Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki

Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki

Mix aus Drama, Romanze und Komödie über einen finnischen Boxer, der zwischen dem Ring und der Liebe hin- und hergerissen ist.

05.10.2016

Von Klaus-Peter Eichele

„Sucht er sich manchmal fürs Herz einen Schatz, hat er im Ring keinen Platz“. Max Schmeling, „Das Herz eines Boxers“

Schon Max Schmeling wusste ausweislich seines berühmten Lieds: Wer es im Boxsport zu etwas bringen will, muss in der Liebe kurz treten. Seinem finnischen Kollegen Olli Mäki fehlte diese Selbstdisziplin. Der talentierte Leichtgewichtler war in den 1960-er Jahren zwar Europameister – höher hinaus ging es für ihn jedoch nicht. Die entscheidende Phase in Mäkis Karriere schildert Regie-Debütant Juho Kuosmanen, der in seinem preisgekrönten Biopic souverän mit Versatzstücken des Sportdramas, des Liebesfilms und der Komödie jongliert.

1962 arrangiert Mäkis Manager Elis Ask für seinen gerade Profi gewordenen Schützling einen Kampf gegen den amtierenden Weltmeister Davey Moore im heimischen Helsinki. Zum Entsetzen des Impresarios packt Mäki die Gelegenheit, nach den Sternen zu greifen und zum Nationalhelden aufzusteigen, jedoch keineswegs entschlossen am Schopf. Statt à la Rocky wie verrückt zu trainieren und nebenbei die Sponsoren mit glamourösen Auftritten zu verzücken, verknallt sich der bodenständige Kerl wenige Wochen vor dem Fight in ein Mädchen aus seinem Heimatdorf. Woran sich prompt die Erkenntnis anschließt: Wozu reich und berühmt werden, wenn das Glück vor der Haustür liegt! Die Chance auf den Titel tendiert unter diesen Umständen gegen Null, sportliche Spannung verspricht allenfalls noch die Frage, ob Mäki wenigstens genug Pfunde abspeckt, um überhaupt antreten zu dürfen.

Die Geschichte vom Triumph des Herzensguten über das Heldenhafte mag etwas dünn sein, gewinnt aber durch seine Machart einiges an Reiz. Anlass zum Schmunzeln bietet etwa die Konsequenz, mit der Regisseur Kousomanen eine Genreregel des Boxerfilms nach der anderen bricht. Eine Augenweide sind die dem Kunstfilm der frühen Sixties nachempfundenen Schwarz-weiß-Bilder, die nicht nur für Zeit- und Milieukolorit sorgen, sondern auch die antiheroische Botschaft stilistisch akzentuieren.