Espagnol-Kommunarde Romain Duris glänzt als Schlägertyp, der als Pianist ein neues Leben beginnt.

Der wilde Schlag meines Herzens

Espagnol-Kommunarde Romain Duris glänzt als Schlägertyp, der als Pianist ein neues Leben beginnt.

24.11.2015

Von Tom Ziegner

Der wilde Schlag meines Herzens

Der Prolog umreißt knapp ein problematisches Vater-Sohn-Verhältnis; im Hauptteil erweist es sich als Gravitationszentrum der Handlung. Wie früher sein Vater verdient Tom sein Geld als Immobilienhai in Paris, macht sich noch selbst die Hände schmutzig mit brutalen Entmietungsmethoden. Regisseur Jacques Audiard nutzt oft die Handkamera. Schiefe Perspektiven, Tempo und Lautstärke bestimmen die Szenen sozialer, semi-legaler Gewalt. Dazu passt die stampfend-brutale Pop-Musik, die der von Romain Duris mit enormer Präsenz gespielte Held sich gern über Kopfhörer reinzieht.

Eine anders geartete Herausforderung wartet auf ihn nach einem Wiedersehen mit dem Konzertagenten seiner verstorbenen Mutter: Er nimmt den vor langer Zeit aufgegebenen Klavierunterricht wieder auf, will unter anderem eine heikle Toccata von Bach konzertreif einstudieren. Fortan pendelt er zwischen den Welten: Hier die mit exerzitienhaftem Ernst betriebene künstlerische Arbeit mit seiner nur chinesisch sprechenden Klaviertrainerin, dort das aggressive Kohle-Machen.

Gleichsam einen würdigeren Gegner als die konkurrierenden Immobiliengauner sieht Tom allmählich in der am Flügel zu bewältigenden Aufgabe. Die Befreiung aus der gedankenlos übernommenen Lebenswelt des Vaters scheint zu gelingen, in überraschendem Kontext stellt ihm eine Frau eine Schlüsselfrage: „Wieso tust du das??.

Keine Mär von der sittigenden Kraft der Musik erzählt Audiards spannendes, atmosphärisch dichtes Remake der US-amerikanischen „Fingers? von James Toback, vielmehr vom Erwachen des inneren Lebens.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 41sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Maria Below 09.10.200512:00 Uhr

sehenswert, wirklich!!!