West-Watschen für die Ostzone samt kulissenprächtiger Dissidenten-Ostalgie.

Der rote Kakadu

West-Watschen für die Ostzone samt kulissenprächtiger Dissidenten-Ostalgie.

24.11.2015

Von che

Der rote Kakadu

Ein Rock?n?Roll-Tanzkurs wird von Volkspolizisten brutal zusammengeknüppelt. Ein Bändchen mit harmloser Natur- und Liebeslyrik landet als staatsfeindlicher Umtrieb vor Gericht. Wer seinen Berufstraum verwirklichen will, muss erst seinen besten Freund bei der Stasi verpetzen. Wäre die DDR ein Mensch gewesen ? man hätte ihr paranoide Wahnvostellungen attestieren müssen. Kein Wunder, dass sich gerade die jungen Kreativen von diesem kranken Mann abwandten und massenhaft in den vermeintlich goldenen Westen rübermachten. Doch statt die Leine ein bisschen zu lockern, beschlossen die Machthaber das Schlupfloch mit dem Bau der Berliner Mauer im August 1961 zu verstopfen.

Vor diesem Hintergrund entspinnt sich am Schauplatz Dresden „Der rote Kakadu?, den der Münchener Regisseur Dominik Graf nach autobiografisch gefärbten Erinnerungen des Autors Michael Klier inszeniert hat. Im Mittelpunkt stehen drei junge Menschen um die 20, die zunächst nichts gegen den Sozialismus haben, aber schwer an den Restriktionen der individuellen Lebensplanung und ihrer (jugend-)kulturellen Vorlieben leiden. Das höchste der Gefühle ist die titelspendende Kneipe, wo sich unter den misstrauischen Augen der Staatsmacht obskure sozialistische Tanzmusik mit klassenfeindlichem Rock?n?Roll vermischt.

So weit sich Grafs Film auf diesen Kultur-Konflikt in seinen immer politischer werdenden Facetten konzentriert, hat er durchaus seine Meriten: als zwar plakative aber kraftvolle Fallstudie über den Anfang vom Ende des realen Sozialismus. Enttäuschend blass bleibt dagegen die sich parallel entfaltende amouröse Dreiecks-Beziehung zwischen dem Bühnenmaler Siggi (Max Riemelt), der Dichterin Luise (Jessica Schwarz) und dem aufbrausenden Proleten Wolle (Ronald Zehrfeld), die weder vom Drehbuch noch von den Schauspielern mit Leben gefüllt wird.

Erst im letzten Drittel, wenn sich privates und weltpolitisches Drama immer bedrohlicher näher kommen, gewinnt der Film jene emotionale Intensität, die man von Dominik Graf („Die Sieger?, „Der Felsen?) gewohnt ist. Leider hat man das Interesse an den Figuren da schon fast verloren.