglicher Realität abgekoppelten Universum skurriler Charaktere und Begebenheiten vorzuführen.

Eine Weile ? speziell in dem grandios minimalistischen „Vorfilm? ? vermag diese inhaltsleere Schrullen-Parade durchaus zu amüsieren, zumal sie Kameramann Robert Yeoman mit sehr aparten Bildern ausstaffiert. Bald aber zeitigt die sich entwicklungslos im Kreis drehende Fabel nur noch gepflegte Langeweile.

Richtig peinlich wird es, wenn Anderson zur Abwechslung mal Bewegung ins starre Marottenritual der Geschwister bringen will ? und ihm nicht mehr einfällt, als ein einheimisches Kind über die Klinge springen zu lassen. Da sehnt man sich dann beinahe nach den harmlosen Kultursünden der unbedarften Rucksack-Touristen in "Hotel Very Welcome".

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