Prachtvolle Sizilien-Bilder und eine schwüle Fantasie machen noch lange kein großes Melodrama.

Der Zauber von Malena

Prachtvolle Sizilien-Bilder und eine schwüle Fantasie machen noch lange kein großes Melodrama.

24.11.2015

Von che

Der Zauber von Malena

Ob auf einem amerikanischen College oder in einer sizilianischen Kleinstadt der vierziger Jahre - pubertierende Jungs haben überall auf der Welt nur das eine im Kopf: In der Clique die Penislängen vermessen, der Angebeteten das Höschen von der Wäscheleine stibitzen und sich damit des Nachts den Wonnen der Selbstbefriedigung hingeben.

Im Fall des 13-jährigen Jungsizilianers Renato ist die Liebesmüh indes von vornherein vergeblich, denn seine Flamme, die Soldatenwitwe Malena, ist mehr als doppelt so alt und außerdem von unnahbarer Schönheit. Kein Wunder, dass Regisseur Giuseppe Tornatore ("Cinema Paradiso") die kleine Teenie-Tragik alsbald in großes Frauen-Schicksal münden lässt.

Von ihrem pickligen Verehrer auf Schritt und Tritt verfolgt, muss sich Malena aus bitterer Not der Hurerei hingeben und wird am Ende vom sexualneidischen Mob blau geprügelt und mit Schimpf aus der Stadt gejagt.

Große Erschütterung mag sich trotzdem nicht einstellen. Ohne sich um deren Blässe in puncto Ausstrahlung zu scheren, vertraut Tornatore allein den Äußerlichkeiten der neuen Italo-Sexbombe Monica Belluci. Lüstern tastet die Kamera ihren wohl geratenen Körper ab und bettet ihn kunstgewerblich schick in pastellbraunes Postkarten-Ambiente.

Hübsch anzusehen ist das, aber bar jedes melodramatischen Prickelns. Ein bisschen ähnelt der Regisseur seinem pubertierenden Spanner, dem vor lauter Starren aufs üppig Weibliche das Herz in die Unterhose rutscht.