Pharma-Bashing in Afrika. Zwischen heißem Reißer und kühler Reportage.

Der ewige Gärtner

Pharma-Bashing in Afrika. Zwischen heißem Reißer und kühler Reportage.

24.11.2015

Von che

Der ewige Gärtner

Hundsgemeine Konzerne, die zur Geldvermehrung bedenkenlos über Leichen gehen. Skrupellose Politiker, die ihre schmutzigen Hände schützend über diese Machenschaften halten. Und ein unkorrumpierbarer Held wie du und ich, der sich todesmutig und im Alleingang dem Übel entgegenstemmt. Aus solchem Holz sind packende Politthriller geschnitzt, und an diese Vorgabe hält sich auch „Der ewige Gärtner?. Schließlich stammt die Buchvorlage von einer Ikone des literarischen Polithrillers, dem Briten John Le Carré.

Ungewöhnlich ist jedoch, dass die Hauptfigur schon nach fünf Minuten tot ist. Tessa Quayle (Rachel Weisz) wird auf einem Trip durchs kenianische Niemandsland umgebracht ? und bald müssen wir vermuten, dass der Mord etwas mit ihrem Wissen um dubiose Medikamenten-Tests an Afrikanern zu tun hat. Ihr Gatte Justin (Ralph Fiennes) will es genau wissen, doch scheint der schüchterne Diplomat mit den hobbygärtnerischen Ambitionen kaum der Mann, um in die Fußstapfen seiner impulsiven und Gerechtigkeits-fanatischen Frau zu treten. Aber aufgeschreckt von Geheimnissen in Tessas Privatleben, wächst der Biedermann über sich hinaus, dringt immer tiefer in den Sumpf des staatlich gedeckten Verbrechens vor und wird so selbst zur Zielscheibe der Schattenmänner.

Der Film des Brasilianers Fernando Mereilles („City Of God?) gehört zu jener Spezies, die sich zur Anklage weltpolitischer Missstände eines populär aufbereiteten Einzelschicksals bedient. Dank der unerhörten Spannung, die langsam anrollt und dann spektakulär explodiert, wird man ihn zu den besten seiner Art zählen dürfen. Dazu gesellt sich eine ausgeklügelte „Ästhetik der Dringlichkeit? (taz) mit atemloser Kamera und auf hektische Reportage getrimmten Bildern, die durchaus erfolgreich um Glaubwürdigkeit buhlt.

Dennoch bleibt „Der ewige Gärtner? in jeder Faser ein Hollywoodfilm. Die (teilweise posthume) Lovestory ist reich an melodramatischen Momenten, zum wirklichen Leben in einem Slum wird ein gebührender Sicherheitsabstand gewahrt, wie überhaupt Afrikaner meist nur als amorphe Masse vorkommen. Und am Ende wird man zwar voller Zorn über die Menschenverachtung unserer lieben Wirtschaft aus dem Kino entlassen, aber irgendwie auch beruhigt, dass man sie mit gesunder Moral und Löwenmut schon zur Räson bringen kann.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 03sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Isabelle Wiertz 28.01.200612:00 Uhr

spitzen Literaturverfilmung, spannend, unterhaltsam, nachdenklich

melanie 22.01.200612:00 Uhr

"this is how the world fucking africa"

rabe abraxas 20.01.200612:00 Uhr

Guter Plot, interesannt in zwei verwobenen Zeitebenen erzählt, schöne Bilder Klasse Kino

waschecht 18.01.200612:00 Uhr

virtuoser Thriller mit ernsthaftem Thema, sehr schön inszeniert!

Steve McQueen 16.01.200612:00 Uhr

Sehr einfühlender Film, der zugleich ein Politthriller ist und gleichzeitig den Blick auf Probleme in Afrika richtet, ohne pathetisch oder aufdringlich zu sein. Oscarverdächtig!

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