Entspannt ironische Aufbereitung von Familienkrisen-Klischees. Aber wenn's Ernst wird, hört der Spaß auf.
Das wahre Leben
Entspannt ironische Aufbereitung von Familienkrisen-Klischees. Aber wenn's Ernst wird, hört der Spaß auf.
Im Goldenen Dreieck aus „Vier Minuten?, „Das Parfum? und „Wer früher stirbt? ging beinahe unter, dass auch „Das wahre Leben? am vergangenen Wochenende mit einer Lola bedacht wurde. Der neue deutsche Shooting-Star Hannah Herzsprung bekam sie als beste Nebendarstellerin ? was wohl als Trost zu verstehen ist, weil sie in „Vier Minuten? dem Alter (Monica Bleibtreu) den Vortritt lassen musste.
Der Film, für den die Tübinger Agentur b.casted die Komparsen ausgesucht hat, knöpft sich eine deutsche Mittelschichtsfamilie vor. Der Vater (Ulrich Noethen) malocht fast rund um die Uhr als Risikomanager. Die Mutter (Katja Riemann) betreibt lustlos eine Galerie. Der Sohn arbeitet etwas umständlich an seinem Coming Out, während sein kleiner Bruder mit Bomben aus dem Chemiebaukasten das Vorstadt-Viertel in Schrecken versetzt und in dem Nachbarsmädel (Herzsprung) aus noch chaotischeren Verhältnissen eine Mitstreiterin findet. Wer da die Klischees trapsen hört, hat vollkommen recht ? allerdings werden sie von dem in Ludwigsburg ausgebildeten Regisseur Alain Gsponer so entspannt und sanft ironisch verabreicht, dass man sie wie liebe alte Bekannte umarmen möchte.
Im ersten Teil eine gallige Edel-Sitcom, steuern die unterschwellig lodernden Konflikte schließlich auf die Explosion zu, als der frisch entlassene Papa das traute Heim zu belagern beginnt. Mehr als Herzsprung hätte die Lola übriges Katja Riemann verdient, die wie schon in „Agnes und seine Brüder? beweist, dass sie, wenn der Stoff es nur hergibt, eine brillante Schauspielerin ist ? und das ohne jedes exaltierte Kabinettstückchen.